Hans Zaremba schaut auf die Bundesliga
In diesem Jahr kann die Bundesliga auf ihr 60-jähriges Bestehen zurückschauen. Während der ganzen Zeit hat es jedoch einen derartigen Saisonablauf, wie er durch die umstrittene Weltmeisterschaft am Persischen Golf unterbrochen wurde, noch nicht gegeben. Mit dem 16. Spieltag und dem Auftaktmatch zwischen RB Leipzig und Bayern München am Freitag, 20. Januar, setzt das Oberhaus seine Runde 2022/23 fort. Anlass genug, auf die Ausgangslage für die verbleibenden 19 Spieltage zu schauen und einige Teams aus der Beletage des deutschen Fußballs gründlicher zu betrachten.
München
Trotz des Ausfalls ihres Schlussmannes Manuel Neuer, der sich im Skiurlaub einen Unterschenkelbruch zugezogen hat, bleiben die Bayern weiterhin der Favorit für die Vergabe der Schale. Mit Sven Ulreich haben sie einen exzellenten Mann in der Reserve. Warum man dennoch an der Säbener Straße nach einen weiteren Torsteher – Yann Sommer aus Mönchengladbach und der Frankfurter Kevin Trapp wurden verschiedentlich genannt – Ausschau gehalten hat, bleibt ein Geheimnis der Bosse des Branchenführers. Die vorschnelle Verpflichtung von Alexander Nübel von Schalke 04 im Sommer 2020 und die damit verbundene Unruhe im Gefüge des Rekordmeisters sollten noch in Erinnerung sein.
Freiburg
Gewiss haben die Breisgauer mit ihrem Kultcoach Christian Streich in den bisher 15 Auftritten gute Leistungen gezeigt. Den momentanen Zweiten zu den Titelanwärtern zu zählen, wäre aber verfrüht. Mit Blick auf die anderen Clubs aus der Spitzengruppe – von Bayern München bis zu Union Berlin – fehlt Freiburg womöglich noch die nötige Stetigkeit.
Leipzig
Die Begeisterung der Fußballfreunde – sieht man von den eigenen Anhängern ab – für die Sachsen hält sich immer noch in Grenzen, was angesichts des eigenartigen Konstrukts der Leipziger nicht sonderlich überrascht. Unabhängig von diesem Umstand hat sich der von einer Brausefirma massiv geförderte Bundesligist nach dem Rauswurf ihres Übungsleiters Domenico Tedesco mit dem einstigen BVB-Trainer Marco Rose sportlich wieder gefangen. Ein ernsthafter Aspirant für die Meisterschaft im Mai 2023 sind auch die Rasenballer nicht.
Dortmund
Bei sechs Niederlagen aus 15 Partien werden auch die zuversichtlichsten Mitglieder der Lippstädter „Optimisten“ ihren Schwarz-Gelben im Titelrennen 2023 keine gewichtige Rolle mehr einräumen. Es sind erhebliche Baustellen, die seit dem August 2022 bei Borussia Dortmund offenkundig geworden sind. Sowohl in der Verteidigung, wo die ins Revier geholten Nico Schlotterbeck und Niklas Süle ihre Rollen noch nicht gefunden haben, als auch im Sturm mit dem bislang wenig mitreißenden Zugang Antony Modeste. Ob es klug ist, dass sich in dieser kniffligen Phase für den BVB sein Vorstandschef Hans-Joachim Watzke derart stark für die Aufarbeitung der Probleme des DFB (Deutscher Fußball-Bund) nach den kläglichen Auftritten des Nationalteams beim Weltturnier engagiert, muss hinterfragt werden.
Schalke
Als Schlusslicht mit lediglich neun Zählern und einem Rückstand von fünf Punkten zum Relegationsrang werden die Knappen erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen, wenn sie nach nur einem Jahr nicht erneut den bitteren Gang ins Unterhaus antreten wollen. Das wird auch ihren treuesten Anhängern der Königsblauen in Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse“) bewusst sein. Doch bekanntlich stirbt die Hoffnung zum Schluss.