Empfindungen von 1989 emotional kaum zu toppen

Hans Zaremba über die Betrachtungen einer Fußballmannschaft

Das Pokalendspiel von 1989 war für mich schon etwas ganz besonderes, veranschaulichte der als Held von Berlin in die schwarzgelbe Geschichte eingegangene Norbert Dickel beim ersten Traditionsabend der BVB-Fanabteilung seine Gefühlslage beim damaligen überraschenden Erfolg der Dortmunder Borussia gegen den SV Werder Bremen. Der zweifache Torschütze vom 24. Juni 1989 und der heutige Stadionsprecher des Bundesligisten aus dem Ruhrgebiet war zuvor sieben Wochen verletzt und erst kurz vor der Begegnung in dem zu jener Zeit noch geteilten Berlin von seinem Coach Horst Köppel auf dieses Endspiel vorbereitet worden.

Der Trainer wurde „belatschert“

Der Trainer habe vor dem Match gegen den Favoriten aus Bremen, der in der abgelaufenen Saison in der Bundesliga vor dem BVB stand und ein Jahr zuvor Deutscher Fußballmeister war, offensichtlich gepokert. „Horst Köppel wollte defensiv beginnen“, erinnerte sich Norbert Dickel beim Treffen der BVB-Traditionsfreunde in dem Lokal der inzwischen schon mythischen Kampfbahn „Rote Erde“. Diese Absicht ihres Übungsleiters sei von seinen Mitspielern jedoch nicht geteilt worden. Deshalb hätten sich sie noch am Abend vor dem Spiel gegen die Grünweißen von der Weser ihren Spielführer und den jetzigen Sportdirektor Michael Zorc auf den damaligen Präsidenten Dr. Gerd Niebaum angesetzt. Dieser habe es schließlich verstanden, „den Trainer zu belatschern“. Am Morgen des Endspiels sei in der idyllischen Abgeschiedenheit des Quartiers am „Kleinen Wannsee“ klar gewesen, dass Norbert Dickel in die Anfangsformation der Dortmunder rücken werde.

Der „wunderschöne Tag“ des Torwarts

Die Empfindungen an das Pokalspiel von Berlin seien „emotional kaum zu toppen“, beschrieb Michael Lusch, dem es vergönnt war, 60 Sekunden nach seiner Einwechselung in der 74. Minute das vierte Tor zum 4:1 beizusteuern. „Alles kommt mir heute noch vor, als wäre es in der vorigen Woche oder vorgestern gewesen“, war von dem ehemaligen Spieler auf der rechten Angriffseite der Mannschaft des Pokalsiegers und heutigen Betreiber eines Fitnessstudios und derzeitigen Co-Trainer des Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen („Ein schwieriges Unterfangen“) zu hören. Der Schlussmann des Pokalsiegers von 1989, Wolfgang „Teddy“ de Beer, sprach von einem „wunderschönen Tag“. Er sei am Spieltag „schon etwas nervös gewesen“, gestand der gegenwärtige Torwarttrainer des Dortmunder Bundesligakaders vor der Versammlung der Freunde der Geschichte des 1909 gegründeten Ballspielvereins Borussia ein. Schließlich habe man durch ein Tor des späteren Vereinskollegen Karl-Heinz Riedle schon in der vierzehnten Minute zurückgelegen.

Auch heute noch dem Fußball verbunden

„Wenn wir über 50 Jahre alt sind, werden wir vielleicht die Siegprämie vergessen haben, doch die ganze Atmosphäre rund um dieses Spiel sicherlich nicht“, verdeutlichte der langjährige Keeper der Borussia seine Wahrnehmungen des warmen Sommertages in Berlin. Günter Kutowski, der nach seiner aktiven Zeit ähnlich wie die meisten seiner Mannschaftskameraden von 1989 auch heute noch als Inhaber eines Sportgeschäftes in Iserlohn und als Spielerberater dem Fußball verbunden ist, berichtete „von einem guten Gefühl“, das er vor dem Spiel verspürt habe. Diese persönliche Stimmung habe sich beim ihm durch die Art und Weise, wie der Trainer das Finale gegen die favorisierte Werderauswahl angegangen sei, zusätzlich verstärkt. Auffallend war für den Beobachter des Traditionstreffens in Dortmund die Mitteilung der vier Exprofis, dass sich die Akteure von 1989 auch noch heute viele Kontakte untereinander pflegen. Eine schon erstaunliche Begebenheit, wo der Fußball immer stärker kommerziellen Zwängen unterworfen ist.