Eine Betrachtung von Hans Zaremba
War zum letzten Saisonstart mit insgesamt acht Neueinsteigern noch ein beträchtlicher Wechsel auf den Trainerbänken im Fußballoberhaus zu beobachten, so hat sich dieses Bild zum Beginn der 48. Auflage der Bundesliga gravierend verändert. Mit Armin Veh (Hamburg) und Steve McClaren (Wolfsburg) heuerten in diesem Sommer lediglich zwei Männer bei neuen Arbeitgebern an. Mit den ersten Misserfolgen werden zwangsläufig weitere Veränderungen bei den Betreuern der achtzehn Clubs zu vermelden sein. Seit dem ersten Rauswurf in der Geschichte der deutschen Premierleague am 30. Oktober 1963 (Herbert Widmayer in Nürnberg) hat es weit über 300 vorzeitige Entlassungen von Übungsleitern gegeben. Das prominenteste Opfer war Ende April 2009 in München der ehemalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann, dessen Experiment nur zehn Monate nach seinem Dienstantritt an der Säbener Straße und fünf Spiele vor dem Saisonschluss von den Bayern abrupt beendet wurde.
Bedrängt
Unterdessen gibt es schon mit dem am Freitagabend erfolgten Ligabeginn unter den Fans und auch bei den vermeintlichen Fachleuten Spekulationen, wer in der neuen Saison als erster Sportlehrer die Papiere bekommt. Als Topfavorit wird der Kölner Zvonimir Soldo gehandelt. Sein Stuhl wackelte bereits im vergangenen Jahr gewaltig, als der an den Rhein zurückgekehrte Lucas Podolski im Vereinsdress offenkundig Ladehemmung hatte und lediglich auf zwei dürfte Treffer kam. Doch allen Unkenrufen zum Trotz und des von ihm zu verantwortenden Gruselfußballs kamen die vom 81fachen Nationalspieler Wolfgang Overath als Präsident geleiteten und vom früheren Dortmunder Geschäftsführer Michael Maier gemanagten Domstädter zum Finale auf dem 13. Rang. Als gefährdet gilt auch der zum 1. Juli nach Hamburg geholte Armin Veh, was bei dem als Krisenmacher an Alster und Elbe verschrienen Vereinspräsidenten Bernd Hoffmann nun wahrlich keine Überraschung ist. Sechs Teamchefs wurden in der nun sieben Jahren dauernden Ägide des ehemaligen Marketingbosses eines Sportrechtevermarkters am Rothenbaum beim HSV schon verschlissen. Da wundert es kaum, dass es für die sportliche Leitung des von Spielerlegenden wie Uwe Seeler, Charly Dörfel, Kevin Keegan und Manfred Kaltz und so markanten Trainerfiguren wie Branco Zebec und Ernst Happel geprägten Traditionsvereins im Sommer 2010 nur wenige respektable Bewerber gab. Offensichtlich waren Bernd Schuster, Horst Hrubesch und Joachim Löw, die allesamt als Nachfolger des im Frühjahr bei den Hanseaten gescheiterten Bruno Labbadia gehandelt wurden, die Verhältnisse in der Hafenstadt nicht stabil genug.
Ungefährdet
Als sicher gilt dagegen die Position des Sportwissenschaftlers Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund. Indessen ist die Erwartung der vielen Anhänger des schwarzgelben Fußballs in der Region und bei den Lippstädter „Optimisten“ enorm gewachsen. Mit einem fast immer ausverkauften Haus haben die Kicker an der Strobelallee das wohl treueste Publikum aller Bundesligisten. Nach neun Jahren ohne Titel wollen die BVB-Sympathisanten wieder einen Erfolg auf dem Dortmunder Friedensplatz bejubeln. Sollte dies dem populären Mann auf der Bank des Champions-League-Siegers von 1997 und sechsfachen Meisters gelingen, dürfte ihm noch eine lange Zeit im Ruhrpott bevorstehen. Ähnlich stabil erscheint auch die Stellung seines Kollegen Felix Magath im benachbarten Gelsenkirchen. Der zweite Rang zum Ende der vergangenen Spielzeit war im Mai 2010 für die seit 52 Jahren der Schale nachlaufenden Königsblauen mit der Ausgangslage vom August 2009 schon eine kleine Sensation und ein Verdienst der Arbeit des Trainers und Sportdirektors. Scheitern kann der Erfolgscoach (Double mit München in 2005 und 2006 und Meister mit Wolfsburg in 2009) eigentlich nur an den zum Verdruss der großen königsblauen Gemeinde in der Region und der Wadersloher „Füchse“ der am Schalker Markt immer wieder aufflammenden internen Streitigkeiten.