EM-Erinnerungen von Hans Zaremba
Wenn am Sonntag in Paris das Euro-Finale zwischen Portugal und Frankreich beginnt, werden sich viele deutsche Fußballfans noch gerne an die Endspiele mit deutscher Beteiligung in 1972, 1980 und 1996 erinnern. In Brüssel, Rom und London konnten die von den Trainern Helmut Schön, Jupp Derwall und Berti Vogts betreuten Crews jeweils den Titel holen. Daran anknüpfen wollte bei der EM 2016 auch Joachim Löw. Doch nach dem Halbfinale (0:2 gegen Frankreich) war diese Absicht vorzeitig beendet.
1972
Der deutsche Sieg von 1972 mit dem 3:0 im Brüsseler Match über die einstige Sowjetunion war zweifellos der Triumph von Helmut Schön, der 1964 dem legendären Sepp Herberger als Übungsleiter gefolgt war. Die von dem am 15. September 1915 in Dresden geborenen und am 23. Februar 1996 in Wiesbaden verstorbenen einstigen Nationalspieler aus Topstars formierte Auswahl (Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Horst-Dieter Höttges, Georg Schwarzenbeck, Paul Breitner, Herbert Wimmer, Günter Netzer, Uli Hoeneß, Jupp Heynckes, Gerd Müller und Erwin Kremers) holte sich mit einem über viele Phasen begeisterndem Offensivfußball den Titel. Der damalige Betreuer ist bis heute der erfolgreichste Bundestrainer. Speziell das von ihm verfügte Wechselspiel zwischen Beckenbauer als Libero und Netzer als Regisseur verblüffte vor 44 Jahren die Fußballwelt.
1980
Zwischen dem ersten und zweiten deutschen Europatitel hatte sich einiges ereignet, was vom WM-Erfolg von 1974 in Deutschland über die schmerzvolle Niederlage im EM-Finale von 1976 in Belgrad bis zur tristen Vorstellung der DFB-Crew bei der WM 1978 in Argentinien reichte. Für die Berufung der Akteure war in 1980 mit Jupp Derwall, dem langjährigen Assistenten von Helmut Schön, nun ein anderer Instrukteur verantwortlich. Dem zu jener Zeit 53jährigen Wahl-Saarländer war es gelungen, ein junges Team mit einem Durchschnittsalter von 24.2 Jahren zusammenzustellen. Die vor dem Wettkampf gemeldeten Ausfälle des Schalkers Klaus Fischer als Sturmspitze und des Gladbachers Rainer Bonhof als Mittelfeldstratege wurden mit dem Hamburger „Kopfballungeheuer“ Horst Hrubesch und dem Kölner Spielmacher Bernd Schuster rasch ausgeglichen. Überdies hatte die siegreiche Mannschaft – bestehend aus Harald Schumacher, Uli Stielike, Karl-Heinz Förster, Bernhard Dietz, Manfred Kaltz, Bernd Schuster, Hans-Peter Briegel (Bernd Cullmann ab der 55. Minute), Hansi Müller, Karl-Heinz Rummenigge, Horst Hrubesch, und Klaus Allofs – im Duisburger Verteidiger Dietz in Italien beim 2:1 gegen Belgien einen einfühlsamen Kapitän.
1996
Auch zwischen dem zweiten und dritten DFB-EM-Sieg lag mit dem 1:0 im Treffen mit Argentinien am 8. Juli 1990 in Rom ein WM-Gewinn. Derweil hatte Berti Vogts die Leitung der Nationalelf übernommen. Nie war er als Chefcoach so anerkannt wie sein Vorgänger Franz Beckenbauer. Außer der Europameisterschaft (2:1 nach Verlängerung gegen Tschechien) gewann er als Sportlehrer keine Trophäen, auch später nicht in Vereinen. Doch trotz seiner professionellen Detailversessenheit wurde er als Trainer von den Fans nie so vorbehaltlos ins Herz geschlossen wie in all den Jahren als Kicker in Mönchengladbach, wo sie ihn als ‚Terrier‘ unter den begnadeten ‚Fohlen‘ bestaunten Im Wembley-Stadion stand er nach dem Abpfiff allein vorm Fanblock und feierte mit der La-Ola-Welle. Zu seiner siegreichen Equipe, die das Spiel mit dem Golden-Goal von Oliver Bierhoff beendete, gehörten mit Andreas Köpke, Thomas Strunz, Matthias Sammer, Markus Babbel, Thomas Helmer, Dieter Eilts (Marco Bode in der zweiten Halbzeit), Thomas Häßler, Christian Ziege, Mehmet Scholl (Oliver Bierhoff ab der 69. Minute), Jürgen Klinsmann und Stefan Kuntz allesamt Akteure, die auch heute 20 Jahre später noch im Fußball als Übungsleiter, Kommentatoren oder Manager einen großen Namen haben.