Dortmund feiert, Frankfurt trauert

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Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Bevor im Dortmunder Fußballtempel das letzte Match des Spitzenreiters angepfiffen wurde, bejubelte die große Gemeinde der Borussia und mit ihr auch eine stattliche Zahl von Lippstädter „Optimisten“ einen Mann, der jetzt nach 13 Jahren den BVB 09 verlässt: Leonardo Dede, dienstältester Meisterspieler und beliebtester Brasilianer, der je das schwarz-gelbe Leibchen getragen hat, wurde frenetisch von seinen Fans verabschiedet. Die Dortmunder Borussia beendete eine tolle Spielzeit ohne Makel und bezwang die Frankfurter Eintracht mit einem 3:1 und schickte sie damit endgültig in Zweite Bundesliga. Doch nach einem Dreier sah es an der Strobelallee lange nicht aus.

Stolz auf die siebte Meisterschaft.Auf der Rückfahrt vom Saisonfinale in Dortmund nach Lippstadt freuen sich von den ‚Optimisten‘ Marion Beck und Hans Zaremba über den Titelgewinn ihrer Dortmunder Borussia.

Dortmund

Kennzeichnend waren für die Begegnung des neuen Meisters einmal mehr die von ihm nicht konsequent verwerteten Torchancen. Unterstrichen wurde diese Fahrlässigkeit beim Saisonfinale durch zwei verschossene Elfer gegen den Absteiger vom Main. Das Grollen der Fans war während der ersten Halbzeit auf den Rängen schon zu vernehmen. Insgesamt fünf ausgelassene Strafstöße in einer Bundesligarunde sind keine meisterliche Leistung. Als die Frankfurter direkt nach der Pause noch mit 1:0 in Führung gingen, wurde das Knurren unter den 80.720 Zuschauern zwangsläufig deutlicher. Aber zum Abschluss versöhnten die Männer von Jürgen Klopp ihre treue Anhängerschaft mit einem standesgemäßen Sieg. Die Krönungsmesse auf dem Dortmunder Rasen war eingeläutet, die ihren Höhepunkt erreichte, als der BVB-Präsident Reinhard Rauball, zugleich Chef der Deutschen Fußballliga, die Meisterschale dem Kapitän der Schwarzgelben, Roman Weidenfeller, überreichte. Unter den begeisterten Lippstädter Fußballfreunden war auch das BVB-Urgestein Eberhard Beck, der im kommenden Monat sein 73. Lebensjahr vollendet und alle sieben Meisterfeiern der Dortmunder in 1956, 1957, 1963, 1995, 1996, 2002 und 2011 unmittelbar im Stadion miterlebte.

Frankfurt

Für die Frankfurter bedeutete diese Niederlage den bitteren Gang ins Unterhaus. Ob sich die Aussage des aus Harsewinkel stammenden Eintracht-Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen vor dem vierten Abstieg (nach 1996, 2001 und 2004), dass am Riederwald kein Chaos ausbrechen werde, bewahrheitet, erscheint fragwürdig. Seine Machtfülle als Vorstandschef und Sportdirektor dürfte gekappt werden. Auch eine gänzliche Abdankung des ehemaligen Lehrers und früheren Gütersloher Fußballidols in Finanzmetropole würde nicht überraschen. Schließlich hat es bei den Hessen schon hitzige Turbulenzen gegeben, wo sie nicht die Beletage des Fußballs verlassen mussten. Verfehlt war die vom Eintracht-Boss verfügte Verpflichtung von Christoph Daum als Nachfolger des entlassenen Michael Skibbe. Die Zeit des schon im Sommer 2000 in Leverkusen gescheiterten Sportlehrers als Motivationskünstler scheint wohl in Deutschland unwiderruflich sein Ende gefunden haben. Überhaupt ist dieser Mann von unzähligen Fußballexperten lange überbewertet worden, genauso wie der frühere Kölner Coach sein eigenes Können stets überschätzt hat.

Schalke

Ernüchternd ist auch für die Gelsenkirchener die Bundesligabilanz. 40 Zähler auf dem eigenen Konto, 35 weniger wie der Erzrivale aus Dortmund und lediglich vier mehr wie der Absteiger aus Frankfurt, sind die magere Ausbeute aus 34 Spielen. Für einen Club, der im vergangenen Jahr noch stolzer Vizemeister war, einfach zu wenig. Die Ursache dieser freudlosen Abrechnung ist die Konsequenz der merkwürdigen Arbeit des im März geschassten Trainers und Sportdirektors in Personalunion, Felix Magath. Da konnte auch der an den Schalker Markt zurückgeholte Ralf Rangnick – trotz des überraschenden Erfolges in der Champions League über Mailand – nicht mehr viel ausrichten. Schon befürchten etliche aus der Anhängerschaft der Königsblauen eine Niederlage im Berliner Endspiel um den DFB-Pokal gegen den Zweitligisten aus Duisburg.