Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Als am Samstag, 24. August 1963, die Bundesliga ihren Spielbetrieb aufnahm, zählten die Traditionsvereine Borussia Dortmund, Hamburger SV, 1. FC Köln und Werder Bremen zu den vom DFB bestimmten 16 Erstligisten und waren zugleich die führenden Clubs des gerade geschaffenen neuen deutschen Fußballoberhauses. 54 Jahre spielt dieses Quartett immer noch in der Beletage des Fußballs mit, auch wenn die Dortmunder, Kölner und Bremer zeitweilig in der zweiten Liga unterwegs waren. Doch in 2017 gehören nur noch die Schwarzgelben zur absoluten Spitze, während sich die anderen drei Gründungsmitglieder in einem chronischen Existenzkampf befinden.
Dortmund
„Das war das schlechteste Spiel, seitdem ich hier bin“, meinte der Übungsleiter von Borussia Dortmund, Peter Bosz, nach dem glücklichen 2:1 seines Teams beim FC Augsburg. Ein durchaus zutreffendes Bekenntnis, wenn man einen kritischen Blick auf die Partie der Borussia in der Fuggerstadt wirft. Dennoch können die vielen Freunde der Dortmunder in der Region und bei den Lippstädter „Optimisten“ entspannt auf die Zeit nach der Länderspielpause blicken: Der BVB 09 führt dank der Patzer der unmittelbaren Konkurrenten aus Hoffenheim – 2:3 in Freiburg – und München – 2:2 in Berlin – bereits nach sieben Durchgängen die Tabelle mit einem deutlichen Vorsprung von fünf Punkten tonangebend an.
Hamburg
Das Pfeifkonzert im Volksparkstadion war noch nicht verstummt, da versuchten bereits die Protagonisten auf beiden Seiten das erschreckend schwache Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen schön zu reden. Richtiger war schon eher die Charakterisierung der Spötter, die vor der 107. Auflage der beiden Krisenclubs von einem „Notderdy“ sprachen. Während die harmlosen Bremer noch Glück hatten, ein torloses Remis mit an die Weser nehmen zu können, ärgerten sich die kaum weniger desolaten Hamburger über einen aus ihrer Sicht verschenkten Sieg. Am Ende blieb den beiden Nordclubs die bittere Erkenntnis, erneut keinen wesentlichen Schritt weitergekommen zu sein. Sogar die Unterstützung der Anhänger der Rothosen und Grünweißen scheint abzunehmen. Nach den vielen Krisenjahren war das einst brisante Duell mit 54.613 Zuschauern nicht ausverkauft.
Köln
Noch trister ist die momentane Lage am Rhein. Nach dem 1:2 gegen Leipzig und der sechsten Schlappe im siebten Spiel behält der Meister der Bundesliga-Auftaktsaison (1963/64) weiterhin die rote Laterne. Auch die Kölner Rückholung von Claudio Pizarro in das Berufsleben, der als 39jähriger im Juli in Bremen keinen neuen Vertrag mehr bekam, führte nicht zum gewünschten Erfolg der von Peter Stöger formierten Equipe. Wenn nicht bald beim Effzeh etwas Gravierendes geschieht, können sich seine treuen Fans schon heute für zwei mögliche Zweikämpfe in der Saison 2018/19 zwischen den Domstädtern aus Köln und Paderborn die nötigen Tickets sichern. Während sich die Schwarzblauen aus dem Hochstift derzeit auf dem direkten Weg in die zweite Liga befinden, steuern die Geißböcke heuer auf einen abermaligen Absturz in die von ihnen logischerweise nicht geliebte Fußballklasse zu.
München
Was sich seit einigen Wochen an der Isar abzeichnete und in dieser Publikation kommentierend begleitet wurde, ist nun eingetreten. Die Ablösung von Carlo Ancelotti als Coach der Bayern. Doch der Rauswurf des Italieners beim Branchenführer bewirkte bislang noch nicht viel. Das Match mit dem Resultat von 2:2 in Berlin war eigentlich eine erneute Enttäuschung für die anspruchsvollen Erwartungen des Titelverteidigers. Wer nach dem vergeigten Heimspiel gegen Wolfsburg nun zum zweiten Mal in Folge einen Vorsprung von 2:0 mit einem solch hoch karätigen Team nicht über die Zeit bringt, befindet sich (mit oder ohne regulären Chefcoach auf seiner Bank) offenkundig in einer echten sportlichen Krise.