Eine Betrachtung von Hans Zaremba
Die Fußballweltmeisterschaft war auch bei uns in Lippstadt eine nach den jeweiligen Erfolgen des Gastgebers Deutschland und des späteren Weltmeisters Italien eine durchaus hörbare, durch die mit Fähnchen verzierten Autos und mit Flaggen geschmückten Häuser eine tatsächlich auffallende und infolge der allerorten spürbaren guten Stimmung auch eine uneingeschränkt heitere Veranstaltung. Dies alles hat dazu beigetragen, dass vom Auftaktspiel am 9. Juni in München bis zum Endspiel am 9. Juli in Berlin der Anspruch des deutschen Hausherrn, Gäste bei Freunden zu haben, vollends erfüllt werden konnte.
Faszinierende Bilder
Es waren viele faszinierende Bilder, die den Zuschauern an den Fernsehgeräten aus den Stadien und von den vielen Fanmeilen in den Spielorten bis in die Wohnstuben gebracht wurden. Nachhaltig und bisher einmalig war auch die großartige Verabschiedung der deutschen Nationalmannschaft von ihren Fans am Endspieltag vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Der Fußball hat einmal mehr offenbart, dass er das große Bindeglied der Menschen ist, das Vorurteile zwischen den Rassen und Völkern, Generationsgegensätze und viele andere Alltagskonflikte überwinden kann. Durch die optimistische Einstellung von Bundestrainer Jürgen Klinsmann wurde zudem unter den heimischen Fußballfans eine Begeisterung erzeugt, die nach den schleppenden Aufbauspielen des von dem in Schwaben geborenen und inzwischen in den USA lebenden vormaligen Weltklassestürmer gecoachten Deutschen nicht erwartet werden konnten. Dieser neue von dem Trainer- und Betreuerstab des Deutschen Fußballbundes ausgelöste Schwung für den Fußball wird sicherlich auch sein Echo vor Ort haben. Bereits jetzt sind gegenüber dem Vorjahr bundesweit wesentlich mehr Anmeldungen von Kindern und Jugendlichen in den Fußballvereinen zu verzeichnen. Ebenso dürfte der durch das Hochgefühl der Weltmeisterschaft übertragene Elan auch seine Einflüsse auf die am 11. August mit dem Eröffnungsspiel des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund beginnende neue Bundesligasaison haben.
Anerkennung gebührt der Polizei
Doch bei aller Freude über die riesige Party bei dem überwiegend guten Wetter und der breiten Fröhlichkeit, die bis in die kleinsten Winkel von Deutschland zu vernehmen war, darf aber nicht übersehen werden, dass dies eine WM der zwei Stufen war. Die eine war die des Zuschauers, wo der Enthusiasmus regierte, und die andere des Spiels, wo oftmals die Langeweile waltete. Besondere spielerische Akzente, darüber waren sich die internationalen Kommentatoren weitgehend einig, wurden auf diesem Turnier nicht gesetzt. Viele der Begegnungen waren von den taktischen Varianten ihrer Trainer bestimmt. Die von ihnen aufgebotenen Mannschaft wollten zuvorderst nicht verlieren und taten demzufolge leider zu wenig, um zu gewinnen. Davon nahmen sich jedoch die Klinsmänner aus, die von ihren sieben Auftritten schließlich sechs Spiele gewannen und lediglich ein Match verloren, und dies im Halbfinale gegen den kommenden Titelträger aus Italien. Wenn sich am Tag nach der Weltmeisterschaft die Polizei bei den Fußballfans für ihr Verhalten bedankt, dann gilt die Anerkennung aber auch umgekehrt. Durch die ausgeglichene Handhabung ihres Vorgehens haben es die Ordnungshüter vermocht, Lippstadt und darüber hinaus dem gesamten Land der WM 2006 über vier Wochen eine fast störungsfreie Sommerparty zu ermöglichen