Gereiztheit in der Bundesliga
Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Dank zweier später Tore konnte der FC Bayern München am vergangenen Wochenende den vermeintlichen Klassiker im Oberhaus gegen Borussia Dortmund mit 4:2 für sich entscheiden und seine Spitzenstellung behaupten. Auch die Leipziger unterstrichen mit dem 3:0 beim Sport-Club in Freiburg ihren Anspruch auf die Schale.
Dortmund
Der Blitzstart von Dortmund in München mit den frühen Buden von Erling Haaland zum vorübergehenden 2:0 war für die Anhänger des BVB – auch bei den „Optimisten“ in Lippstadt – gewiss vielversprechend. Doch am Ende war es der Rekordmeister, der einmal mehr seine Vormacht im direkten Duell mit seinem langjährigen Herausforderer bestätigte. Die Niederlage der Schwarz-Gelben lediglich auf ein nicht gepfiffenes Foul beim 3:2 der Bayern auszumachen, ist zu kurz gegriffen. Wer sich einen frühen Vorsprung nehmen lässt, sollte deutlicher in die Selbstkritik gehen. Für die Borussia aus dem Revier war die Schlappe in Fröttmaning ein weiterer Rückschlag, noch die Qualifikation für die Champions League angesichts der Konkurrenz aus Wolfsburg, Frankfurt und Leverkusen zu schaffen. Die Aufregung im Umfeld der BVB-Geschäftsführung mit Hans-Joachim Watzke dürfte anhalten.
Schalke
Auch der große Personalaustausch beim Gelsenkirchener Vorortverein mit Dimitrios Grammozis als fünften Trainer der aktuellen Saison hat zum Leidwesen der vielen Fans der Knappen – auch in Lippstadt („Graf Bernhard“) und in Wadersloh („Füchse“) – keine Änderung der Trostlosigkeit beim Tabellenletzten bewirkt. Statt eine Initialzündung nach der Rochade zu erleben, war das Kellerduell gegen Mainz mit dem torlosen Remis grausig schwach. Etliche Beobachter sprachen nach dem Schlusspfiff auf dem Berger Feld von Erle gar von einem Drittliganiveau, das sie mit dem Match registriert hätten. In dieser Verfassung werden auch die Rheinhessen – die in der Spielzeit 2020/21 gleichfalls die gesamte sportliche Leitung ausgetauscht haben – große Probleme haben, dem Abstieg zu entgehen.
Mönchengladbach
Wenn auch Jonas Hofmann die Gerüchte über interne Unruhen bei den Mönchen vehement zurückgewiesen hat, können die Unstimmigkeiten infolge der Niederlagenserie der Niederrheiner und nach dem für Juli vermeldeten Wechsel ihres Coachs Marco Rose zur Borussia Dortmund nicht ausgeblendet werden. Fakt sind die dürftigen zwei Punkte aus den letzten vier Bundesligapartien und das schmerzvolle Aus im DFB-Pokal gegen den BVB, dem künftigen Anstellungsträger des jetzigen Betreuers der Gladbacher. Die kraftlosen 33 Punkte aus den bisherigen 24 Treffen sind für einen internationalen Rang kein Fundament.
Frankfurt
Auch außerhalb der nordrhein-westfälischen Vereine war in der vergangenen Woche viel an Gereiztheit zu verspüren. Erstmals hat Eintracht Frankfurt die Perspektive, den Eintritt in die europäische Königsklasse zu erreichen, doch der Macher dieser Erfolgsstory, Fredi Bobic, will die Hessen nach Abschluss der der 58. Auflage der Bundesliga vorzeitig verlassen. Immerhin soll sein Vertrag noch bis ins Jahr 2023 gelten. Als mögliches Ziel des einstigen Nationalspielers, der zwischen 1994 und 2004 insgesamt 39 Mal den Dress der DFB-Elf getragen hat, wird Hertha BSC genannt. Dort ist die Nachfolge von Michael Preetz zu besetzen. Dass es den Frankfurter Sportvorstand in die Hauptstadt zieht, ist wegen des Wohnortes seiner Familie verständlich. Aber es gibt auch skeptische Stimmen. So die von Dieter Hoeneß, der in 2003 als Berliner Manager den in Slowenien geborenen Mann als Angreifer an die Spree holte. „Für die Identifikation mit einem Klub sehe ich das sehr kritisch. Von der Vereinsführung muss der Gedanke ausgehen, dass ich eine Ära prägen möchte“, sagte der Bruder des Ex-Bayern-Präsidenten, Uli Hoeneß, am Sonntagmorgen bei „Sport 1“.