Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Vier Spieltage vor dem Finale in der 46. Bundesligaauflage besteht an der Tabellenspitze eine bislang kaum wahrgenommene Situation. Nach dem Untergang von Wolfsburg in Stuttgart, den Siegen von München in Cottbus und von Berlin gegen Bochum haben mit Wolfsburg und München (beide 60 Punkte), Berlin (59) und Stuttgart (58) noch vier Clubs die Chance, die Spielzeit mit dem Gewinn der Meisterschale zu krönen. Allenfalls der Schluss der Saison 1991/92 hatte eine ähnliche Dramatik, wo sich der Titelgewinn erst am letzten Spieltag zwischen Stuttgart, Dortmund und Frankfurt entschied.
Debakel
Während vor acht Tagen in der Begegnung von Wolfsburg vor eigenem Publikum gegen Hoffenheim (4:0) die Abwanderungsgelüste des VfL-Coach Felix Magath zu Schalke noch keine Auswirkungen auf die Verfassung der Wölfe gezeigt hatten, holte der nunmehr beschlossene Wechsel des Trainers und Managers vom Mittellandkanal an die Emscher die Kicker aus der Autostadt ein. Was sie beim Debakel in Stuttgart (1:4) ablieferten, war alles andere als meisterlich. Die Wolfsburger Noch-Tabellenführer trugen schwer an ihrer Niederlage, der siebten in dieser Saison. Jetzt empfängt der Spitzenreiter die Dortmunder Borussia, die derzeit zur Freude ihrer Anhänger von den Lippstädter OPTIMISTEN einen einzigartigen Lauf hat und mit 55 Zählern inzwischen einen Uefa-Cup-Rang einnimmt.
Begeisterung
Sieben Spiele in Folge endeten mit einem Dreier, was ein Vereinsrekord für den BVB ist. Die neue Begeisterung für den schwarzgelben Fußball trägt einen Namen: Jürgen Klopp. Seit dem Sommer des Vorjahres trainiert der 41-Jährige, der Motivator, der sprachgewandte Interviewpartner, ehemalige TV-Moderator und Ur-Mainzer den Traditionsclub Borussia Dortmund. Jürgen Klopp ist inzwischen bei den Schwarzgelben die neue Kultfigur, mit der sich ein großer Teil der Leute von der Südtribüne identifiziert. Da war es auch folgerichtig, seinen Vertrag mit dem BVB vorzeitig bis in den Sommer 2012 zu verlängern. Die Statistik weist nach 31 Spieltagen die Borussia mit 14 Siegen, 13 Unentschieden und nur vier Niederlagen zur merkwürdigsten Mannschaft im deutschen Fußballoberhaus aus. Doch dahinter lauert eine Leistungsfähigkeit, die den Konkurrenten in der Liga indessen beträchtliche Sorgen bereitet.
Dominanz
Von Beginn an dominierte München bei seinem Auftritt in Cottbus die Partie. Dass es zur Pause nur 1:1 stand, schuldeten die Bayern vor allem ihrer mangelhaften Chancenverwertung im ersten Abschnitt. Doch spätestens nach der Einwechslung von Frank Ribery im zweiten Durchgang waren sie drückend überlegen. Durch den zweiten Erfolg im zweiten Spiel unter dem Sportlehrer Jupp Heynckes ist der Meister plötzlich wieder ein heißer Titelkandidat, was er mit dem Übungsleiter Jürgen Klinsmann während der gesamten Spielzeit kaum war. Der Rekordmeister erwartet jetzt Leverkusen, das ihn bekanntlich aus dem DFB-Pokal warf und den Sturz des ehemaligen Bundestrainers als Betreuer der Männer von der Säbener Straße einleitete.
Abschied
Die Klatsche von 0:4 in Dortmund dürfte wohl das Aus von Karlsruhe in der Bundesliga gewesen sein. Wer allerdings die Badener auf ihren Weg in das Unterhaus begeleiten wird, ist momentan noch nicht ausgemacht. Auch hier gibt es eine Spannung pur. Gladbach, Bielefeld und Cottbus und sind die weiteren Anwärter. Es wäre schade, wenn es einen westfälischen Bundesligisten treffen würde. Die Derbys von Bielefeld, Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen haben immer wieder einen besonderen Reiz und zudem die Bundesliga belebt.