Wer kann die Bayern abfangen?

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Der Bundesligaausblick von Hans Zaremba

Auch in Lippstadt und in der benachbarten Region diskutieren viele Fußballfans zum Start in die 54. Auflage der Bundesliga die allerorten gestellten Fragen: Wer wird 2017 deutscher Fußballmeister? Setzt sich die Dominanz des FC Bayern München fort oder schafft die Konkurrenz den Anschluss? Die Erfolgsbilanz des Branchenführers mit vier Meisterschaften in Folge (2013, 2014, 2015 und 2016) hat in den vergangenen vier Spielzeiten zwangsläufig zu einer regelrechten Eintönigkeit in der Bundesliga geführt.

Freuen sich auf die neue Bundesligasaison: Die die optimistischen Gründungsmitglieder Eberhard Beck (links) und Horst Kreyenmeier. Archiv-Foto: Hans Zaremba.

München

Gewiss ist es ein Verdienst der Verantwortlichen an der Säbener Straße, über eine derart lange Strecke das eigene Team immer wieder an die Spitze der Bundesliga zu führen und am Fließband die nationalen Titel (Schale und Pokal) einzuheimsen. Dass aber auch eine derart überragende Equipe bezwingbar ist, hat in 2014, 2015 und 2016 ihr Scheitern in der europäischen Königsklasse offenbart. Der vor seinem Antritt in München nahezu als Heilsbringer gepriesene Übungsleiter Pep Guardiola schaffte es in seinen drei Jahren nicht ein einziges Mal, das ihm anvertraute Starensemble über die Klippen des Halbfinales im Europapokal zu führen. Dabei war nach dem Gewinn des Tripels (Champions League, Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger) mit Jupp Heynckes in 2013 der Henkelpott das Maß aller Dinge geworden, worauf der Vorstand mit dem aus Lippstadt stammenden Karl-Heinz Rummenigge bei der Verpflichtung des Katalanen geschaut haben dürfte. Nun hat es beim FCB wieder eine Rochade gegeben und mit Carlo Ancelotti wurde ein neuer Coach berufen. Er wird vor der heiklen Aufgabe stehen, speziell die Leistungsträger Xabier Alonso, Philipp Lahm, Franck Ribery und Arjen Robben, die alle über die 30 sind und von denen sein Vorgänger drei Jahre lang extrem viel abverlangt hat, stabil in absoluter Topform zu halten.

Dortmund

Während es Dortmund keinen Trainerwechsel gegeben hat, wurden hier aber etliche Spieler ausgetauscht. Ilkay Gündogan, Mats Hummels und Henrikh Mkhitaryan meinten, den BVB verlassen zu müssen. Dafür kamen mit Mario Götze und André Schürrle zwei Kicker, die in 2014 in Brasilien Weltmeister wurden und Dortmund viel Geld gekostet haben. Sie werden natürlich besonders im Blick der großen schwarzgelben Gemeinde in der Region und bei den Lippstädter „Optimisten“ stehen, zumal sie in den letzten drei Jahren bei ihren bisherigen Vereinen nicht konstant zum Einsatz gekommen sind. Die anderen Neuzugänge (Marc Bartra, Usmane Dembelé und Emre Mor) gelten zwar als hochtalentiert, werden aber ihre Zeit brauchen, um sich in das BVB-Gefüge und in der Bundesliga einzufinden. Der Erfolg des Betreuers Thomas Tuchel wird auch davon abhängen, ob er von seinem Arbeitgeber die nötige Zeit bekommt, seine im Umbruch stehende Equipe in Ruhe zu formatieren. Jürgen Klopp hatte sie, als er 2008 von Mainz nach Dortmund kam. Doch die Borussia will und muss um den Titel mitspielen. Da kann schnell erheblicher Druck auf den Übungsleiter entstehen.

Gelsenkirchen

Neben den vielen schwarzgelben Anhängern treten im heimischen Raum vor allem die Verehrer des königsblauen Fußballs in Erscheinung. So in Wadersloh die „Füchse“ und an der Lippe die Vereinigung „Graf Bernhard“. Sie erwarten nach dem Radikalumbau in der sportlichen Leitung von dem neuen Duo, Christian Heidel als Manager und Markus Weinzierl als Trainer, endlich ein Vordringen in die oberste Spitze der Bundesliga. Doch angesichts des Kadars sind Zweifel angebracht. Der Abgang von Leroy Sané zu Manchester City könnte noch zu einer schweren Hypothek werden, weil für den jungen Profi bislang kein adäquater Ersatz geholt wurde. Schon vor Jahresfrist mussten die Knappen mit dem nach Wolfsburg transferierten Julian Draxler gleichfalls einen begabten Spitzenfußballer ziehen lassen. Womöglich erleben die Freunde des Traditionsvereins aus der Gelsenkirchener Vorstadt von Neuem eine bittere Enttäuschung und mit Clemens Tönnies einen verärgerten Vorsitzenden des Aufsichtsrates, der zum wiederholten Mal sein Personal in der Chefetage auswechselt.