Jupp Heynckes zum Vierten

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Hans Zaremba über den (neuen) Bayern-Trainer

Wer sich im letzten Jahrzehnt mit dem Kommen und Gehen der Übungsleiter beim FC Bayern München befasst, wird rasch zu der Auffassung gelangen: Jupp Heynckes ist keine Lösung, sondern das Notfallprogramm für den Branchenführer der Bundesliga. Eine Maßnahme, die nun schon zum dritten Mal an der Isar greifen soll.

Was kommt nach Jupp Heynckes? Der Chronist der Lippstädter OPTIMISTEN, Hans Zaremba, blickt auf den Machtkampf zwischen den Alphatieren beim FC Bayern München, Ulrich Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.

Rückblick

Zum Saisonfinale 2008/09 wurde der einstige Stürmer von Borussia Mönchengladbach nach München geholt, weil der im Sommer zuvor verpflichtete Jürgen Klinsmann die „Mia-san-mia-Bayern“ in die „Buddha-Bayern“ verwandelt hatte, 2011 folgte der Niederrheiner dem Hilferuf aus München, als sich der Niederländer Louis van Gaal mit dem unantastbaren Boss des FCB, Ulrich Hoeneß, überworfen hatte. Nun in 2017 übernimmt der inzwischen 72jährige für den Ende September geschassten Carlo Ancelotti das Ruder, um die durch etliche Rotationen des Italieners bei seinen Aufstellungen irritierte Mannschaft des Titelverteidigers wieder die nötige Sicherheit zu vermitteln. Vor seinen drei Noteinsätzen an der Säbener Straße war der 39malige Nationalspieler schon einmal – von 1987 bis 1991 – dort tätig. Doch bei seinem ersten Engagement beim am 27. Februar 1900 gegründeten Club wurde auch er bei der ersten kleinen Krise wie etliche seiner Vorgänger und Nachfolger selbst zum Opfer der Hoeneß`schen Ungeduld und am 8. Oktober 1991 prompt entlassen. 2013, als er als bislang einziger Trainer in Deutschland mit einer Equipe das begehrte Tripel (Champions-League-Trophäe, Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger) einheimsen konnte und damit Bayern München den größten Erfolg in seiner Geschichte verschaffte, musste er erneut das Feld räumen, obwohl er gerne geblieben wäre. Doch sein vermeintlich langjähriger Freund Ulrich Hoeneß hatte sich längst mit Pep Guardiola auf ein Miteinander verabredet.

Ausblick

Was gibt es für Jupp Heynckes nach dem Triumph von vor vier Jahren eigentlich noch zu gewinnen? Eine seltsame Verbindung aus Freundschaft, Genugtuung und Lust an der Herausforderung muss es wohl sein, was ihm, der 1998 auch mit Real Madrid die europäische Fußballkrone gewann, zum Ja-Wort gegenüber den Bayern getrieben hat. Die sportlichen Aufgaben für die Münchener in den kommenden Wochen sind immens: In der Liga liegen sie fünf Punkte hinter dem Ersten aus Dortmund zurück, der Gruppensieg in der Champions League ist nach dem 0.3 bei Paris-Saint-Germain kaum noch drin, womit ein schwieriges Los im Achtelfinale droht, und im Pokal geht es am 25. Oktober zu RB Leipzig, wiederum ein heikles Unterfangen. Zudem ist die hoch entlohnte Crew, aus der dem Coach noch einige aus seiner letzten Amtszeit vertraut sind wie Arjen Robben, Manuel Neuer, Franck Ribery, Thomas Müller oder Jerome Boateng, gegenwärtig ein ziemlich zersplittertes Gebilde. Dieser Umstand muss die Verantwortlichen in München veranlasst haben, den erfahrenen Sportlehrer als Moderator der schwierigen Obliegenheit zu verpflichten.

Resümee

Was kommt nach Jupp Heynckes? Wer setzt sich in 2018 an der Isar durch? Der frühere Lippstädter Fußballer und heutige Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der Thomas Tuchel als längerfristige Perspektive sieht, oder der nach seinem Zwangsaufenthalt in der Justizvollzugsanstalt Landsberg wieder auf die Brücke des FC Bayern zurückgekehrte Präsident Ulrich Hoeneß, für den der Hoffenheimer Julian Nagelsmann die Lösung darstellt? Dies alles ficht den seit dem Bayern-Sieg im Europapokal der Cupsieger von 1967 vom FCB vollends überzeugten Manfred Strieth, den städtischen Fachbereichsleiter für Familie, Schule und Soziales, nicht an. Für ihn bleibt der Verein aus dem grünen Münchener Stadtteil Harlaching das Nonplusultra im deutschen Fußball, auch wenn dort die Betreuer wechseln.