Gnadenfrist für den HSV

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Trotz seiner Schlappe in Mainz (2:3) ist der Hamburger SV dem direkten Bundesliga-Abstieg knapp entgangen, weil die Kontrahenten um den Klassenerhalt aus Nürnberg (1:4 in Gelsenkirchen) und Braunschweig (1:3 in Hoffenheim) am letzten Bundesligaspieltag ebenfalls keine Punkte einsacken konnten. Für die Meister von 1967 (Braunschweig) und 1968 (Nürnberg) blieb nur der bittere Abgang ins Unterhaus, während der Champion von 1983 mit der Relegation gegen Fürth eine Gnadenfrist hat.

Dem HSV bleibt nur noch die Relegation, um dem Abstieg noch abzuwenden:Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der die Situation der Hamburger nach dem Ende der 51. Bundesligasaison analysiert.

Nürnberg

Eigentlich zeichnete sich der achte Abstieg (ein Rekord in der Bundesliga) der Nürnberger schon in der Hinrunde ab. Auch drei Trainer in einer Saison konnten das Unheil beim ruhmreichen Club (mit neun Meisterschaften ist er nach Bayern München mit 24 Titeln der erfolgreichste Verein in Deutschland) nicht aufhalten. Doch der letzte Gewinn der Schale liegt immerhin schon 46 Jahre zurück. Die Folgezeit nach dem ersten Abstieg in 1969 (als Titelverteidiger bis heute ein Novum) war für die Männer aus der Noris vom ständigen Auf und Ab geprägt. So richtig Fuß fassen konnten sie nach ihrer ersten Rückkehr (1978) in der Bundesliga nicht mehr. Vielmehr haftet ihnen seitdem das Etikett einer Fahrstuhltruppe an.

Braunschweig

Auch der Glanz von Braunschweig (wie die Franken Gründungsmitglied der 1963 installierten Bundesliga) hat inzwischen Patina angesetzt. Als die Niedersachsen im vergangenen August wieder in die Beletage des deutschen Fußballs zurückkamen, lag ihre letzte Zugehörigkeit in der Bundesliga schon 28 Jahre zurück. In der Zwischenzeit fristeten sie ein hartes Los als Zweit- und Drittligist. Im Gegensatz zu den Nürnbergern haben sich die Braunschweiger in der abgelaufenen Saison keinen großen Illusionen hingegeben. So kann Torsten Lieberknecht seine am 11. Mai 2008 begonnene Arbeit als Eintracht-Coach auch in der zweiten Liga fortsetzen. Womöglich ein gutes Omen für ein baldiges Erstliga-Comeback.

Leverkusen

Lange befand sich Leverkusen auf einer Erfolgsspur. Doch mit der Winterpause riss der Faden bei den Farbenstädtern. Das übliche Ritual der Branche (Trennung von Trainer Sami Hyypia) war die unweigerliche Folge der (vorübergehenden) Serie von Schlappen in der Champions League und Bundesliga sowie im DFB-Pokal. Der aus dem Jugendbereich des Werksclubs für die Bank der ersten Elf reaktivierte Sascha Lewandowski sorgte für eine Konsolidierung beim Bundesligisten und führte ihn auf den wichtigen vierten Rang, die den Rheinländer die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation sichert.

Gelsenkirchen

Den im Grunde schon am vorletzen Spieltag erreichten Wiedereinzug in die europäische Königsklasse haben die Knappen mit ihrem 4:1 über Nürnberg eindrucksvoll bestätigt. So werden die westfälischen Fußballfreunde in der neuen Saison zumindest in der Gruppenphase der Champions League sowohl auf dem Berger Feld von Erle als auch im Dortmunder Fußballtempel an der Strobelallee internationale Fußballbegegnungen verfolgen können.

Dortmund

Sicherlich war es zum Beginn ein zähes Spiel. Doch am Ende fuhr Dortmund in Berlin mit dem 4:0 einen deutlichen Sieg ein. Die Botschaft der von Jürgen Klopp aufgebotenen Kicker im Olympiastadion der Hauptstadt war deutlich: Der Meister aus München muss sich im DFB-Pokal-Endspiel auf einen BVB in Topform einstellen. Die glücklichen 12 Mitglieder der optimistischen schwarzgelben Gemeinschaft aus Lippstadt, die für das Finale eine der begehrten Karten ergattern konnten, sind vom vierten Pokalsieg ihrer Borussia nach 1965 (2:0 gegen Aachen), 1989 (4:1 über Bremen) und 2012 (5:2 gegen Bayern) überzeugt.