Bundesligakommentar

„Massenrauswurf“ am Schalker Markt

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Indem Borussia Dortmund im westfälischen Vergleich mit Arminia Bielefeld ein deutliches 3:0 einsackte, mussten die nordrhein-westfälischen Bundesligisten aus Köln beim FC Bayern München und Gelsenkirchen im Treffen gegen den  VfB Stuttgart jeweils mit 1:5 drastische Abfuhren hinnehmen. Durch den späten und engen Sieg von Leipzig über Mönchengladbach bleibt es neben dem Abstiegskampf auch an der Spitze spannend. Wohltuend für die Akzeptanz der Liga, die wegen Corona weiterhin noch eine ganze Weile ohne Zuschauer auf den Rängen in den Stadien spielen muss.  

Die Knappen zerlegen sich selbst: Mit seinem Bundesligakommentar nach dem 25. Spieltag beschreibt der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba, auch die Untergangsstimmung am Schalker Markt.

Schalke

Der Gang der Knappen in die Zweite Bundesliga hat nach dem Debakel am Neckar zusätzliche Umrisse angenommen. Wäre das Chaos des Vorortvereins auf dem aussichtslosen 18. Platz mit beschämenden neun Zählern nicht schon arg genug, stellte am vergangenen Wochenende ein „Massenrauswurf“ – Cheftrainer Christian Gross, Assistenz-Coach Rainer Widmayer, Sportvorstand Jochen Schneider, Teamkoordinator Sascha Riether und Athletiktrainer Werner Leuthard – alles, was bislang über den ohnehin stets unruhigen Schalker Markt vermeldet wurde, in den Schatten. Mit dem Schweizer Sportlehrer ist nach David Wagner, Manuel Baum und Huub Stevens bereits der vierte Betreuer der Revier-Elf in dieser Spielzeit Geschichte. Manches, was nach dem Stuttgart-Spiel passiert ist, dürften auch die treuesten Anhänger der Revierkicker – wie die von den „Füchsen“ in Wadersloh und beim „Graf Bernhard“ in Lippstadt – als überzogen ansehen. Es ist traurig, wie sich die  Königsblauen auseinander nehmen und in Höchstgeschwindigkeit auf den Abstieg zurasen.

Bielefeld

Mit der Schlappe in Dortmund und nur einem Punkt aus den ersten fünf Rückrundenspielen bei einem kümmerlichen Torverhältnis von 5:17 gibt es in der Leineweberstadt nicht mehr viel zu rechtfertigen. Der Fehlstart der vom einstigen Dortmunder Co-Trainer Uwe Neuhaus betreuten Ostwestfalen in die zweite Liga-Serie ist nach dem Auftritt seiner Crew im einstigen Westfalenstadion perfekt. Zwangsläufig haben auch die Diskussionen über den Mann auf der Bank wieder begonnen. Ob statthaft oder nicht. So sind die Abläufe im Fußball.

Dortmund

Während die Arminia durch ihre Dortmunder Pleite noch tiefer vom Abstiegssog erfasst worden ist, konnte die Borussia zur Genugtuung ihrer Fans im Land und bei den Lippstädter „Optimisten“ wieder den Kontakt zu den begehrten Champions-League-Plätzen herstellen. Die Equipe des Übergangchefs auf der Bank, Edin Terzic, verkürzte durch den Dreier ihren Rückstand auf den ausschlagenden vierten Rang auf drei Punkte. Dabei waren dem BVB die Frankfurter behilflich, deren Siegesserie bei Werder Bremen (1:2) einen überraschenden Dämpfer bekam. Gleichwohl haben tun sich die Schwarzgelben schwer, die Vorgabe ihres Chefs Hans-Joachim Watzke, die Qualifikation für die europäische Königsklasse, zu packen.

Köln

Zum Start der Bundesliga in 1960er Jahren nahm der 1. FC Köln mit dem damaligen Präsidenten Franz Kremer (1905-1967) und seinen Starensemble (mit dem Weltmeister von 1954, Hans Schäfer, und den späteren Vorzeigeprofis, den Nationalspielern Wolfgang Overath und Wolfgang Weber) für einige Jahre eine führende Rolle ein. Sie wurde aber vor vier Jahrzehnten an den heutigen Branchenführer aus München abgetreten. Nach dem im Jahr 1978 und in der Ära der Trainer-Ikone Hennes Weisweiler geholten Double (Meistertitel und Pokal) kam der Effzeh nicht mehr richtig voran. Sechs Abstiege aus der Bundesliga waren zu registrieren, ein siebter könnte im Mai folgen. Wirklich harte Zeiten für die Anhänger der Domstädter in der Region, Karl-Heinz Rickmann (Bad Waldliesborn) und Reinhold Schomacher (Wadersloh). Lediglich ein 14. Rang und nur 21 Punkte sind quälend.