Erfolg und Genugtuung für Felix Magath

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Zwar zeichnete sich die Meisterschaft für Wolfsburg schon am vorletzten Spieltag ab. Doch der mit dem 5:1 über Bremen jetzt endgültig unter Dach und Fach gebrachte Gewinn der „Salatschüssel“ für die Wölfe ist schon eine kleine Sensation. Vor dem Beginn der 46. Auflage der im August 1963 gestarteten Fußballbundesliga sah kaum einer der vielen Experten des Kickersports das Aufgebot aus der Autostadt als möglichen Titel-Anwärter. Ebenso wenig war nach der Hinrunde mit dem ersten Platz für den VfL zu rechnen, wo er auf dem neunten Rang bereits neun Punkte hinter dem Herbstmeister aus Hoffenheim lag. Die Krönung der Niedersachsen ist insbesondere ein Erfolg ihres Antreibers auf der Bank, Felix Magath.

Trainer und Stürmerduo Garanten des Wolfsburger Erfolges.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der die Meisterschaft der Wölfe analysiert.

Stürmerduo

Der Triumph über die Bayern, die als haushoher Favorit lediglich Zweiter wurden, ist zudem eine späte Genugtuung für den Manager und Trainer in Personalunion am Mittellandkanal. Obwohl dem vormaligen HSV-Profi und ehemaligen Nationalspieler als Coach an der Isar in 2005 und 2006 das bislang einmalige Kunststück gelang, das Double (Schale und Pokal) zweimal in Folge zu holen, wurde er im Januar 2007 beim Branchenführer entlassen. Sein Rauswurf in München war eine Machtdemonstration eitler Funktionäre, weil sich der damalige Übungsleiter an der Säbener Straße nicht von seinen Vorgesetzten verbiegen lassen wollte. Eine Charaktereigenschaft des Sportlehrers, die auch der Anführer seines künftigen Arbeitgebers in der Gelsenkirchen und allmächtige Fleischfabrikant aus Rheda-Wiedenbrück, Clemens Tönnies, noch spüren dürfte. Über Felix Magath hinaus waren das Stürmerduo Edinaldo Batista Libanio, genannt Grafite, aus Brasilien mit 28 Treffern und Edin Dzeko aus Bosnien-Herzegowina mit 26 Erfolgen die hauptsächlichen Garanten für das Wolfsburger Gelingen.

Liebling

Mit ihren 54 der insgesamt 80 Tore des neuen Meisters erinnern die beiden Goalgetter an das legendäre BVB-Paar in der früheren Oberliga West mit Jürgen Schütz und Friedhelm Konietzka, die nicht von ungefähr als „Max und Moritz“ von den Gegnern gefürchtet wurden. Die derzeitigen Dortmunder Stürmer, Alexander Frei, Nelson Valdez und Mohamed Zidan, waren in der abgelaufenen Spielzeit von ähnlichen Quoten weit entfernt. Doch der sechste Platz der Dortmunder Borussia zum Saisonende überrascht. Er ist das wesentliche Verdienst des Mannes an der Seitenlinie. Nach den missglückten Verpflichtungen von Jürgen Röber und Thomas Doll hat sich das Engagement des Sportwissenschaftler Jürgen Klopp als ein gelungener Coup erwiesen. Dies hat auch den Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gestärkt, der nach den Fehlschlägen mit den beiden vorherigen schwarzgelben Trainern als angeschlagen galt. Der rhetorisch gewandte und aus Mainz geholte Instrukteur hat es verstanden, sich in seinem ersten Jahr am Borsigplatz ein hohes Ansehen in der großen Dortmunder Gemeinde in der Region und bei den Lippstädter OPTIMISTEN zu verschaffen.

Abschied

Die Klatsche von 0:6 am vorletzten Spieltag in Dortmund hat womöglich den siebten Abstieg von Bielefeld beschleunigt. Das 2:2 im Treffen mit Hannover und die späte Trennung vom Sportlehrer Michael Frontzeck konnten den Fall der Männer vom Teutoburger Wald nicht mehr aufhalten. Die Operation mit dem „Feuerwehrmann“ der Liga, Jörg Berger, war ein letzter hilfloser Akt der Verantwortlichen des „Rekordabsteigers“. Gemeinsam mit den Karlsruhern müssen die Bielefelder nun den bitteren Gang in die zweite Liga antreten. Eine baldige Rückkehr in das Oberhaus ist ungewiss, auch wenn die Arminia mit sieben Aufstiegen ebenfalls auf diesem Sektor die Bestleistung innehat. Glück hatten die Gladbacher, die sich mit dem Urgestein der Trainergilde, Hans Meyer, auf der Zielgeraden noch retten konnten und mit dem 1:1 im letzten Durchgang die Dortmunder Träume vom internationalen Fußball beendeten.