Mannschaft im Umbruch

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Anmerkungen zum BVB von Hans Zaremba

Die eigentlichen Wünsche von Thomas Tuchel, in Dortmund mit einem eingespielten Team in seine zweite Saison zu gehen, wurden nicht erfüllt. Nun muss der BVB-Trainer einen neuen Kurs einschlagen. Verluste wichtiger Spieler (Mats Hummels zum Konkurrenten FC Bayern München, Ilkay Gündogan zu Manchester City und Henrikh Mkhitaryan zum Lokalrivalen United in der englischen Industriestadt) sollen durch internationale Talente und zwei DFB-Weltmeisterkicker aus 2014 aufgefangen werden.

Reumütige Rückkehrer: Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde von den OPTIMISTEN, Hans Zaremba, betrachtet manchen der Wechsel vom BVB zu anderen Vereinen im In- und Ausland sowie zurück ins Revier mit einem kritischen Blick.

Glücklose Wechsel

Es muss jedoch bezweifelt werden, ob die drei nun der Borussia den Rücken zugewandten Akteure in ihren jetzigen Vereinen ähnliche Rollen einnehmen können, wie sie ihnen zuletzt bei der Borussia ermöglicht wurden. Doch Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten. Das war 2011 bei Nuri Sahin (zu Real Madrid), 2012 Shinji Kagawa (Manchester United) und 2013 Mario Götze (FC Bayern München) schon der Fall. Keiner dieser im schwarzgelben Dress einst erfolgreichen Profis konnte sich in den neuen Clubs durchsetzen. Dies bezeugt die reumütige Rückkehr der drei zum BVB (2013 Sahin, 2014 Kagawa und jetzt aktuell Götze). Wie schwer es jedoch ist, an alter Wirkungsstätte die ehemals ausgeübte Position wieder einzunehmen, mussten sowohl Sahin als auch Kagawa leidvoll erkennen. Denn nach ihrem Fortgang hatten sich beim BVB neue Rangordnungen gebildet, die von ihnen beim Comeback in Dortmund nur schwer zu überwinden waren. Das wird vermutlich jetzt auch Götze erleben, der zudem durch seinen unmittelbar vor dem Champions-League-Finale 2013 (Dortmund gegen München) vermeldeten und überhasteten Transfer an die Isar bei den Fans von Borussia Dortmund ohnehin keinen leichten Stand hat.

Schwierige Mission

Gewiss dürfte sich der vor Jahresfrist ins Revier gekommene Nachfolger von Jürgen Klopp seine Arbeit im zweiten Jahr für die Dortmunder einfacher vorgestellt haben. Zugern hätte Thomas Tuchel mit dem erfolgreichen Gefüge seiner Crew aus der vergangenen vielversprechenden Saison auch die kommenden Monate bis zum nächsten Mai gestaltet, zumal sich der BVB 09 nach einjähriger Pause ohne große Probleme wieder für die Champions League qualifizierte. ‚Viele Leute sprechen von einem Umbruch, ich spreche sogar von einem Neuanfang‘, erklärte der 42-Jährige Sportlehrer zum Trainingsbeginn der Borussen für die neue Saison. Aber es sei ihm gelungen, den schmerzhaften Zerfall seiner wunderbaren Mannschaft des vorigen Jahres ‚irgendwann umzudeuten‘, berichtete der Coach..

Sensibles Gebilde

Vieles wird also neu sein in Dortmund, das Gesicht der Mannschaft auf dem Platz, aber auch die Alltagsstimmung und vor allem die Hierarchien. Unklar erscheint dabei die künftige Aufgabe von André Schürrle, der immerhin für eine Ablöse von beträchtlichen 30 Millionen vom Mittellandkanal zu den Westfalen geholt wurde. Aber der bisherige Wolfsburger ist dem heutigen BVB-Trainer noch aus seiner Zeit als Betreuer beim FSV Mainz 05 bekannt. So ein Fußballteam sei ‚ein sehr sensibles Gebilde, die Energie, die entsteht, muss man immer pflegen, und das liegt auf den Schultern von Spielern wie den drei, die uns verlassen haben‘, hatte der BVB-Übungsleiter zum Trainingsauftakt Anfang Juli erläutert. Wer nun in der Kabine die Stimme erhebt, wer die Freiräume zur eigenen Entwicklung nutzt, wer nach den Verantwortlichkeiten greift, gehört zu den großen Fragen der Vorbereitungswochen. Für Leute wie den 20-Jährigen Julian Weigl ist das eine tolle Chance, und Tuchel ist ein Perfektionist, der es schon an seinem einstigen Arbeitsplatz in Rheinland-Pfalz liebte, solche Prozesse zu steuern. Darauf werden freilich auch die Anhänger der Schwarzgelben in der Region, wie die „Optimisten“ aus Lippstadt, mit großen Erwartungen schauen.