Hans Zaremba schaut auf die Bundesliga in 2023/24
Nach der ereignisreichen 60. Bundesliga-Auflage mit der geglückten Verteidigung der Meisterschale durch die Bayern und des erneuten bitteren Wegs der Schalker in die Zweite Liga startet die deutsche Spitzenliga am kommenden Freitag, 18. August, mit der Partie zwischen Werder Bremen und Bayern München in die neue Spielzeit. Fundierte Prognosen, ob es den Dortmundern oder vielleicht Leipzig als potentielle Herausforderer des Rekordmeisters gelingt, einen zwölften Münchener Titelgewinn in Folge aufzuhalten, lassen sich zum Beginn der Saison kaum verkünden. Mit dieser Betrachtung erfolgen Blicke auf mögliche Aspiranten auf den Meistertitel und auf die vermutliche Situation im Tabellenkeller in der nächsten Runde im Fußballoberhaus.
Titelfavorit
Die Bayern, die trotz der auffälligen Rauswürfe der ihrer wichtigsten Chefs – Vorstandsboss Oliver Kahn, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Trainer Julian Nagelsmann – beim Saisonfinale wiederum die Schale holten, wollen mit einer vollständig neuen Crew auf ihrer Clubbrücke zur Vorherrschaft in der Bundesliga zurückkehren. Mit dem Wechsel ihrer offiziellen Häuptlinge haben Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nochmals aufgezeigt, wer beim Branchenführer schließlich das Sagen hat. Der im Frühjahr verpflichtete Übungsleiter Thomas Tuchel hatte derweil genügend Zeit, den Kader zu formieren. Aktuell werkelt er noch an einer Lösung für das Sturmzentrum, wo nach dem Weggang von Robert Lewandowski seit dem Sommer 2022 eine schwer zu schließende Lücke besteht. Doch für viele Beobachter gilt der 33-fache deutsche Meister wieder als erster Anwärter auf den Titel.
Herausforderer
Dass bei den BVB-Fans – so auch bei den Lippstädter „Optimisten“ – der Frust über die im Mai auf den letzten Metern vergeigte Schale noch nicht ganz überwunden ist, liegt auf der Hand. Zudem sind aufgrund der Wechsel von Jude Bellingham (Real Madrid) und Raphael Guerreiro (Bayern München) die Aussichten auf eine neunte Meisterschaft für Dortmund nicht gerade gestiegen. Es verblüfft somit nicht, dass Sportdirektor Sebastian Kehl den Rivalen von der Isar als Favoriten sieht. Ob der Transfer von Felix Nmecha aus Wolfsburg angesichts seiner Social-Media-Posts, die als homophob oder transfeindlich interpretiert wurden, dem Image der Schwarz-Gelben dienlich ist, bleibt zu hinterfragen. Zumindest gab es für den 22-jährigen Nationalspieler zur Dortmunder Saisoneröffnung am ersten August-Sonntag keine Pfiffe. Einen noch größeren Umbruch als der BVB haben die Leipziger zu verkraften. Die „Brausemänner“ mussten sich gleich von mehreren erfolgreichen Spielern lösen. Insbesondere vom Goalgetter Christopher Nkunku, den es für ein fürstliches Salär für die nächsten sechs Jahre zu Chelsea London zog. Neben dem in Dortmund gescheiterten Coach Marco Rose sind es vor allem der aus Mönchengladbach geholte Sport-Geschäftsführer Max Eberl und der ehemalige Schalker Rouven Schröder als Sportdirektor, die den erforderlichen Umbau beim Doppel-Pokalsieger (2022 und 2023) managen müssen.
Abstiegszone
Bekanntlich haben es die Aufsteiger stets schwer, sich an die Herausforderungen im neuen Umfeld zu gewöhnen. Das gilt genauso für den FC Heidenheim, der nun erstmals in der Beletage mit von der Partie ist, und dem Rückkehrer SV Darmstadt 98. Mutmaßlich dürfte der VfL Bochum auch im dritten Jahr nach dem Wiederaufstieg erhebliche Probleme bekommen. Womöglich schafft es Thomas Letsch abermals, sich mit dem Revierclub gegen die vermutlichen Kontrahenten im Keller durchzusetzen. Darunter werden wahrscheinlich wieder Augsburg und Stuttgart sein. Von etlichen in der Szene werden gleichfalls die Kölner als gefährdet beäugt, da ihr Betreuer Steffen Baumgart mit Jonas Hector und Ellyes Skhiri zwei seiner stärksten Profis ersetzen muss. Zudem gab es zum Ende der letzten Saison für den Effzeh einige beunruhigende Schwächephasen. Schwierigkeiten werden ebenso Borussia Mönchengladbach prophezeit, die mit Jonas Hofmann, Lars Stindl, Ramy Bensebaini und Marcus Thuram gleich vier ihrer größten Leistungsträger verloren haben. Passenden Ersatz gibt es bisher kaum. Mit Gerado Seoane hat anstelle des früheren Lippstädters Daniel Farke ein neuer Trainer am Niederrhein angedockt. Auf dem Schweizer lastet jetzt die hohe Bürde, einen denkbaren Abstieg des fünfmaligen Meisters zu umgehen.