Turnier mit vielen Überraschungen

Anmerkungen zur Euro 2016 von Hans Zaremba

Weder die etablierten Mannschaften aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien noch der scheinbare Geheimfavorit Belgien konnten die Europameisterschaft für sich mit einem Gewinn erfolgreich beenden, sondern überraschend die Equipe aus Portugal. Auffallend waren auch die guten Platzierungen der angeblich kleinen Fußball-Länder Wales und Island, denen vor der Uefa-Euro 2016 kaum einer der bekannten Experten ein Vorpreschen über die Gruppenphase hinaus zugetraut hatte.

Anmerkungen eines schwarzgelben Fußballfans zur Euro 2016: Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde von den OPTIMISTEN, Hans Zaremba, blickt auf das Turnier in Frankreich zurück.

Portugal

Der eigenartige und schwer nachvollziehbare Modus des Turniers mit 24 Teams ermöglichte es den Portugiesen, nach einer schwachen Vorrunde (mit drei dürftigen Punkten und dem dritten Rang hinter Ungarn und Island) ins Achtelfinale einzuziehen und von dort ihren Weg bis zum Sieg anzutreten. Nicht von ungefähr gab es dazu ächzende Kritik vom ARD-Mann Mehmet Scholl: „Die Art und Weise wie Portugal Fußball spielt, sollte nicht die Zukunft sein.“

Frankreich

Nichts wurde aus der geplanten triumphalen Fahrt der neuen Generation um Antoine Griezmann zurück ins EM-Quartier wie vor 18 Jahren beim brillanten Sieg bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Die heutigen Nachfolger der einstigen Europameister mit Michel Platini (1984) und Zinedine Zidane (2000) konnten nicht den dritten Europatitel für die Grande Nation holen, obwohl sie den Weltmeister aus Deutschland bezwungen hatten.

Deutschland

Natürlich war es ungerecht, dass mit Frankreich nicht die bessere Mannschaft ins Endspiel eingezogen ist, allenfalls die glücklichere. Aber genauso begünstigt war das Weiterkommen der DFB-Crew im Elfer-Zweikampf gegen Italien. Was Deutschland beim Wettbewerb in Frankreich gefehlt hat, war neben Mario Gomez ein zweiter echter Knipser. Mario Götze als hängende Spitze und Thomas Müller mit seiner Tor-Krise waren abgemeldet. Die Ausbeute von lediglich sieben aus dem Match heraus erzielten Buden in sechs Spielen war zu spärlich.

Italien

Selten waren die Chancen auf einen großen Titel für Italien so gut wie bei der Konkurrenz in Frankreich. Doch dann hätte man Deutschland nicht nur an den Rand einer Niederlage bringen dürfen, aber auch aus dem Wettkampf schubsen müssen. Den Respekt hatten sich die Italiener mit den Siegen gegen Belgien und Spanien erarbeitet. Vor dem Uefa-Treffen noch als Altherrentruppe belächelt, zeigten auf dem Rasen, was mit Teamgeist, guter Organisation und großer Leidenschaft alles möglich ist. Aber nach dem Duell im Penalty-Schießen mit den Deutschen waren die Illusionen der Squadra Azzurra schlagartig beendet.

Spanien

Dabei war es den Italienern zuvor gelungen, den Titelverteidiger Spanien mit 2:0 aus dem Turnier zu werfen und sich für ihre Endspielpleite von 2012 (0:4 gegen Spanier) zu revanchieren. Für den dreimaligen Europameister (1964, 2008 und 2012) ist ein Neustart ohne seinen langjährigen Coach Vicente del Bosque angezeigt. Das Scheitern gegen die Azzurris beendete einen erfolgreichen Zyklus, der 2008 mit dem Gewinn der EM in der Schweiz und Österreich begann, sich 2010 mit dem WM-Triumph in Südafrika fortsetzte und 2012 mit der Verteidigung des Euro-Titels in Polen und der Ukraine seinen Abschluss fand.

Belgien

Wales, das zuvor schon England überrundete, riss im Viertelfinale die favorisierten Belgier aus den Titelträumen. So auch den einstigen Schalker Profi Marc Wilmots als ihren Trainer.