Mit komplettem Kader und vollem Stadion
Erstmals in dieser Saison und zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren kann ein BVB-Trainer personell aus dem Vollen schöpfen. Für mich ist das eine ganz, ganz andere Arbeit als für meinen Vorgänger oder zu meiner Zeit beim HSV“, sagt Thomas Doll, der seit Dienstag mit 22 einsatzbereiten Profis trainieren kann und Mannschaftsarzt Dr. Braun sowie den Physiotherapeuten Kuhnt und Zöllner ein großes Kompliment ausspricht: „Die medizinische Abteilung hat einen klasse Job gemacht und fast rund um die Uhr gearbeitet.“
Amedick bis Weidenfeller sind alle Mann fit – sieht man vom langzeitverletzten Ersatztorwart Meier und vom ebenso lange verletzten Nachwuchsspieler Vrzogic ab. Nun müssen wir mal schauen, welche Spieler für einen Einsatz von Beginn an in Frage kommen“, ergänzt Doll: „Es sind ein paar Jungs dabei, die eine ganze Weile fehlten, denen vielleicht noch ein wenig Wettkampfhärte fehlt.“ Gemeint sind Wörns, Kehl und Pienaar, die aber beim Training mehrfach in der vermeintlich „A-Elf“ gesichtet wurden. Ob Doll alle drei von Beginn an bringen wird?
Wörns und Metzelder, „die eine große Verantwortung übernehmen sollen, die aber auch noch ihre Hausaufgaben machen müssen, weil sie länger draußen waren“, zählt der neue Übungsleiter ebenso zu den potenziellen Führungsspielern wie Kehl, „von dem man noch keine Wunderdinge erwarten darf, der aber schon jetzt wichtig sein kann als Typ“, Weidenfeller, „der von hinten pusht“ und Frei, „der auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat“. Dolls Forderung: „Sie müssen vorneweg gehen, sie sind die Gladiatoren.“
In welcher taktischen Formation der BVB dem Tabellenfünften aus Nürnberg begegnen wird, behält Doll vorerst für sich: „Die Mannschaft wird es am Freitag erfahren. Es ist nicht ausschlaggebend, ob wir mit einer Raute oder auf einer Linie spielen. Wichtig ist, wie man sich im Defensivverhalten organisiert.“ Doll sind die „vielen Gegentore“ in den letzten Spielen (zwei in Bochum, drei gegen Cottbus, vier in Hannover) aufgefallen: „Hier gilt es, den Hebel anzusetzen.“ Frei nach Matthias Sammer sagt er vor der Partie gegen die zweit-torgefährlichste Mannschaft der Rückrunde: „Man muss zunächst ein Fundament errichten, um ein Haus darauf bauen zu können.“ Er sagt aber auch: „Defensiver denken, heißt nicht, defensiv spielen!“
Es ist jener kurze Moment, währenddessen sich das Energiebündel Doll bei der Pressekonferenz am Donnerstag einmal zurücklehnt und dann sagt: „Ich bin riesig gespannt auf unseren zwölften Mann und freue mich schon die gesamte Woche auf die Fans, auf diese sagenhafte Wand im Stadion, vor der ich schon als Spieler und zuletzt als Trainer Respekt hatte.“ Nachdem in Dortmund zwischenzeitlich alle Karten vergriffen waren, kommen seit heute noch einmal rund 1.500 Rückläufer aus Nürnberg für die Nord-Ost-Tribüne in den Verkauf. „Unsere Fans sind sensationell“, bewundert Roman Weidenfeller. „Unglaublich, nach diesem Saisonverlauf“, staunt Florian Kringe: „Die Zuschauer erwarten schönen Fußball, und den haben wir bisher kaum geboten. Wir stehen in der Pflicht, etwas zurück zu geben.“ Das sieht auch Thomas Doll so: „Wichtig ist, dass der Funke von uns übergeht.“
Boris Rupert
Die Mitteilung entstammt dem Newsletter von Borussia Dortmund vom 15. März.