Eine Aufzeichnung von Hans Zaremba
Kein Drehbuch hätte es besser arrangieren können: Die siebte Meisterschaft der Dortmunder Borussia und der elfte Geburtstag der Lippstädter „Optimisten“. Passend zum Wiegenfest der BVB-Freunde an der Lippe am 5. Mai sicherten sich die Schwarzgelben aus dem Pott am 30. April vorzeitig den Gewinn der Meisterschale. So wurde die gemeinsame Busfahrt des BVB-Fanclubs Lippstadt e. V. zum letzten Spiel ihrer Borussia Dortmund zu einer gelungenen vereinigten
Krönung
Über zwölf Stunden sollte die schwarzgelbe Krönung am letzten Bundesligasamstag dauern. Für manchen sogar noch länger, der sich auch am Sonntag zur Megaparty an der Bundesstraße 1 nach Dortmund begab. Die integrierte Feier zum Titelgewinn des Bundesligisten und des optimistischen Ehrentages begann am Samstagmorgen um 11.00 Uhr mit der Einkehr im Vereinslokal „Jathe`s Kegelbahnen“, bevor sich eine dreiviertel Stunde später der Tross der 38 Fußballfreunde mit einem umfunktionierten Linienbus über Stirpe auf die Autobahn fuhr und in Dortmund den Parkplatz hinter dem Westfalenstadion ansteuerte. Etwa die Hälfte der Gruppe hatte frühzeitig eine der begehrten 80.720 Eintrittskarten erwerben können, der andere Teil nahm das Angebot wahr, das Ereignis auf den großen Leinwänden in den Westfalenhallen zu verfolgen.
Abschiede
Sie alle waren Zeugen eines Fußballspiels, das in der ersten Hälfte nicht so recht für die Dortmunder laufen wollte, doch zum Schluss mit dem von den Fans erwarteten Sieg des neuen Fußballmeisters, Borussia Dortmund, endete und für den Gegner, Eintracht Frankfurt, den vierten Abstieg bedeutete. Die aus Lippstadt angereisten Anhänger waren auch Beobachter eines emotionalen Abschieds der Kickergrößen Leonardo Dede, der 13 Jahre für den BVB spielte und mit ihm zwei Meistertitel (2002 und 2011) gewann, und Nuri Sahin, dem Kopf des erfolgreichen Meisterteams von 2011.
Kritik
Die große Mehrheit im ausverkauften Fußballtempel an der Strobelallee feierte leidenschaftlich den 1997 aus Brasilien nach Westfalen gekommenen Verteidiger Dede. Ebenso begleitete eine Welle der Begeisterung des mit türkischen Wurzeln in Lüdenscheid aufgewachsenen Mittelfeldspielers Sahin, den es zu Real Madrid zieht. Allerdings war auch auf der Südtribüne, wo sich die überwiegende Zahl der „Optimisten“ mit ihrem Vorsitzenden Bernhard Scholl befand, ein Transparent zu sehen, das Kritik zum Sahin-Wechsel formulierte: „Lieber einer von vielen Königlichen als der König von Borussia?!“
Freude
Die Verabschiedung der beiden BVB-Ikonen war ein geglückter Beginn eines denkwürdigen Bundesligafinales in Dortmund. Als der Kapitän des BVB, Roman Weidenfeller, von Dr. Reinhard Rauball, in Personalunion Präsident der Deutschen Fußballliga und von Borussia Dortmund, die Meisterschale empfing, brandete wiederum große Freude in dem wohl schönsten deutschen Fußballstadion auf. Neben der Sorge des Trainers Jürgen Klopp, das Match gegen die Frankfurter zu verlieren („Ich möchte, dass diese tolle Saison ohne Makel zu Ende geht.“), hatten viele Verantwortliche die Furcht vor Ausschreitungen, zumal etliche Frankfurter Fans recht frustriert mit den letzten Leistungen ihrer Eintracht nach Dortmund gekommen waren.
Fest
Immerhin wurde dieses Spiel über Satellit in 196 Länder übertragen. Szenen von Gewalt wären ein fatales Bild aus der Stadt des neuen deutschen Meisters gewesen. Doch der Polizei und den vielen zivilen Ordnungskräften gelang es, durch behutsame Maßnahmen erst gar keine Störungen aufkommen zu lassen. So wurde den Menschen in Dortmund ein schönes Fußballfest geboten, das die „Optimisten“ auf der Rückfahrt im Bus fortsetzten und mit einem Grillabend in ihrem Lokal an der Lippstädter Nußbaumallee beendeten. Aus den Worten des Chefoptimisten Scholl war viel Freude über den vor der Saison nicht zu erwartenden Triumph der jungen Equipe zu hören und auch viel Zuversicht für die neue Saison. Spontan traten an diesem Abend noch zwei Männer den „Optimisten“ bei, die nun mit 122 Mitgliedern recht weit über ihr Ziel, in der Saison 2010/11 die Grenze von einhundert optimistischen Freunden deutlich zu steigern, liegen.