Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Während das Team von Borussia Dortmund nach dem vorzeitigen Gewinn der inoffiziellen Herbstmeisterschaft (2:1 gegen Werder Bremen) im darauffolgenden Match bei Fortuna Düsseldorf (1:2) überraschend seine erste Niederlage in der aktuellen Saison hinnehmen musste, begannen sogleich bei den Verfolgern aus Mönchengladbach und München die ersten Rechenspiele mit Blick auf die eigenen Titelchancen im Mai 2019. Dennoch und unabhängig vom Ausgang des Treffens am Freitagabend mit dem Namensvetter vom Niederrhein starten die Dortmunder am Samstag, 19. Januar, in Leipzig mit einem Vorsprung in die zweite Runde der Liga-Spielzeit 2018/19.
Dortmund
Die Schlappe der Schwarzgelben beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf war nicht nur der Schlusspunkt der bemerkenswerte Serie von 15 ungeschlagenen Spielen in der aktuellen Bundesliga-Saison, sondern zeigte auch erste Ermüdungserscheinungen der von Lucien Favre formierten Equipe auf. Eine Folge der enormen Belastungen, die der BVB durch die vielen englischen Wochen mit den Spielen in der Bundesliga, im DFB-Pokal und auf dem internationalen Parkett ausgesetzt war. ‚Im Großen und Ganzen muss man sagen, dass wir die Niederlage verdient haben‘, meinte Marco Reus nach dem Spiel. Eine zutreffende Einschätzung des Mannschaftsführers, die auch die meisten der nach Düsseldorf gereisten Fans der Dortmunder und die Beobachter vor den Fernsehgeräten – mit ihnen auch die Lippstädter „Optimisten“ – nach dem Match in der Landeshauptstadt geteilt haben dürften.
München
Ein ideenloser FC Bayern profitierte vom Ausrutscher des Konkurrenten aus dem Ruhrpott, da er in Fröttmaning seinen einkalkulierten Dreier holte. Obwohl der drittplatzierte Ligist im Verfolgerduell gegen Leipzig spielerisch nicht überzeugte, kann er durch das eminent wichtige 1:0 und die Verkürzung des Abstandes zu Dortmund wieder Titelluft wittern. Doch auch der Branchenführer von der Isar hat mit den Folgen der vielen Auftritte seiner derweil überalterten Crew zu kämpfen. Keine einfache Aufgabe des unter spezieller Beobachtung von Ulrich Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge stehenden Münchener Trainers Niko Kovac.
Schalke
Durch ihr 1:2 im Duell mit Leverkusen rutschen die Knappen immer tiefer in die Krise. Nach dem vierten sieglosen Spiel in Folge befinden sie sich nun zum Verdruss der königsblauen Anhängerschaft in Wadersloh („Füchse“) und Lippstadt („Graf Bernhard“) vollends im Abstiegskampf. Mit der Pleite auf dem Berger Feld von Erle weisen sie nur noch einen Punkt auf den Relegationsplatz auf. In der Weihnachtspause könnten in Gelsenkirchen, wo vor dem Anpfiff mit 61.548 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Arena ein bewegender Abschied vom Steinkohle-Bergbau zelebriert wurde, die bereits eingesetzten Diskussionen um den Übungsleiter Domenico Tedesco und Sportvorstand Christian Heidel an Schärfe zunehmen. Die Blicke am Schalker Markt richten sich nun wieder auf den in Rheda-Wiedenbrück lebenden einflussreichen Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies.
Hannover
Noch heftiger ist derzeit das Dilemma bei Hannover 96. Neben den erheblichen sportlichen Schwierigkeiten sind es die vor allem die Querelen, die sich um Martin Kind ranken. Der Präsident kämpft um eine Ausnahme von der 50+1-Regel für sich und den Verein, um Investoren mehr Einfluss zu ermöglichen. Sein Beitrag dazu, grundlegende Entscheidungen beim SV 96 transparenter zu machen und die Vereinsmitglieder besser einzubinden, bleibt überschaubar. Damit ist in der Fangemeinde eine latente Unruhe gegeben, die sich folglich auch auf die Leistungen des von André Breitenreiter betreuten Bundesliga-Teams auswirkt.