Wagnis in München

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Ein Ausblick auf die Bundesliga von Hans Zaremba

Wenn am Freitag, 15. August, die Bundesliga mit der Begegnung des FC Bayern München gegen den Hamburger SV in ihre 46. Auflage startet, werden die Blicke der unzähligen Fußballfreunde nicht nur wegen dieser Spielpaarung auf den Rekordmeister gerichtet sein. Treffen die Ergebnisse der vielen Umfragen zum Ausgang der Bundesligasaison 2008/09 zu, wird erneut der Branchenführer aus München die Meisterschaft gewinnen. Sicherlich eine Prognose, die nach der gegenwärtigen Stärke der Aufgebote der 18 Bundesligisten durchaus gerechtfertigt ist. Ob im Mai des nächsten Jahres die Männer von der Isar wirklich wieder einmal die Nase vorn haben werden, bleibt abzuwarten.

Konkurrenzkämpfe

Das Wagnis, was der Rekordmeister mit der Verpflichtung von Jürgen Klinsmann als neuen Coach eingegangen ist, kann nicht ausgeblendet werden. Bei allem Renommee, welches der frühere Bundestrainer in Fachkreisen generell genießt, kommen auch die vermeintlichen Kenner der Szene nicht an der Tatsache vorbei, dass der ehemalige Nationalspieler bisher in seiner Laufbahn noch keine Vereinsmannschaft betreut hat. Unabhängig davon kann Jürgen Klinsmann an seiner neuen Wirkungsstätte auf ein Überangebot erstklassiger Spieler zurückgreifen, die ihm eigentlich den Weg zu neuen Erfolgen ermöglichen müssen. Doch gerade die Masse der in München versammelten Stars kann auch störend sein und Bremen und Gelsenkirchen Möglichkeiten eröffnen, in das Rennen um die Schale einzugreifen und zu einer dicken Überraschung beizutragen. Das größte Problem des Schwaben im Dienste der Bayern wird darin bestehen, sein Ensemble bei Laune zu halten und die üblichen mannschaftsinternen Konkurrenzkämpfe an der Säbener Straße zumindest zu steuern, ausschließen wird er sie nicht können. Jede Niederlage des Favoriten aus Süddeutschland birgt die Gefahr eines erregten Ausbruches bei den ehrgeizigen Bossen in München – vom Präsidenten Franz Beckenbauer über den Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge bis zum Manager Ulrich Hoeness – mit nur schwer kalkulierbaren Folgen.

Meisterschaftsrivalen

Außer die Grünweißen von der Weser und die Königsblauen aus dem Revier wird kaum ein Club in der Lage sein, über einen längeren Zeitraum ein ernsthafter Rivale für die Bayern zu sein. Wolfsburg, was erheblich investiert hat, und auch Hamburg sind mit ihren Möglichkeiten noch weit davon entfernt, bis in die Spitze vorzudringen. Große Fragezeichen sind ebenso hinter Stuttgart und Leverkusen zu setzen. Mehr als ein Platz für den Uefa-Cup ist von ihnen nicht zu erwarten. Gering dürften auch Chancen für die Hertha aus Berlin sein, über einen Mittelfeldrang in der Tabelle hinauszukommen. Das Ende der Ära von Dieter Hoeness, Bruder des erfolgreichen Bayern-Funktionärs, als Chef des Hauptstadtclubs zeichnet sich unweigerlich ab. Inwieweit Borussia Dortmund die neue Spielzeit mit einem einstelligen Tabellenplatz beendet, wird im Wesentlichen von der Geduld des Managers Hans-Joachim Watzke mit dem von ihm verpflichteten neuen Sportlehrer Jürgen Klopp abhängen.

Abstiegsaspiranten

Schwierigkeiten, die Klasse zu halten, werden neben den üblichen Verdächtigen aus Bielefeld, Bochum und Cottbus von den drei Neulingen auch die Kölner haben. Vermutlich sind die Rheinländer durch ihre überraschende Rückkehr in die Eliteklasse des deutschen Fußballs und die zweifelhaften Methoden ihres Trainers Christoph Daum schon ausgezehrt. Wahrscheinlich werden sich in der neuen Spielzeit außerdem die Karlsruher in der Abstiegszone einfinden, weil sie in der vergangenen Saison offenkundig oberhalb ihrer Möglichkeiten gespielt haben und zudem mit Tamas Hajnal ihren Spielgestalter nach Dortmund abgeben mussten. Behaupten könnten sich die beiden anderen Aufsteiger aus Gladbach, ein spielstarkes Team mit einer großen Fangemeinde, und Hoffenheim, das mit Ralf Rangnick über einen erfahrenen Mann auf der Bank verfügt und in dem Unternehmer Dietmar Hopp einem finanzstarken Sponsor im Rücken hat.