Schalke ist kaum noch zu retten
Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Der einst so stolze Fußballwesten mit seiner Schar von attraktiven Mannschaften aus dem Revier und dem Rheinland wird sich mehr oder weniger auf Absteiger aus dem Landstrich zwischen Rhein und Weser einzustellen haben. Neben den kaum noch zu rettenden Schalkern haben es auch Köln (0:1 gegen Augsburg) und Bielefeld (0:1 im Vergleich mit Mönchengladbach) zunehmend schwer, sich aus dem Tabellenkeller zu befreien. Dies gilt auch für Mainz 05, wo inzwischen die Personalwechsel auf der Brücke des Vereins schon fast die Zahl der dürftigen sechs Saisonpunkte erreicht hat.
Mainz
Als im September mit Achim Beierlorzer in Mainz der erste Übungsleiter der Rheinhessen seine Papiere bekam, konnte der Sportvorstand Rouven Schröder, kurzfristiger Bundesligaprofi in Bochum und Sohn eines früheren Arnsberger Kommunalpolitikers, noch soeben seinen Rauswurf vermeiden. Jetzt ist nicht nur mit Jan-Moritz Lichte bereits der zweite Sportlehrer gescheitert, auch der Sauerländer als bisheriger Manager des FSV. Seine Aufgaben werden nun von zwei ehemaligen Mainzer Funktionären – Christian Heidel als Vorstand und Martin Schmidt als Sportdirektor – wahrgenommen. Unter diesen Begleiterscheinungen mussten die Rheinhessen am Sonntag beim FC Bayern München antreten und erlebten mit dem 2:5 wieder eine böse Schlappe, obwohl sie zum Pausentee noch mit 2:0 vorne lagen. Doch es kommt nur vereinzelt vor, dass der Titelverteidiger fest einkalkulierte Punkte nicht kassiert. Das ist die besondere Stärke des süddeutschen Teams.
Schalke
Auch mit dem neuen Coach Christian Gross, den bereits vierten Betreuer der Knappen in der aktuellen Spielzeit, hält die sieglose Serie von Schalke 04 in der Bundesliga an. Ob die Sympathisanten der Königsblauen in Lippstadt („Graf Bernhard“) und in Wadersloh („Füchse“) wirklich mehr von dem Auftritt ihrer Mannschaft bei Hertha BSC erwartet haben, ist beim augenblicklichen desolaten Zustand des Traditionsvereins nicht anzunehmen. Das Debüt des 66-jährigen Schweizers auf der Gelsenkirchener Bank war wenig verheißungsvoll. Am Ende stand ein 0:3 beim „Big-City-Club“, der bisher deutlich unterhalb der Träume seines Investors, des umstrittenen Unternehmers Lars Windhorst, geblieben ist. Was schon länger bei Schalke zu beobachten ist, ein Verein im Spannungsverhältnis zwischen Kommerz, Fans, Tradition und Individualinteressen, gilt auch für Hertha. Dort steht nach der Pleite mit Jürgen Klinsmann von Februar 2020 nun auch Bruno Labbadia vor den gleichen Problemen.
Bielefeld
Als Ewald Lienen, einst Kicker und Sportlehrer bei Arminia Bielefeld und Borussia Mönchengladbach, kurz vor der Partie seiner Ex-Arbeitergeber im Radio nach einem aus seinem Blickwinkel gewünschten Resultat gefragt wurde, verweigerte er eine Prognose. Zu emotional ist der im November 1963 in Schloss Holte geborene heutige Technische Direktor des FC St. Pauli noch mit den Vereinen aus der Leineweberstadt und vom Niederrhein verbunden. Das Resümee der auf der Bielefelder Alm ausgetragenen Begegnung ist eine verdiente Niederlage des vorjährigen Aufsteigers, der damit auf dem Relegationsrang bleibt.
Dortmund
Nach dem 1:2 bei Union Berlin am Freitag vor Weihnachten startete Dortmund mit einem 2:0 gegen Wolfsburg ins neue Jahr. Zur Freude der Chefetage mit Präsident Reinhard Rauball und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sowie den treuen Fans in der Republik und bei den Lippstädter „Optimisten“ rückten die Schwarz-Gelben wieder auf den vierten Rang vor. Ob sie sich dort dauerhaft festsetzen können oder gar noch eine Sprosse höher kommen, ist angesichts der bisherigen Wankelmütigkeit der Männer aus dem Pott nicht zu beantworten. Der Vergleich mit den Wölfen war kein hochklassiges, aber aus Sicht der Borussia ein ausgeglichenes Match. Was der BVB derzeit wirklich kann, muss er nun in Leipzig beweisen.