Blick auf die zweite Liga von Hans Zaremba
Auch für die zweite Liga ist die Pause vorbei: Sieben Tage nach dem Start in der dritten Klasse und drei Wochen vor dem Beginn der Bundesliga hat nun das Unterhaus seinen Spielbetrieb aufgenommen. Unter den Teilnehmern befinden sich etliche Traditionsclubs, die allesamt schon deutlich bessere Zeiten erlebt und zwangsläufig wieder ihren Blick auf das obere Fußball-Stockwerk ausgerichtet haben.
Packende Konkurrenz
Denn die zweite Liga versammelt eine ganze Reihe von Vereinen mit großer Geschichte und entsprechenden Ambitionen. Von den in ihr registrierten 18 Clubs können allein 13 auf eine Zugehörigkeit im Oberhaus und mit dem TSV 1860 München (1966), Eintracht Braunschweig (1967), 1. FC Nürnberg (1968), 1. FC Kaiserslautern (1991 und 1998) und VfB Stuttgart (1984, 1992 und 2007) gar fünf Vereine auf Meistertitel in der 1963 gegründeten Bundesliga zurückblicken. Somit dürfte sich fraglos eine packende Konkurrenz entwickeln und durch die jetzt hinzugekommenen Magneten VfB Stuttgart und Hannover 96 (die letzten Absteiger aus der ersten Liga) sowie Dynamo Dresden (Aufsteiger aus der dritten Liga) womöglich ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt werden. In Fachkreisen ist bereits vom Überspringen der 6-Millionen-Marke die Rede. Die Hitliste beim Dauerkarten-Absatz führen die Stuttgarter an.
Schweres Unterfangen
Doch Tradition ist noch keine Garantie, schnurstracks zurück in die Bundesliga zu gelangen. Das musste in der vergangenen Spielzeit die Fortuna aus Düsseldorf schmerzlich erfahren, die vor dem Ligastart bei vielen der (vermeintlichen) Experten zum Kreis der potentiellen Aufsteiger zählte. Am Ende waren die Verantwortlichen in der Landeshauptstadt dankbar, nicht – wie der MSV Duisburg und SC Paderborn – den bitteren Gang in die Drittklassigkeit antreten zu müssen. Auch die Beispiele aus dem westfälischen Umland mit der Arminia aus Bielefeld, zuletzt 2009 aus Bundesliga abgestiegen und danach vorübergehend auch drei Spielzeiten in der dritten Liga, und dem VfL Bochum, der seit 2010 Zweitligist ist, belegen das schwere Unterfangen, das Unterhaus flugs im Fahrstuhl nach oben wieder zu verlassen.
Echte Herausforderung
Daher ist auch das propagierte Ziel der Bundesligaabsteiger 2015/16, Hannover 96 und VfB Stuttgart, unmittelbar durchzustarten und das Kapitel in der zweiten Liga möglichst nach einem Jahr mit einer Rückkehr in die Beletage zu beenden. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten. Beim VfB, der 39 Jahre ununterbrochen der ersten Liga angehörte, hat man mit Jos Luhukay zumindest einen Coach geholt, dem bereits mit Augsburg, Gladbach und Berlin drei Aufstiege in die Bundesliga glückten. Allerdings ist der Kadar der Schwaben gegenüber der letzten Saison deutlich schwächer einzuschätzen, was bei der Härte im Unterhaus zu einer echten Herausforderung für den Niederländer auf dem Trainerstuhl am Neckar werden könnte. Zusätzliche Verstärkungen des Personals sind somit wohl nicht ausgeschlossen.
Gelungener Auftakt
Etliche Veränderungen waren nach dem traurigen Abschied von Hannover 96 aus der Bundesliga auch an der Leine zu verzeichnen. Mit einer komplett neuen Offensive wollen die Niedersachsen unverzüglich wieder in die Spur kommen, wozu sie mit Niclas Füllkrug (1. FC Nürnberg), Martin Harnik (VfB Stuttgart) und Sebastian Meier (FC St. Pauli) drei neue Kräfte verpflichtet haben. ‚Wir wollen und müssen aufsteigen‘, unterstrich Klubpräsident Martin Kind, da ein weiteres Zweitligajahr dem Verein einen enormen finanziellen Schaden zufügen würde. Zweifellos viel Druck und die klare Vorgabe für die sportliche Leitung, das große Herausforderung zu bestehen. Die Mannschaft ist dafür stark genug, was ihr gelungener Auftakt mit dem imposanten 4:0 auf dem Betzenberg beim 1. FC Kaiserslautern bekräftigte.