Überraschende Karlsruher

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Die große Überraschung in der aktuellen Spielzeit ist eindeutig Karlsruhe. Durch das 2:0 auf Schalke sind die Badener jetzt der erste Verfolger der Münchener. Die sichtbar müden Schalker, die gegen den Aufsteiger ihr siebtes Spiel innerhalb von drei Wochen bestritten, kassierten im neunten Bundesligamatch die erste Niederlage. Nach der Länderspielpause haben die Blauen die Möglichkeit, sich in Rostock zu rehabilitieren. Die Hansa von der Ostsee, die nach katastrophalen Start unterdessen wieder Anschluss gefunden hatte, musste jedoch in Wolfsburg mit dem 0:1 einen herben Rückschlag hinnehmen.

Bayern auf Titelkurs

Wollen die von Frank Pagelsdorf trainierten Fußballer nicht erneut in akute Abstiegsnot geraten, müssen sie gegen die Männer aus dem Ruhrpott einen Dreier landen. Ähnlich ist auch die Situation für die Leute vom Schalker Markt. Ohne Sieg an der Küste, werden sie vorerst nicht in den Kampf um die Meisterschaft eingreifen können. Auf Titelkurs sind die Bayern, die sich im Südderby gegen Nürnberg mit 3:0 durchsetzen konnten. Der Sieg über die hoffnungslos unterlegene Club-Elf offenbarte einen spürbaren Klassenunterschied und war völlig verdient. Von den bislang 27 zu vergebenen Punkten konnten die Hitzfeld-Kicker schon 23 gewinnen. Der Rekordmeister wird auch im nächsten Spiel in Bochum nur schwer aufzuhalten sein. Auffallend ist auch, dass die beiden Topstürmer der Münchener, Miroslav Klose und Luca Toni, mit jeweils acht Treffern die Torschützenliste anführen. Für den Nationalspieler Lucas Podolski bleibt bei dieser Dominanz nur ein Platz auf der Bank als Ergänzungsspieler, ein baldiger Wechsel nach Bremen ist nicht mehr utopisch.

Nürnberg in Nöten

Immer enger wird die Lage für die Franken, die mit nur sechs Punkten Vorletzter sind. Nürnberg ist ohne Wenn und Aber in großen Nöten. Wie lange noch die Geduld des Bosses Michael Roth hält, muss nach den Erfahrungen der letzten Jahre mit dem im Teppichhandel tätigen Sponsor des Pokalsiegers mit einem großen Fragezeichen versehen werden. Schafft das Urgestein der Trainergilde, Hans Meyer, mit seinen Jungs gegen Frankfurt keinen Sieg, kann auch ihm das Schicksal seiner vielen Vorgänger an der Pegnitz ereilen. Übrigens der erste Rauswurf eines Coachs in der Liga passierte 1963 in Nürnberg, wo nach nur neun Spieltagen der Erfolgstrainer von 1961 (Meister) und 1962 (Pokal), Herbert Widmayer, geschasst wurde. Die Liste seiner gescheiterten Nachfolger beim 1900 gegründeten Traditionsverein ist lang. Gefahr besteht auch für Armin Veh am Neckar. Nicht nur, dass Stuttgart ein vorzeitigen Aus in der Champions League droht, auch in der Bundesliga läuft es für den Titelverteidiger mehr schlecht als recht. Nach dem blamablen 0:2 vor eigenem Publikum gegen Hannover ist eine Wiederholung der Meisterschaft nahezu ausgeschlossen.

Dortmund unter Druck

Glücklich war der Erfolg der Dortmunder im kleinen Westfalenderby über die Bochumer. In Unterzahl schaffte die Borussia in einer kampfbetonten Partie ein wenig schmeichelhaftes 2:1. Nun müssen die Schützlinge von Thomas Doll nach Leverkusen, das durch die Pleite in Frankfurt im zweiten Spiel in Folge ohne Punkt blieb. Die Farbenstädter brauchen dringend einen Sieg, um den Blick auf die internationalen Plätze nicht zu verlieren. Aber genauso unerlässlich ist es für Dortmund, bei der Mannschaft ihres früheren Teamchefs Michael Skibbe zu siegen. Die Verärgerung der Anhänger der Schwarzgelben in der Region und auch in Lippstadt ist nach den bisher nur mäßigen Leistungen ihres Vereins nach wie vor groß. Eine Abfuhr in Leverkusen könnte im darauf folgenden Spiel vor heimischer Kulisse einen Aufstand auslösen. Immerhin kommt dazu der Tabellenführer von der Isar in das Stadion an der Strobelallee. Der Druck beim BVB ist groß.