Werder gelingt ein Wunder
Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Die Überraschung des 34. Spieltages der 57. Auflage der Bundesliga war gewiss das 6:1 von Werder Bremen im Treffen mit dem 1. FC Köln bei der gleichzeitigen Niederlage von Fortuna Düsseldorf in Köpenick im Match mit Union Berlin (0:3). Nun kann Werder über die Relegation noch die Klasse halten. Bemerkenswert waren auch jene drei Spiele, die jeweils mit einem 4:0 für die Sieger endeten: Die heftige Schlappe von Borussia Dortmund im einstigen Westfalenstadion gegen die TSG 1899 Hoffenheim und das ebenso klägliche Resultat des FC Schalke 04 beim SC Freiburg. Indessen verblüffte das 4:0 von Bayern München am Mittelandlandkanal im Wettbewerb mit dem VfL Wolfsburg kaum. Der Meister schloss die durch die Corona-Krise belastete Bundesligarunde 2019/20 mit dem achten Titel in Folge überlegen ab.
Düsseldorf
Ängstlich und kraftlos war die Fortuna auf dem Gelände „Alte Försterei“ im Ostteil von Berlin aufgetreten. Zwei Punkte und vier Tore Vorsprung auf Bremen reichten nicht, um in der Liga zu bleiben. Nun muss Düsseldorf zum sechsten Mal zurück ins Unterhaus. Der Übungsleiter Uwe Rösler, der im Winter auf Friedhelm Funkel folgte, will den Schaden wiedergutmachen. Ob ihm diese Absicht gelingt, bleibt abzuwarten.
Bremen
Das „Wunder von der Weser“ ist im Stadtstaat ein feststehender Begriff. Er kennzeichnet die Fähigkeit des SV Werder Bremen, sich aus schier aussichtlosen Lagen zu befreien. Bisher galt diese Charakterisierung für den Europapokal, wo die Grün-Weißen nach krachenden Niederlagen bei der Revanche vor eigener Kulisse mit eindrucksvollen Siegen noch die nächste Runde erreichten. Jetzt hat das „Wunder von der Weser“ eine neue Dimension bekommen. Für die Anhänger des Effzeh in Bad Waldliesborn, Karl-Heinz Rickmann, und in Wadersloh, Reinhold Schomacher, dürfte die Kölner Blamage gegen die in der abgelaufenen Spielzeit meistens enttäuschende Crew aus Bremen besonders unerquicklich gewesen sein.
Dortmund
Das 0:4 des BVB 09 war nicht nur peinlich für die Schwarz-Gelben, sondern im Grunde eine Demütigung für den Vizemeister. Waren schon zuvor viele der treuen Fans der Borussia – mit ihnen auch die „Optimisten“ aus Lippstadt – über den zweiten Rang unzufrieden, sind sie nun von der erneuten launischen Darbietung ihrer fürstlich entlohnten Profis restlos enttäuscht. Es erscheint fragwürdig, ob Lucien Favre diesen Wankelmut seiner Equipe in 2020/21 abstellen kann. In seinen bisherigen zwei BVB-Jahren war davon nichts zu erleben.
Gelsenkirchen
Die schwächste Rückrunde seiner Vereinsgeschichte beendete der FC Schalke 04 auf dem Höhepunkt der Corona-Affäre um seinen Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies mit einer Klatsche beim effizienten Gastgeber im Schwarzwald. Während an die 1.000 Anhänger rund um die Arena auf dem Berger Feld mit einem Protest ihren Unmut über die Vorgänge bei den Königsblauen kundtaten, baute die Mannschaft von David Wagner ihre Pleiten-Serie in der Beletage des Fußballs auf 16 Spiele aus. Mit immensen Problemen und verärgerten Anhängern – auch in Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse) – gehen die Knappen in die für ihre Chefs beschwerliche Pause bis zum Start der kommenden Liga-Zeit.
Paderborn
Auch bei Eintracht Frankfurt hat der SC Paderborn 07 erneut Moral bewiesen. Während sich die anderen westfälischen Clubs aus Dortmund und Gelsenkirchen mehr oder weniger haben hängen gelassen, holten die Blau-Schwarzen nach einem Rückstand von 0:3 noch ein lobendes 2:3. Eine ehrenhafte Oberhaus-Verabschiedung der Auswahl aus dem Hochstift.