Dortmunder und Schalker vereint

Anmerkungen zum westfälischen Fußball von Hans Zaremba

Die neue Zeitrechnung im deutschen Fußball begann mit dem grandiosen Triumph von Borussia Dortmund in der Meisterschaft. Jetzt folgte der FC Schalke 04 mit einem prächtigen Sieg im Pokal. Nach einem Jahrzehnt der Leidenszeit für den westfälischen Fußballs sind nun beide Titel, die in Deutschland zu vergeben sind, wieder in den Ruhrpott gegangen. Die großen Fangemeinden der Schwarzgelben und der Königsblauen und mit ihnen die „Optimisten“ in Lippstadt und die „Füchse“ aus Wadersloh haben auf den neuen Aufschwung für ihre Traditionsclubs lange warten müssen. Zuletzt waren Borussia Dortmund als Meister und der FC Schalke 04 als Cupsieger in 2002 gemeinsam die führenden Repräsentanten des deutschen Fußballs.

Zeigt die Gemeinsamkeiten des Jubels im Revier und die Unterschiede der Erfolge des BVB 09 und des FCS 04 auf.Anmerkungen von Hans Zaremba, der die Vormachtstellung der Fußballer aus Westfalen in Deutschland beschreibt.

Bindemittel

Von 2003 bis 2010 waren es die Vereine aus dem Norden (Bremen und Wolfsburg) und Clubs aus dem Süden (München, Nürnberg und Stuttgart), die in der Liga und im Pokal die Erfolge einheimsen konnten. Zudem gewannen seit 1978, wo die goldenen Jahre der rheinischen Kicker aus Gladbach und Köln vorbei waren, die Meisterschale in 29 von 32 Spielzeiten nur Teams aus dem Norden und Süden. Lediglich die Dortmunder schafften es dreimal (1995, 1996 und 2002), die Vorherrschaft der Nord- und Süddeutschen zu durchbrechen. Jetzt, wo die fußballerische Kargheit an Ruhr und Emscher beendet ist, geht im Fußballwesten wieder die Sonne auf und strahlt so hell, wie sie im Mai 1997 nach dem europäischen Doppelerfolg binnen einer Woche von Schalke im Uefa-Cup und Dortmund in der Champions League leuchtete. Für die Millionen von Fußball-Verrückten in der Region, deren soziales Bindemittel häufig die Hingebung zu ihrem Verein ist, sind die Siege von Dortmund und Gelsenkirchen ein Segen. Die Anhänger des BVB 09 und des FCS 04 meist entzweit, sind nun nach dem Gewinn von Schale und Pott im Glücksgefühl vereint.

Unterschiede

Bei aller Freude über das Comeback des Fußballsports in Westfalen darf jedoch nicht ausgeblendet werden, dass die gegenwärtige Philosophie der Verantwortlichen der Dortmunder und Gelsenkirchener erhebliche Unterschiede offenbart. Während die siebte Meisterschaft von Borussia Dortmund überwiegend von jungen Spielern, die zum Teil aus der eigenen Jugend hervorgegangen sind, errungen wurde, basiert der fünfte Pokalsieg von Schalke vornehmlich auf die Verpflichtung von Söldnern, die mit großen finanziellen Aufwand aus dem europäischen Ausland in die westfälische Region gelockt wurden. Die Dortmunder wissen nur zu genau, wohin solche überteuerten Transfer führen können. Für den Gelsenkirchener Aufsichtsratsvorsitzenden, Clemens Tönnies, sollte das schädliche Gebaren der ehemaligen BVB-Bosse (Gerd Niebaum und Michael Meier) eine Warnung sein. Nicht von ungefähr war das Schalker Urgestein Olaf Thon („Da wächst etwas Großes“) von dem neuen Dortmunder Aufschwung beeindruckt.

Supercup

Der Sieg von 5:0 der Knappen aus Gelsenkirchen über die Zebras aus Duisburg beschert den ewigen Rivalen um die Vorherrschaft im Revier, Dortmund und Gelsenkirchen, in der kommenden Saison ein weiteres Pflichtspielderby: Meister und Pokalsieger treffen am Samstag, 23. Juli, in der Arena auf dem Berger Feld von Erle im Finale um den deutschen Supercup aufeinander. Für die vielen Fußballfreunde in Westfalen und darüber hinaus ein weiterer Höhepunkt. Zugleich ein reizvoller Start in die neue Spielzeit. Zudem ist dieses Prestigematch für die Trainer am Dortmunder Borsigplatz und Schalker Markt, Jürgen Klopp und Ralf Rangnick, eine gute Möglichkeit, mehr über den Leistungsstand ihrer Crews herauszufinden, bevor für sie am 5. August der Alltag in der Bundesliga beginnt und wenig später die europäischen Wettbewerbe mit den Dortmunder Borussen in der Champions League und mit den Schalkern in der Europa League starten.