Hans Zaremba über den SV 08 und die Funktion der U23
Vor einer für den SV Lippstadt 08 auffallend großen Zuschauerzahl – es hatten sich parallel zur Eröffnung zur Herbstwoche über 900 Fans „Am Bruchbaum“ eingefunden – holten die Schwarz-Roten gegen die Zweite Auswahl von Borussia Mönchengladbach ein verdientes 1:1. Dennoch befinden sich die Lippstädter nach dem elften Spieltag mit nur zehn Punkten von 33 möglichen Zählern auf dem 15. Rang weiterhin in großer Bedrängnis.
Mit dabei die E 2 des SV Bad Waldliesborn, die stolz die Akteure aus Lippstadt und vom Niederrhein auf das Spielfeld an der Wiedenbrücker Straße begleiten. Dabei auch zwei Mädels, die ihr Betreuer Martin Grigoleit in das junge Team aus dem Heilbad aufgenommen hat.
Foto: Hans Zaremba
Nöte des SV Lippstadt 08
Obwohl in der ersten Halbzeit die Gäste vom Niederrhein das eindeutig überlegende Team war, blieb das zuvor vermutete Torspektakel auf dem schmucken Sportplatz an der Wiedenbrücker Straße aus. Im zweiten Durchgang fand der Lippstädter Coach Felix Bechtold das richtige Rezept für seine Equipe, um gegen die Nachwuchsriege des Bundesligisten zu bestehen. Der SV muss sich dringend um die eigene Defensive kümmern, wenn er nach seiner sechsten Saison in Folge die vierte Liga nicht wieder verlassen will. Im Schnitt des bisherigen Verlaufs in der Regionalliga West musste der SVL mehr als zwei Gegentreffer pro Begegnung hinnehmen. Da reicht es nicht aus, mit 18 Buden über eine relativ starke Offensive zu verfügen. Zudem ist die Bilanz von sieben Punkten aus sechs Heimspielen recht dürftig. Drei Siege, ein Unentschieden und sieben Schlappen dokumentieren die momentanen Nöte des 1997 aus Teutonia und Borussia entstandenen Fusionsvereins. Erfreulich ist zumindest, dass sich die kürzlich aufgetretenen Wogen zwischen Präsidium und Aufsichtsrat des SV Lippstadt 08 gelegt haben. Ein längerer Streit unter den Funktionären hätte gewiss auch auf die aktiven Kicker ausgestrahlt. Nun muss der SV 08 am zweiten Herbstwochensonntag um 14.00 Uhr im Gelsenkirchener Parkstadion bei der Reserve des vormaligen Bundesligaclubs FC Schalke 04 antreten. Eine ungewöhnliche Zeit für eine Partie in der Regionalliga.
Funktion der U23
Die Fohlen und Knappen verfügen wie der Effzeh aus Köln, der SC Paderborn 07 und Fortuna Düsseldorf über sogenannte U23-Mannchaften, dies sich mit den Lippstädtern sowie den heimischen Konkurrenten Rot-Weiß Ahlen, FC Gütersloh und SC Wiedenbrück im Wettbewerb in der Regionalliga West befinden. In den vergangenen Jahren haben andere renommierte Vereine ihre zweiten „Anzüge“ aus dem Spielbetrieb genommen. Mit Bochum, Frankfurt, Leipzig und Leverkusen gleich vier Mitglieder aus dem Oberhaus. Zu hohe Kosten waren meist ihre Begründungen. Als zusätzliches Argument für die Rückzüge wurden die fast überall geringen Zuschauerzahlen bei den Heimspielen angeführt. Deutliche Ausnahmen bilden die U23-Teams des BVB 09 in der dritten Liga und von Bayern München in der bayerischen Regionalliga, die bei ihren Auftritten im Schnitt vierstellige Zahlen auf den Rängen in den altehrwürdigen Arenen „Rote Erde“ in Dortmund und „Grünwalder Straße“ in der Isarmetropole verzeichnen können. Ausgeblendet haben die Verantwortlichen im Revier, am Main, in Sachsen und beim rheinischen Werksclub offenkundig die traditionelle Funktion der U23 als Talentschuppen. Von solchen und förderlichen Erfahrungen mit der U23 wurde verschiedentlich bei den Königsblauen in der Gelsenkirchener Vorstadt berichtet. Diesen Aufgabenkreis für die Entwicklung mit der „Knappenschmiede“, aus es inzwischen mehr als 100 Nachwuchsspieler in den Profisport geschafft haben, schildert der heutige Fußball-Geschäftsführer des FC Union Berlin, Oliver Ruhnert, im 2022 veröffentlichten Buch „Vom Sauerland über Schalke zu Union“ anschaulich. Dabei verschweigt der aus Arnsberg stammende 45jährige Sportwissenschaftler auch die oftmals hierarchischen Strukturen zwischen den Berufssportlern im Bundesligakader und die heranwachsenden Kräfte aus der U23 nicht, mit denen er ebenso am Schalker Markt konfrontiert wurde.