Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Wenn sich nicht bald beim Deutschen Fußballmeister aus Stuttgart ein sportlicher Erfolg einstellt, werden die Baden-Württemberger Kicker unabwendbar in den Abstiegskampf geraten. Dies kann schnell zum Absturz eines Champion in die Zweitklassigkeit führen, was die Bundesliga zum Ende 60er Jahre mit dem 1. FC Nürnberg schon einmal erlebte. Den Franken gelang nach acht deutschen Meisterschaften während der glorreichen Oberligazeiten im Jahr 1968 der erste Titelerfolg in der damals noch jungen Fußballbundesliga, sie mussten allerdings im Sommer 1969 für neun lange Jahre den bitteren Gang in das Unterhaus antreten. Ein Schicksal, das im Mai 2008 auch die Schwaben treffen kann
Heldt und Veh
Was von Stuttgart jetzt im Hamburg abgeliefert wurde, hatte mit Bundesligatauglichkeit nicht mehr viel zu tun. Am Ende stand ein Debakel von 1:4. Es ist ein Fall von außergewöhnlicher Dimension, den der Verein für Bewegungsspiele (VfB) Stuttgart 1893 e.V. in dieser zweiten Jahreshälfte erlebt. So schlecht ist in der Geschichte der Bundesliga noch kein aktueller Meister in eine neue Saison gestartet. Bekanntlich haben Erfolge viele Väter, Niederlagen jedoch nur wenige. So greifen auch im Umfeld des in Stuttgart-Bad Cannstatt beheimateten Sportvereins die üblichen Mechanismen, wo nun der Manager und ehemalige Bundesligaprofi Horst Heldt in der Schusslinie steht. Es wird nicht lange dauern, dann wird auch der Coach Armin Veh davon erfasst sein. Zudem ist das nächste Match vor eigenem Publikum gegen Leverkusen für Stuttgart wahrlich keine leichte Aufgabe.
Zorc und Rummenigge
Dass die Farbenstädter nicht zu unterschätzen sind, davon wissen die Dortmunder zu berichten. Obwohl die Borussen zweimal durch Tore von Mladen Petric vorne lagen, hatten sie in einem unterhaltsamen und temporeichen Spiel noch vier Minuten vor Schluss ein Unentschieden hinzunehmen. Damit blicken die Männer mit dem Bayer-Kreuz wieder auf die Uefa-Cup-Plätze. Bei den Dortmundern scheint unterdessen neuer Ärger aufzukommen. Nicht von ungefähr werden Stimmen laut, die einen Wechsel auf der von Michael Zorc eingenommenen Position des Sportdirektors fordern. Für das einstige Idol der Südtribüne ist als Nachfolger sein ehemaliger Kamerad aus der Mannschaft des Pokalsiegers von 1989, Michael Rummenigge, im Gespräch. Dabei sind die Zweifel, die sich um den aus Lippstadt stammenden zweimaligen Nationalspieler ranken, durchaus berechtigt. Es wäre nicht förderlich für den BVB, einen Mann in die sportliche Leitung zu berufen, dessen Sohn in der zweiten Mannschaft der Schwarzgelben in der Regionalliga spielt und oben strebt.
Ribery und Schweinsteiger
Der Druck in Dortmund ist nach wie vor gewaltig. Bei einer Niederlage im Sonntagsspiel gegen den Spitzenreiter aus München wird auch der Job von Übungsleiter Thomas Doll in Gefahr geraten. Um Ruhe zu bekommen, muss der BVB gegen die Bayern einen Sieg landen. Selbst mit einem Unentschieden werden sich die vielen Fans im ehemaligen Westfalenstadion – von denen mit dem heimischen Oberborussen Bernhard Scholl auch wieder etliche aus Lippstadt kommen wollen – kaum zufrieden geben. Dafür waren die bisherigen Enttäuschungen für die treue BVB-Gemeinde zu groß. Jedoch ist das vom früheren Cheftrainer der Borussen, Ottmar Hitzfeld, betreute Starensemble der Bayern eine hohe Hürde. Mit Toren der Mittefeldakteure Frank Ribery und Bastian Schweinsteiger zum 2:1 beim Dortmunder Nachbarn in Bochum konnte der Tabellenführer von der Isar schon die 13. Begegnung in Folge ungeschlagen beenden. Es wird für die Konkurrenten zunehmend schwerer, den weißblauen Express auf den Weg zur Deutschen Meisterschaft von 2008 noch aufzuhalten. Sechs Punkte Vorsprung vor den Verfolgern aus Bremen und Hamburg und ein imposantes Torverhältnis von 27:4 belegen die enorme Überlegenheit der Münchener.