Nah dabei und nun im Kino

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Lippstädter „Optimisten“ begleiteten BVB-Filmprojekt

Als am Samstag, 20. April, bei schönem Frühlingswetter einige Kamerateams in den Rängen des Dortmunder Stadions filmten und sich für eine Dokumentation des WDR-Redakteurs Klaus Martens die Südtribüne ausgesucht hatten, waren auch etliche BVB-Freunde von den Lippstädter „Optimisten“ unmittelbare Zeugen der Aufnahmen für den zeitgeschichtlichen Streifen „Wir die Wand“. Nun ist diese Gesellschaftsstudie in die Kinos gekommen und wird am Sonntag, 8. September, auch in Lippstadt im „Cineplex“, Südertor 2, zu sehen sein.

Momentaufnahme von der Dortmunder Südtribüne aus dem April:Der Lippstädter Bernhard Scholl und dem Vorsitzenden der Lippstädter BVB-Gemeinde von den „Optimisten“ neben die 57jährige Sachbearbeiterin Ute aus Essen, die für den Dokumentarfilm „Wir die Wand“ einen ganzen Tag vom WDR-Filmteam begleitet wurde.

Ein einmaliges Werk

Dazu will sich am Sonntagnachmittag auch eine Gruppe der „Optimisten“ einfinden und erfahren, was alles von dem beim Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FSV Mainz 04 (2:0) gesammelten Material für das Endprodukt des mit einer Auszeichnung der Johanna-Quandt-Stiftung (für den Film zur Übernahme von Mannesmann durch Vodafone) und dem Helmut-Schmidt-Journalistenpreis (für die Doku „Bankgeheimnisse“) hoch dekorierten Autors aus Köln verwertet worden ist. Wer allerdings glaubt, mit dem Produkt der 50köpfigen Equipe viele spannende Spielszenen beobachten zu können, wird enttäuscht sein. Der Inhalt ist ein ganz anderer: Die 16 Aufnahmegeräte im ehemaligen Westfalenstadion an der Dortmunder Strobelallee waren ausschließlich auf die überwiegend schwarzgelb gekleideten 25.000 Fans auf der Südtribüne gerichtet. Ein bislang einmaliges Werk, beim dem der Mann aus dem Kölner Funkhaus elf BVB-Freunde am Spieltag im April eng begleitet hat. Sie kommen auch zu Wort. Es sind ganz normale Menschen, wie sie auch bei den „Optimisten“ anzufinden sind, wenn sich die Lippstädter Gemeinschaft in der Regel am letzten Freitag im Monat zu ihren wiederkehrenden Runden im Vereinslokal „Jathe`s Kegelbahnen“ trifft.

Mitten im Gewühl auf der Süd:Bernhard Scholl und Hans Zaremba beobachten im April vor dem Spielbeginn in Dortmund die Kameraleute bei ihrer Arbeit für die Filmdokumentation über die schwarzgelben Fans.

Ein politisches Statement

Die im Streifen des 59jährigen Filmemachers, der beim einflussreichsten deutschen Sender als Redakteur in der Programmgruppe Inland arbeitet, auftretenden Dauerkarteninhaber der Süd sind in den unterschiedlichsten Berufen tätig. Klaus Martens, der vor dem Aufnahmetag ein halbes Jahr über die Südtribüne gewandert ist, um grundverschiedene Leute kennenzulernen und für sein Projekt zu gewinnen, verzichtet in der Produktion auf jeglichen Kommentar, er lässt die von seiner Mannschaft aufgenommenen Protagonisten selbst vorstellen. Das sind unter anderem Ute (57), die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Lippstädter „Chefoptimisten“ Bernhard Scholl ihren Stammplatz auf der größten Stehplatztribüne in Europa hat und die Sachbearbeiterin im Rechnungswesen ist, und Fabian (27), der „Borsti“ gerufen wird, ein Holztechniker, der im Stadion die mitgebrachten Fahnen schwenkt. Ebenso gehört Heinz (59), Bergmann im Vorruhestand und den sie den „Papa vom Block 81“ nennen, ähnlich wie das Lippstädter BVB-Urgestein Eberhard Beck für die meisten Fans auf legendären Süd nur der „Trainer“ ist, dazu. Auch Thorsten (31), Ex-Fußballer wegen seines Verletzungspechs nur noch zum Zuschauen verdammt, hat wie alle anderen Darsteller etwas gemeinschaftliches, was es außerhalb der Fußballs kaum gibt: Die Leidenschaft für ihr Steckenpferd, was für sie seit vielen Jahren die Dortmunder Borussia ist. Am Ende ist die Filmproduktion auch ein politisches Statement: Pro Stehplätze und pro niedrige Eintrittspreise. Ob Fußballexperte oder ein einfacher Beobachter, jeder bekommt in den anderthalb Stunden einen Hauch von jenem besonderen Empfinden vermittelt, was die Besucher auf der Südtribüne in Dortmund alle vierzehn Tage ergreift.

Hans Zaremba