Von Boris Rupert (Text) und Hans Zaremba (Fotos)
Berlin, sagt der Volksmund, sei eine Reise wert. Wenn die BVB-Profis heute am späten Nachmittag ins Flugzeug nach Berlin steigen, wird es auch eine Reise ins Ungewisse. Denn nach dem Trainerwechsel bei der Hertha weiß Jürgen Klopp nicht, ‚wie stellen sie sich taktisch auf?‘
Trainer mit BVB-Vergangenheit
René Tretschok ist interimsweise neuer Trainer bei der Hertha, und diesem sympathischen Sportler, der für Borussia quasi die Tür zum Champions-League-Finale aufsch(l)oss, wünscht man alles Gute und viel Erfolg – nur am Samstag (15.30 Uhr, live im Netradio) bitte nicht, wenn der Deutsche Meister beim Aufsteiger antritt.
Tretschok hat seine Berliner Mannschaft so weit abgeschottet, dass Klopp seine ‚Spione‘ zurückpfiff, da die letzten Trainingseinheiten der Hertha unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden bzw. stattfinden. ‚Das‘, sagt Klopp, ‚ist legitim.‘ Stattdessen habe er versucht, sich ‚in die Rolle des Trainers hineinzuversetzen‘. Was wird Tretschok anders machen, was wird die Hertha anders machen?
‚Es ist schon ganz oft passiert, dass eine Mannschaft nach einem Trainerwechsel ganz anders auftritt‘, sagt er in böser Vorahnung: ‚Ein Neustart kann Kräfte frei machen.‘ Aber Tretschok, der Manchesters Torwart van der Gouw an jenem 9. April 1997 mit einem Distanzschuss überraschte (nachdem er dem entsetzten Paulo Sousa das Leder stibitzt hatte), wird nicht alles revidieren können, was sich an den ersten 21 Spieltagen dieser Saison an Fakten angesammelt hat. Es trifft immer noch die heimschwächste Mannschaft der Liga auf das auswärtsstärkste Team, die schlechteste Mannschaft der Rückrunde (0 von 12 möglichen Punkten) auf die beste (12 von 12).
Konzentration und Motivation
‚Wenig Information über den Gegner heißt 100 Prozent Konzentration auf unser Spiel‘, betont Klopp, der als zusätzliche Motivation mit dem Hinspielresultat wedelt: In der letzten Saison schaffte es nur Hoffenheim, mehr als drei Punkte gegen den Meister zu holen. Borussia hat nach dem 1:2 aus dem Hinspiel noch eine Rechnung offen mit der Hertha. ‚Wir haben am eigenen Leib erfahren, was die Hertha zu leisten im Stande ist und werden uns kämpferisch nicht überraschen lassen‘, kündigt der Coach an: ‚Wenn schon 18.000 BVB-Fans bei einem Auswärtsspiel dabei sind, sollen sie auch 100 Prozent BVB zu sehen bekommen. Wir wollen unser Punktekonto gegen Berlin ausgleichen.‘
Boris Rupert