Stuttgart holt fünften Titel

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Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Der VfB Stuttgart brauchte exakt fünfzehn Jahre und drei Tage, um wieder Deutscher Fußballmeister zu werden. Während die Männer mit dem Brustring auf den Trikots in 1992 am letzten Spieltag Borussia Dortmund den Titel wegschnappten, war es diesmal der FC Schalke 04, der sich geschlagen geben musste. Der Erfolg der von Armin Veh betreuten Kicker ist umso erstaunlicher, da zum Saisonauftakt keiner von den mutmaßlichen Fachleuten die mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren jüngste Mannschaft der Liga auf dem Zettel hatte. Zudem war der VfB alles andere als gut gestartet. Am ersten Spieltag musste er nach der Heimniederlage gegen Nürnberg (0:3) gar den letzten Platz einnehmen. Jetzt stehen die Schwaben am Ende der Spielzeit völlig verdient auf dem ersten Rang.

Armin Veh

Nicht wenige sahen den Übungsleiter der Stuttgarter, Armin Veh, bereits als Favoriten für die erste Trainerentlassung, zumal er nach den gescheiterten Engagements seiner prominenten Vorgänger Matthias Sammer (2005) und Giovanni Trapattoni (2006) mehr oder weniger als Verlegenheitslösung und seinen jeweils nur kurzen Tätigkeiten in Rostock und Augsburg als abgetakelt galt. Ebenso sahen viele in ihm noch jenen Mann, der als Spieler zwar ein Virtuose am Ball war, aber in nur 65 Bundesligaspielen für Mönchengladbach sein Talent vergeudete. Gelassen hat Armin Veh die Spekulationen um die rasche Aufhebung seines Vertrages und das reichliche Misstrauen ertragen. Er hat sie alle verblüfft und den VfB zum fünften Titel geführt. Offensichtlich stellt der neue Meister vom Führungstrio der Liga die einzige Mannschaft, die diesen Ausdruck für sich in Anspruch nehmen kann. Während bei den Schalkern und Bremern oftmals die Einzelinteressen überwogen, wurden die Veh-Leute in der entscheidenden Phase der Saison zusammengeschweißt. Acht gewonnene Spiele in Folge belegen dies eindrucksvoll. Nun winkt dem VfB noch das Double, wenn er in Berlin gegen den 1. FC Nürnberg im Pokalfinale antritt.

Mirko Slomka

Allerdings ist auch keine Häme gegenüber dem Vizemeister aus Gelsenkirchen angebracht. Was der Club im ersten Jahr nach der Ablösung des Übervaters auf dem Managerstuhl, Rudi Asshauer, mit dem Trainerneuling Mirko Slomka geleistet hat, verdient ebenfalls eine hohe Anerkennung. Die Schalker haben eine phantastische Saison gespielt. Wenn sie auch im ehemaligen Westfalenstadion ihr Schlüsselspiel mit 0:2 verloren und damit die Meisterschaft verspielt haben, stehen sie am Ende auf einen guten zweiten Platz. Sie haben immerhin mit 24 Punkten Vorsprung vor dem Erzrivalen aus Dortmund die Spielzeit beendet. Es ist sicherlich bitter, zum fünften Mal lediglich als Vize durch das Ziel zu gehen, wenn man über 13 Runden der Spitzenreiter war. Dabei sah es über eine lange Zeit durchaus so aus, als würden die Königsblauen nach 49 Jahren erstmals wieder Titelgewinner.

Thomas Doll

Hätten sich die Hamburger nach den vielen Pleiten aus der Vorrunde nicht von ihrem Coach Thomas Doll getrennt, wäre der Dino der Bundesliga mit großer Wahrscheinlichkeit abgestiegen. Es war sichtbar geworden, dass der ehemalige Nationalspieler nicht mehr an seine Kicker herankam. Dagegen hat Thomas Doll einige Wochen später als dritter Trainer von Borussia Dortmund in nur einer Saison, seinen neuen Club vor dem Fall in die zweite Liga bewahrt und so noch in dieser Spielzeit ein persönliches Happyend erfahren. Wenn auch der erste Derbysieg auf eigenem Platz nach neun Jahren über den FC Schalke 04 vieles überstrahlt, ist ein neunter Platz zum Ende der Spielzeit alles andere, was sich die Schwarzgelben von der Saison nach der Fußballweltmeisterschaft erwartet haben. Eine gründliche Analyse des letzten Jahres und der Arbeit von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc sind unerlässlich, wenn der BVB nicht erneut in Bedrängnis geraten will.