Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Mit Rudi Völler (Leverkusen) und Michael Zorc (Dortmund) verabschiedeten sich zum Abschluss der 59. Auflage der Bundesliga zwei routinierte Manager aus dem operativen Fußballgeschäft. Entscheidungen, die zuvor angekündigt waren. Dagegen gab es vorab keine konkreten Hinweise auf die Rücktritte der Trainer Adi Hütter (Mönchengladbach) und Markus Weinzierl (Augsburg), die angesichts mancher Querelen am Niederrhein und in der Fuggerstadt nicht sonderlich überraschten. Staunen entfachte freilich am Sonntag noch die jähe Trennung von Florian Kohfeldt in Wolfsburg. Sportlich verblüffte der VfB Stuttgart, der für sich die Relegation abwehrte.
Bielefeld
Es war für die Arminia beim achten Weggang aus der Beletage gegen den Pokalfinalisten aus Leipzig gewiss noch ein Sieg drin. Aber durch das späte Tor vorn Willi Orban blieben die Bielefelder auch im elften Spiel in Folge ohne einen Dreier. Und es besteht ein schlichter Beleg aus den 34 Spielen: Lediglich 27 erzielte Buden und 53 Gegentore. Nun hat der Fußball in Ostwestfalen nach dem Abstieg des SC Paderborn 08 in 2020 erneut einen Erstligisten verloren. Doch mit dem Rauf und Runter zwischen dem Ober- und Unterhaus hat der Verein aus der Leineweberstadt seine speziellen Erfahrungen. Ein neunter Aufstieg von Bielefeld in die Bundesliga ist nicht ausgeschlossen. Durch seine Unterhaus-Meisterschaft kehrt jetzt mit Schalke 04 ein anderer Club aus dem Westen ins obere Stockwerk zurück. Was das für den Traditionsverein aus dem Revier bedeutet, formulierte am vergangenen Wochenende ihr aus Arnsberg stammender Sportdirektor Rouven Schröder im „aktuellen Sportstudio“: „Wir werden nicht spinnen, wir werden realistisch und demütig bleiben.“ Das bedeutet, dass bei den Knappen nur der Klassenerhalt im Vordergrund steht, nichts anderes.
Dortmund
Bevor in Dortmund der Ball rollte, wurde über den Sportdirektor Michael Zorc hinaus mit dem Verteidiger Marcel Schmelzer noch ein BVB-Urgestein „pensioniert“. Ohnehin steht die Borussia vor einem größeren Umbruch, da ihr Torjäger Erling Haaland zu Manchester City wechselt und weitere Akteure die Schwarz-Gelben verlassen werden. Zudem reißen rund um das einstige Westfalenstadion die Spekulationen über die Zukunft des Trainers Marco Rose nicht ab, dessen Erfolgsquote vor dem Hintergrund der berechtigten Erwartungen der BVB-Fans – auch bei den „Optimisten“ in Lippstadt – im ersten Jahr bei der Borussia mit zweiten Rang in der Bundesliga ziemlich dürftig ausgefallen ist. Das 2:1 gegen Hertha aus Berlin, die infolge dieser Schlappe nun gegen den Hamburger SV in die Relegation muss, war zwar ein Sieg. Gewinnend für die Laune der BVB-Fans war dieser Dreier der Dortmunder Profis nicht.
Köln
Während der VfB Stuttgart durch das in der Nachspielzeit gegen den 1. FC Köln erzielte 2:1 den Klassenerhalt schaffte, verfehlte der Effzeh die theoretische Chance auf die Qualifikation für die Europa League 2022/23. Dass die Domstädter überhaupt in diese Höhen der Tabelle vordringen konnten, ist ein großes Verdienst des bei ihnen im Juli 2021 als Übungsleiter gestarteten Steffen Baumgart. Für das Magazin „Der Spiegel“ ist der im Januar 1972 in Rostock geborene Mann die Trainerentdeckung der jetzt zu Ende gehenden Saison. Zu einem ähnlichen Urteil wären die Blattmacher in Hamburg womöglich schon einige Jahre früher gekommen, wenn sie den für den heutigen Arbeitgeber mit einer dekorativen Schiebermütze auftretenden Coach schon während seiner Zeit von 2017 bis 2021 beim SC Paderborn 08 mit der gleichen Genauigkeit beobachtet hätten. Der in DDR aufgewachsene heutige Betreuer des ersten Bundesligameisters (1964) führte den Verein aus der Paderstadt von der dritten Liga (2017) über den Aufstieg die zweite Liga (2018) bis in die Bundesliga (2019) zurück. Sein eindeutige Richtschnur lautet: „Fußball ist Entwicklung, Veränderung.“