Wallfahrtsort für Fußballfans

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Ein Blick in das DFB-Museum von Hans Zaremba

Dort, wo der Mittelpunkt der Dauerausstellung des Deutschen Fußballmuseums ist und die großen Gefühle pulsieren, waren jetzt auch jene Lippstädter, um sich an dieser Stelle mit den „Optimisten“ einen umfassenden Eindruck über die Historie des Fußballs zu verschaffen. Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba, hat diesen Blick in die am Dortmunder Bahnhof errichtete Galerie über den Sport mit dem runden Leder protokolliert.

Gruppenbild nach einem interessanten Besuch im DFB-Museum: Die Lippstädter Besucherinnen und Besucher vor dem Mannschaftsbus des Fußballweltmeisters von 2014 in Brasilien. Foto: Ralf Knipping (DFB-Museum)

Informationsvermittlung

Das Bemerkenswerte der dortigen Pinakothek ist, dass hier anders als in früheren Fußballpräsentationen und in den meisten Vereinsmuseen keine ausufernde Sammlung von Devotionalien aufgetischt wird. „Alle Exponate sollen eine Geschichte erzählen“, hatte der Chef des Hauses, Manfred Neukirchner, wenige Tage vor der Eröffnung des Museums im Oktober 2015 herausgestellt. Dass dem bei der Masse von rund 1.600 Ausstellungsstücken auch so ist, erklärte beim Rundgang der Gäste aus Lippstadt ihr fachkundiger Begleiter Ralf Knipping aus der Besucherbetreuung. Es ist in Dortmund eine Mischung aus Anknüpfungspunkten für die Erinnerung, aus Retro-Ästhetik und Informationsvermittlung geschaffen worden, die zweifellos einen großen Reiz verkörpert. Die unterbreiteten Stücke wurden von den Initiatoren dieser bislang einzigartigen Darstellung in Deutschland mit Texten, Medien, Sound, Design, Licht, Klängen und Raumbildern zusammengefügt, was mehr oder weniger zu einem Wallfahrtsort für Fußballfans geworden ist. Das Museum ist klug konzipiert, abwechslungsreich und technisch auf einem hohen Niveau. Auf zahllosen Bildschirmen flimmern über 600 Filmschnipsel mit einer Laufzeit um die 25 Stunden über die Mattscheiben. Das Museum ist eine große Spielwiese für die Anhänger des Kickersports.

Vermittelte den Lippstädtern fundierte Informationen: Ralf Knipping aus dem DFB Museum in Dortmund (zweiter von links) und vorne im Bild der Chefoptimist Bernhard Scholl aus Lippstadt.

Sonderausstellung

Da wurde den Lippstädtern auch die gegenwärtig noch bis in den November anlässlich des 120. Geburtstages des einstigen Bundestrainers Sepp Herberger angebotene Sonderausstellung „Herbergers Welt der Bücher – Die unbekannten Seiten der Trainer-Legende“ gezeigt. Diese Sammlung beleuchtet das Leben und Wirken des „Chefs“ (wie der ehemalige Spielführer der Nationalequipe, Fritz Walter, seinen großen Förderer charakterisierte) aus ungewöhnlicher Perspektive anhand ausgewählter Werke seiner aus über 1.500 Bücher bestehenden Bibliothek. Der Ausgangspunkt dieser Darbietung ist die auffällige Bildungsgeschichte des in Mannheim aufgewachsenen späteren Coachs der mythischen WM-Elf von Bern (3:2 gegen Ungarn). Als Arbeiterkind der Spiegelkolonie im Stadtteil Waldhof besuchte er vier Jahre die Volksschule und wurde als Klassenbester für das Gymnasium vorgeschlagen. Doch durch den frühen Tod des Vaters kam der Schulwechsel des jungen Josef Herberger nicht zustande, da die Mutter ohne das väterliche Einkommen das Schulgeld nicht beibringen konnte. Daher beendete der am 28. März 1897 geborene und am 28. April 1977 verstorbene langjährige Übungsleiter des DFB seine Schuljahre in der Volksschule. Sein Ziel, einen akademischen Abschluss zu erlangen, verlor er aber nie aus den Augen. Er war wohl einer der fleißigsten Autodidakten der damaligen Zeit. Viele Sprüche („Der nächste Gegner ist immer der schwerste.“ und „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“) seiner philosophischen Begabung ranken sich um diesen Mann. Er verstand es, in seiner Zeit als Reichstrainer (1936 bis 1942) und Bundestrainer (1950 bis 1964) immer wieder neue Talente für die deutschen Auswahlteams zu entdecken und die ihm anvertrauten jungen Männer zu formen. Eine wichtige Hilfe waren ihm die in seinen vielen Büchern vermerkten Ideen. So zur Mannschaftsführung aus einem Werk von Niccolò di Bernardo dei Machiavelli und zur Strategie in den Gedanken des Generals Carl von Clausewitz.

Momentaufnahme aus dem DFB-Museum mit optimistischen Besuchern:Von links Wolfgang Meyer, Andrea Meyer, Bernhard Scholl, Ludger Werner und Susanne Lemke. Fotos (2): Hans Zaremba (BVB-Fanclub Lippstadt e.V.)