Lucien Favre soll es beim BVB richten

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Anmerkungen von Hans Zaremba

Schon vor Jahresfrist, als der BVB-Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Watzke das Engagement mit Thomas Tuchel bei Borussia Dortmund nach nur zwei Jahren beendete, sollte es Lucien Favre bei den Schwarzgelben richten. Doch dazu ist es im Sommer 2017 nicht gekommen. Nach zwei Interimslösungen (Peter Bosz von Juli bis Dezember 2017 und Peter Stöger von Dezember 2017 bis zum Mai 2018) konnten nun die BVB- Häupter den 60jährigen Schweizer vom OGC in Nizza nach Dortmund holen.

Sieht Lucien Favre bei Borussia Dortmund vor einer schweren Aufgabe: Der Chronist des Lippstädter BVB-Fanclubs, Hans Zaremba, betrachtet das neue Trainer-Engagement bei den Schwarzgelben mit skeptischen Anmerkungen.

Ehemaliger Profikicker

Mit dem Schweizer als Trainer, der einst 24 Länderspiele für die Eidgenossen bestritt, will der vorjährige Pokalsieger wieder in die Spur des Erfolges zurückkehren. Ganz einfach dürfte die Verpflichtung des einstigen Coachs von Hertha BSC (2007-2009) und Borussia Mönchengladbach (2011-2015) nicht erfolgt sein. Nach Berichten überregionaler Medien musste sich Borussia Dortmund bei seinen Bemühungen der Hilfe von Dieter Hoeneß, ehemals Geschäftsführer beim Berliner Bundesligisten und Bruder des Bayern-Impresario Ulrich Hoeneß, bedienen. Vom jüngeren der Hoeneß-Brüder stammt auch die Aussage über den neuen BVB-Betreuer: „Favre war außerhalb des Platzes ein wenig schwierig gewesen, aber auf dem Platz gehört er zu den Besten in eine Kategorie mit Pep Guardiola. Er hat mich als Manager sehr gefordert.“ Diese Worte wirken durchaus moderat, denn während seiner Berliner Zeit soll sich Dieter Hoeneß häufig mit dem damaligen Übungsleiter des Hauptstadtclubs gerieben haben. Zudem geht dem 1957 geborenen Sportlehrer der Ruf voraus, seine Verträge nicht immer einzuhalten. Für viel Geld hat ihn jetzt der BVB aus dem in Nizza laufenden Kontrakt losgeeist. Vor elf Jahren kaufte Hertha ihn beim FC Zürich aus einem bestehenden Agreement heraus und in Mönchengladbach – seiner letzten Station im deutschen Fußball – warf der eigenwillige Schweizer zum Schluss selbst hin.

Anerkannter Tüftler

Viele aus der Fußballszene wundern sich, dass er nun die feine Cote d`Azur gegen den eher rauen Ruhrpott tauschen will. Aber auf das Umfeld und die Lebensqualität an seinen Arbeitsorten scheint er selten großen Wert zu legen. In Nizza, so heißt es, habe er das Meer kaum gesehen. Er soll die Innenstadt gemieden und einige Kilometer außerhalb gewohnt haben. Für ihn zählen offensichtlich vorrangig die tägliche Arbeit, das Feilen und Tüfteln mit Spielsystemen und die Verbesserungen der Leistungen der ihm anvertrauten Kicker. In der französischen Liga erreichte er mit dem OGC Nizza in der Vorsaison einen beachtlichen dritten Platz und in der Spielzeit 2017/18 den achten Rang. Doch seine Arbeit in Südfrankreich wurde in seiner schweizerischen Heimat wenig wahrgenommen. Durch seinen Wechsel nach Westfalen will er sicherlich auch wieder stärker ins Rampenlicht des Alpenstaates rücken. Neben den Bayern aus München verfügen ebenfalls die Dortmunder zwischen Basel, Bern und Zürich über eine hohe Popularität. Für Lucien Favre ist Borussia Dortmund vielleicht auch die letzte Möglichkeit, einen europäischen Spitzenclub zu betreuen.

Komplizierter Partner

Doch die Verantwortlichen in Dortmund werden es mit dem vierten Nachfolger von Jürgen Klopp, der von 2008 bis 2015 unangefochten im Revier wirkte, nicht leicht haben. Denn Lucien Favre gilt mindestens so kompliziert wie Thomas Tuchel. Bekanntlich musste dieser weichen, weil er es wagte, dem herrschenden Hans-Joachim Watzke zu widersprechen. Aber der BVB-Boss sollte wissen, dass er sich auf der Position des Trainers keinen weiteren Fauxpas leisten kann. Nicht wenige der Fans des achtmaligen Meisters beäugen bereits seit längerem seine Dekrete mit großer Skepsis. Ob die neue Verbindung lange hält, muss mit Blick auf die drei BVB-Jahre nach dem Abschied von Jürgen Klopp bezweifelt werden.