Berechtigte Zweifel bleiben

Hans Zaremba zum WM-Turnier in Katar

Gewiss war das Endspiel beim Turnier in Katar zwischen Argentinien und Frankreich (3:3 nach 120 Minuten und 4:2 im Elfmeterschießen) am letzten Sonntag eine der besten Final-Partien in der seit 1930 währenden Geschichte der Weltmeisterschaft (WM) im Fußball. Das Match in den Medien jedoch zum Allerbesten im Wettbewerb um die weltweite Dominanz im Fußball zu erheben, ist wohl dem Augenblick nach dem reizvollen Fight zwischen den Mannschaften ab der 80. Minute und in der halben Stunde der Verlängerung geschuldet. Eine solche Wertung wird den spielerischen Auftritten anderer großer Teams bei früheren Endspielen allerdings nicht gerecht.

Der DFB bleibt in der Kritik: Nachlese des Chronisten der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba, zum Turnier in Katar.

Ursünde

Über das sportliche Highlight der zwischen dem jetzigen Weltmeister und dem vorherigen Titelverteidiger ausgetragenen Begegnung hinaus haben aber andere Faktoren die Tage im Emirat überlagert. Als der Staat am Persischen Golf in 2010 den Zuschlag für die WM bekam, mussten die erforderlichen Spielstätten mit der notwendigen Infrastruktur erst noch errichtet werden. Was sich beim Aufbau der aufwendigen Arenen im Wüstenreich ereignet hat und wie viele Gastarbeiter dabei den Tod fanden, bleibt weiterhin mehr oder weniger im Dunkeln. Von den Kritikern wird dies als Ursünde der WM 2022 bezeichnet. Nach ihrer Auffassung hätte der Wettbewerb in diesem Land nicht stattfinden dürfen, was aber an der Spitze der Fifa (Fédération Internationale de Football Association) und insbesondere den umstrittenen Präsidenten Gianni Infantino nicht sonderlich interessierte. Für den Weltverband des Fußballs zählt offenkundig nur der Profit: Presseberichten zufolge soll für die letzten vier Jahre ein Rekordumsatz von 7.25 Milliarden Euro erzielt worden sein.

Qualität

Zurück zum Fußball: Das Endspiel und auch die zuvor ausgetragenen Treffen im Halbfinale zwischen Argentinien und Kroatien (3:0) sowie Frankreich und Marokko (2:0) haben noch einmal offenbart, warum für die deutsche Nationalauswahl bereits nach Beendigung der Gruppenphase die Heimreise auf dem Programm stand. Für den Beobachter war klar zu erkennen, dass diese vier Teams allesamt von ihrer Befähigung die Fußballer aus Deutschland überflügelt haben. Das nunmehr dritte nur mäßige Abschneiden einer DFB-Auswahl nach den Pleiten bei der WM 2018 und der EM 2021 hat es nach einer Beurteilung des Fachblattes „Kicker“ augenfällig belegt: „Die Qualität im deutschen Kader ist nicht mehr so hoch, wie sie bei der WM 2014 noch war.“ Um diesem greifbaren Mangel zu begegnen, soll es beim DFB (Deutscher Fußball-Bund) jetzt erneut eine Task Force richten.

Zukunft

Sie habe sich allein um die sportliche Zukunft des DFB von der Männer-Nationalmannschaft bis hin zur Talentförderung zu kümmern. Nach Mitteilung des DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf sei es die Aufgabe dieses Kreises ((Ex-Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Leverkusens langjähriger Geschäftsführer Rudi Völler, Rummenigge-Nachfolger Oliver Kahn, BVB-Berater Matthias Sammer und Oliver Mintzlaff, der unlängst RB Leipzig den Rücken gekehrt hat, um beim Sponsor der Sachsen Chef zu werden) ihn und den vermeintlich neuen starken Mann beim DFB, BVB-Vorstandsvorsitzender Hans-Joachim Watzke, zu beraten. Was auch immer darunter zu verstehen ist. Es sind berechtige Zweifel zu registrieren, ob diese Entscheidung zielführend ist. Speziell sorgte die Berufung des Brause-Managers Oliver Mintzlaff für massive Rüffel, weil mit ihr nach Meinung vieler Fußball-Fans – auch in der Region von Lippstadt – die ohnehin vernehmliche Entfremdung von der Nationalmannschaft noch massiver werde. Ebenso muss hinterfragt werden, ob die nach der Blamage der DFB-Auswahl auf der arabischen Halbinsel sehr schnell ausgesprochene Job-Garantie für den Bundestrainer Hansi Flick durch die DFB-Oberen angebracht war.