Der Traum ist aus, die Party wird fortgesetzt

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Das Resümee von Hans Zaremba zum Verlauf der Fußball-WM

Es war Dienstagabend um 23.30 Uhr, als der Traum der Klinsmänner zu Ende war, für Deutschland die vierte Fußballweltmeisterschaft zu gewinnen. Sicherlich war die 0:2-Niederlage der Deutschen im Halbfinale gegen die Italiener auch für manchen Lippstädter Fußballfan eine große Enttäuschung. Doch bei aller Traurigkeit über den verfehlten Einzug von Ballack und Co in das Berliner WM-Finale war das am 9. Juni mit dem Münchner Auftaktspiel von Deutschland gegen Costa Rica (4:2) eröffnete Turnier der weltbesten Fußballnationalmannschaften eine Dauerparty der Superlative.

Hoffen ein Tor gegen Italien.Eine Momentaufnahme beim Halbfinale auf einer privaten Fußballparty im benachbarten Wadersloh.

Fußball etablierte sich Sympathieträger

Die fast überall spürbare gute Laune der Menschen erfasste nicht nur die großen Städte mit ihren WM-Spielstätten (von Berlin, über Hamburg, Hannover, Gelsenkirchen, Dortmund, Köln, Kaiserslautern, Frankfurt, Nürnberg und Stuttgart bis nach München), sondern war auch bei uns in Lippstadt deutlich zu bemerken. Manche Zeitgenossen zogen gar Vergleiche zum Jahr 1990, als die deutsche Nation ihre Wiedervereinigung erlebte und obendrein der damalige Teamchef Franz Beckenbauer die DFB-Auswahl zum vorläufig letzten Weltmeisterschaftstitel für Deutschland führte. Dass sich diese positive Stimmung in einem solchen Umfang ausbreiten konnte, lag nicht nur an dem wirklich fabelhaften Wetter während der WM. Es war im wesentlichen die überzeugende Leistung der von Bundestrainer Jürgen Klinsmann gut eingestellten und vorbereiteten Männer mit den Rückennummern von 1 bis 23 (Jens Lehmann, Marcell Jansen, Arne Friedrich, Robert Huth, Sebastian Kehl, Jens Nowotny, Bastian Schweinsteiger, Torsten Frings, Mike Hanke, Oliver Neuville, Miroslav Klose, Oliver Kahn, Michael Ballack, Gerald Asamoah, Thomas Hitzlsperger, Philipp Lahm, Per Mertesacker, Tim Borowski, Bernd Schneider, Lukas Podolski, Christoph Metzelder, David Odonkor und Timo Hildebrand), die es schafften, den Fußball zum Sympathieträger im gesamten Land zu etablieren.

Was machen Klose und Podolski aus ihren Chancen?Das wollen Bernhard Scholl, Lippstädter Chefoptimist, und die Gastwirtin Anette Jathe beim Fußballmeeting im Vereinslokal der Dortmunder Blorussia wissen.

Cappelstraße wurde zur Lippstädter Fanmeile

Was die vom Spielführer der erfolgreichen Mannschaft der Europameisterschaft von 1996 gecoachte Equipe in den vergangenen vier Wochen und bisher absolvierten sechs Spielen geleistet hat, hatte zuvor kaum einer der vermeintlichen Experten und Auguren von Udo Lattek (DSF) über Jürgen Klopp (ZDF) bis zu Günter Netzer (ARD) auf dem Zettel. Zu der wohltuenden Heiterkeit dieser Tage vor Ort haben auch die Gastromomen mit ihrem besonderen Angeboten und andere Gewerbetreibende durch ihren Einfallsreichtum beigetragen. So waren in einem Cappeler Modegeschäfte für Festtagsbekleidung drei gleiche drapierte Abendroben in den deutschen Nationalfarben anzuschauen und in einem Ausflugslokal im Nachbardorf Benteler gab es eine Speisekarte mit schmackhaften und ortsüblichen Gerichten aus allen 12 deutschen WM-Städten zu bestaunen. Waren in Austragungsorten der WM besondere Straßenzüge und Plätze für Übertragungen der Fußballspiele im Fernsehen hergerichtet, so wurde am Dienstagabend die heimische Cappelstraße zur regelrechten Fanmeile. Nach dem Abpfiff im Dortmunder Stadion und dem Sieg der „Squadra Azzurra“ gab es auf dieser Straße im Herzen von Lippstadt kein Durchkommen mehr, sie war fest in der Hand unserer italienischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Guter Besuch zum Auftakt.Wie am 9. Juni waren auch bei den folgenden Begegnungen der Klinsmänner ständig viele Fans auf „Jathe`s Kegelbahnen“ anzutreffen.

Das Finale ein europäisches Treffen

Nun kommt es am Sonntag im Finale zum rein europäischen Treffen zwischen Italien, dem Weltmeister von 1934 (Rom), 1938 (Paris) und 1982 (Madrid) und Frankreich, dem Titelträger von 1998 im eigenen Land. Eine durchaus interessante Paarung, bei der sich nur schwer voraussagen lässt, wer zum Schluss den Pokal in Empfang nehmen darf.. Auch die Begegnung um den dritten Platz am Samstag zwischen Deutschland und Portugal hat ihren Reiz. Erfreulich ist, dass auch nach der verfehlten Finalteilnahme von Deutschland so viele Fußballfreundinnen und -freunde in Deutschland dem eigenem Team weiterhin die Treue gehalten haben und es in Stuttgart im Match um die „goldene Ananas“ unterstützten wollen.

Stimmungsvolle Atmosphäre in der Herzkammer des Fußballs.Bei einem Spiel der Portugiesen platze der Friedensplatz vor dem Dortmunder Rathaus fast aus seinen Fugen. Am oberen Bildrand ist die protugiesische Fußballlegende Luis Figo bei einer Flanke zu erkennen.