Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Durch das Remis der Münchener in Gladbach und den Sieg der Schalker in Berlin ist es in der Meisterschaft wieder spannend geworden. Ob dies jedoch ein Fingerzeig für einen Titelgewinn der Gelsenkirchener ist, muss mit Blick auf das jeweilige Restprogramm der beiden punktegleichen Clubs aus Bayern und Westfalen bezweifelt werden. Die Knappen haben mit den Begegnungen gegen Bremen und in Mainz gegenüber dem Rekordmeister mit seinen Treffen mit Bochum und in Berlin wohl erheblich höhere Hürden zu überwinden. Die von Felix Magath betreuten Kicker und ihre große Gefolgschaft in der Region und bei den Wadersloher „Füchsen“ setzen offensichtlich auf einen durchaus möglichen Kräfteverschleiß der Männer von Louis van Gaal bei deren Auftritt im Halbfinale der Champions-League bei Olympique Lyon.
Schalke
Dass es für den Sportdirektor und Trainer in Personalunion am Schalker Markt auch eine persönliche Genugtuung wäre, die Bayern noch zu überrunden, liegt auf der Hand. Es war der als Schleifer der Liga bekannte Coach, der im Vorjahr überraschend die Wolfsburger vor den Münchenern zum Titelgewinn führte und mit diesem Auftrag von dem im benachbarten Rheda-Wiedenbrück ansässigen Fleischfabrikanten und Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Schalker, Clemens Tönnies, in den Ruhrpott geholt wurde. Zudem dürfte der Erfolgsmensch Felix Magath den trotz seiner zweimaligen Doubleerfolge (Schale und Pokal in 2005 und 2006) mit den Bayern den im Januar 2007 von den Chefs an der Säbener Straße, Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und Ulrich Hoeneß, veranlassten Rauswurf beim Branchenführer nicht vergessen haben.
Dortmund
Es war Lucas Barrios, der mit seinen drei Treffern die Dortmunder zum 3:2 über die Nürnberger führte und Jubel in der schwarzgelben Gemeinde und bei den Lippstädter „Optimisten“ auslöste. Zugleich unterstrich der Goalgetter des BVB seinen Anspruch, bei der Vergabe der Torschützenkanone noch ein gewichtiges Wort mitzusprechen und in die Fußstapfen der verstorbenen schwarzgelben Legende Lothar „Emma“ Emmerich, der 1966 und 1967 zweimal in Folge diese Auszeichnung errang, zu treten. Die Borussen haben mit dem Sieg in Franken die notwendigen Punkte geholt, in der neuen Saison in der Europa League mit von der Partie zu sein. Der fünfte Platz wird sicher sein, wenn die Borussen nun im früheren Westfalenstadion über die Wolfsburger triumphieren und überdies beim Bundesligafinale in Freiburg bestehen. Allerdings dürften dies für die Dortmunder keine Spaziergänge werden. Insbesondere vor den Freiburgern sollten sie auf der Hut sein. Immerhin konnten die Breisgauer im Duell mit dem amtierenden Meister aus Wolfsburg einen wichtigen Dreier im Abstiegskampf einfahren.
Berlin
Was sich schon vor Monaten abzeichnete und nach der Transferpolitik der Berliner zum Ende der vergangenen Saison auch keine Überraschung ist, scheint nach dem 0:1 im Match mit Schalke wohl eine Tatsache zu sein. Der Abstieg der Hertha ist so gut wie sicher, zumal der von Friedhelm Funkel trainierte Hauptstadtclub bei seinem bevorstehenden Gastspiel im Leverkusen und im vorerst letzten Match als Erstligist im Olympiastadion von 1936 gegen die Bayern auf zwei nur schwer besiegbare Gegner trifft. Die eklatante Heimschwäche hat den tiefen Sturz der Hertha besiegelt. 15 Spiele nacheinander nicht vor eigenem Publikum zu gewinnen, ist kaum noch zu toppen. Der Meister von 1930 und 1931 wird große Mühe haben, schnell in das Fußballoberhaus zurückzukehren. Wer den Traditionsclub von der Spree auf seinem Weg in die zweite Etage des Fußballs begleiten wird, dürfte vielleicht erst am 34. Spieltag feststehen. Mit Hannover (27 Punkte), Bochum und Nürnberg (jeweils 28 Zähler) und Freiburg (31 Punkte) gibt es gleich vier Aspiranten.