Anmerkungen zum SCP-Aufstieg von Hans Zaremba
Die Fußballstars von Borussia Dortmund und des FC Schalke 04 müssen sich in der kommenden Saison auf ein neues und lange Zeit für sie unvorstellbares Reiseziel in der Bundesliga ausrichten. Der krasse Außenseiter der zweiten Liga, der SC 07 aus dem benachbarten Paderborn, vollendete am vergangenen Sonntag seinen Sensationsaufstieg ins Fußballoberhaus mit einem für seine Anhänger aufreibenden Zittersieg von 2:1 über den VfR Aalen.
Grenzloser Jubel
Als das Aufstiegsmärchen von Ostwestfalen am Sonntagnachmittag wahr geworden war, kannte der Freude im Stadion des 53. Neulings in der Geschichte der Bundesliga und die Begeisterung in der Paderborner Innenstadt auf dem Kamp, der von den SC-Anhängern zur Fanmeile umgewandelt worden war, keine Grenzen mehr. Bierduschen auf dem Spielfeld in der Arena und vor allem unermesslicher Jubel der unzähligen mit blauen Trikots und Schals gekleideten Sympathisanten des SC 07 beherrschten bis in die späten Abendstunden die Szene in der Domstadt. Mit 62 Zählern aus 34 Spielen nehmen die vom Ex-Bundesligaprofi des Hamburger SV und VfL Wolfsburg, Andre Breitenreiter, trainierten Paderborner zum Ende der Zweitligasaison den zweiten Rang ein und steigen damit gemeinsam mit dem früheren Erstligisten 1. FC Köln, der in der Spielzeit 68 Punkte einheimsen konnte, in die Beletage des deutschen Fußballs auf. Damit kommt von den 18 Bundesligisten jetzt allein Drittel (Dortmund, Gelsenkirchen, Köln, Leverkusen, Mönchengladbach und Paderborn) aus Nordrhein-Westfalen. Doch die eigentlichen Probleme des knallharten Fußballgeschäfts werden auch den ostwestfälischen Verein, der aus vielen Fusionen entstanden ist und mit dem zweitkleinsten Etat (6,2 Millionen Euro) aller 18 Zweitligisten das Unterhaus aufmischte, noch ereilen.
Kleines Stadion
Mit 15.000 Zuschauern genügt die SC-Arena vorerst den Ansprüchen, wenn die Spitzenteams aus der Bundesliga in der Kreisstadt gastieren. Ein Jahr dürfen die Paderborner nach den Statuten der DFL (Deutsche Fußball-Liga) dort ihre Heimspiele austragen. Was kommt aber, wenn das Fußballmärchen an der Pader über eine Saison hinaus gehen sollte? Kann das erst mit der Saison 2008/09 für den Betrieb in der zweiten Liga fertiggestellte Stadion aufgestockt werden, wie es sich der SC-Präsident Wilfried Funke vorstellt? Was beim ersten Spatenstich der Spielstätte im Sommer 2005 nicht berücksichtigt wurde, sind die nämlich Anwohner, die dem Fußball im beschaulichen Hochstift (bislang) offenbar nicht viel abgewinnen konnten. Weil es ihnen zu laut ist, wenn in ihrer Nachbarschaft der Ball rollt, reichten sie eine Klage ein – und die Richter gaben ihnen Recht. So müssen die Spiele des SCP bis 22 Uhr beendet sein. Das dürfte sich auch jetzt nicht ändern, womit Bundesligaspiele am attraktiven Freitagabend in der Paderstadt nicht stattfinden können.
Schmaler Etat
Auch der bisherige Etat des SC 07 wird im Oberhaus nicht ausreichen. Die Vermutung liegt nahe, dass der Aufwand in der Bundesliga wohl auf 15 Millionen Euro klettern wird. Ein Niveau, das auch beim Bundesligaschlusslicht der Spielzeit 2013/14, Eintracht Braunschweig, den finanziellen Rahmen bestimmt hat. Ebenso sind viele in der Kickerszene besorgt, ob der gegenwärtige SC-Kadar in der ersten Bundesliga bestehen kann. Sieht man mal von dem Torschützenkönig der zweiten Liga, Mahir Saglik, und dem Mann der Abwehr, dem früheren Dortmunder Martin Amedick, ab, gibt es in den Reihen des SC Paderborn 07 kaum einen bekannten Kicker. Halsbrecherische Investitionen soll es in Paderborn aber nicht geben, was die bisherigen Verlautbarungen aus dem Verein offenbaren. Bei aller Verzückung über das faszinierende Fußballmärchen an der Pader gibt es ein Bündel von Fragen, auf das die Oberhäupter des neuen Bundesligisten rasche und überzeugende Antworten finden müssen.