Ausgabe 3/2013

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Fußballgeschichte

Ein würdiges Ende einer Epoche

Rückblick auf das letzte Endspiel im Sommer 1963

Es war das würdige Ende einer 60 Jahre dauernden Epoche, als am Samstag, 29. Juni 1963 (wo das Urgestein der vielen BVB-Fans in Lippstadt und das Gründungsmitglied der OPTIMISTEN, Eberhard Beck, sein 25. Lebensjahr vollendete) vor 75.700 Zuschauern im restlos ausverkauften Stuttgarter Neckarstadion Borussia Dortmund und der 1. FC Köln zum letzten Finale um die deutsche Fußballmeisterschaft antraten.

Kölner Probleme

Als eindeutiger Favorit ging das vom Trainer Zlatko „Tschik“ Cajkovski aufgebotene Kölner Team ins Spiel, zumal die Rheinländer Titelverteidiger waren, in den vorherigen Spielen in der Oberliga West die Westfalen zweimal geschlagen und die Saison 1962/63 in der damaligen westdeutschen Spitzenliga vor dem BVB als Meister beendetet hatten. Überdies hatten es die Borussen erheblich schwerer, sich in der Endrunde für das Finale zu qualifizieren. Doch auch die Domstädter hatten ihre Probleme, weil ihr Mittelstürmer Christian Müller und der Halbstürmer Ernst-Günter Habig fehlten. Zusätzliche Unruhe war bei den Kölnern entstanden, da ihr Abwehrspieler Karl-Heinz Schnellinger auf den Sprung in die italienische Liga stand.

Dortmunder Taktik

Anders war die Lage bei den Dortmundern, wo mit dem Mittelstürmer Jürgen Schütz auch ein Kicker im Juli 1963 nach Italien ging. Der Borussen-Coach Hermann Eppenhoff hatte seine Elf im dreitägigen Trainingslager in Stuttgart taktisch exzellent eingestellt. Die erfahrenen Spieler Wilhelm Burgsmüller (weder verwandt noch verschwägert mit dem späteren BVB-Profi Manfred Burgsmüller) und Helmut Bracht, die schon in jener Mannschaft standen, die 1956 und 1957 in identischer Aufstellung die Schale nach Dortmund holten, nahmen eine Rolle ein, wie sie später Matthias Sammer bei den BVB-Meisterschaften 1995 und 1996 ausfüllte.

Elf Männer

Die elf Männer, die am Geburtstag von Eberhard Beck mit einem 3:1 die dritte Meisterschaft für Borussia Dortmund holten, waren in folgender Formation angetreten: Bernhard Wessel, Wilhelm Burgsmüller, Lothar Geisler, Helmut Bracht, Wolfgang Paul, Dieter Kurrat, Reinhold Wosab, Alfred Schmidt, Jürgen Schütz, Friedhelm Konietzka und Gerd Cyliax. Auswechseln erlaubte das Reglement damals noch nicht, weshalb der im Match am Kopf verletzte Kapitän Wilhelm Burgsmüller die Begegnung mit einem turbanähnlichen Verband zu Ende spielen musste.

Lippstädter Vorreiter

Mit dem Finale von Stuttgart wurde am 29. Juni 1993 eine 60jährige Ära im deutschen Fußball beendet, die am 31. Mai 1903 mit dem Endspiel um die deutsche Meisterschaft zwischen dem VfB Leipzig und der DFC Prag (7:2) in Hamburg-Altona begonnen hatte. Es brach im Sommer 1963 eine neue Zeit an, als am Samstag, 24. August 1963, der Anpfiff der Bundesliga erfolgte. Borussia Dortmund musste am ersten Spieltag zu Werder Bremen, wo ihr Stürmer Friedhelm Konietzka das erste Tor im neuen Oberhaus zum 1:0 erzielte. Ein Treffer, der so schnell fiel, dass es davon keine Fernsehbilder gibt. Leider reichte die rasche Führung für den damaligen Meister nicht aus, da es am Schluss 3:2 für den Gastgeber stand. Obwohl heute eigentlich kaum jemand mehr auf die Bundesliga verzichten will, hatte es vor ihrer Gründung, die auf dem legendären DFB-Bundestag in Dortmund am 28. Juli 1962 beschlossen wurde, lange Querelen zwischen den deutschen Fußballverbänden und seinen in fünf Oberligen spielenden Vereinen gegeben. Nicht zuletzt der auch außerhalb der eigenen Stadtgrenzen populäre Lippstädter Bürgermeister Jakob Koenen (SPD) hatte als damaliger DFB-Schatzmeister erheblich mit dazu beigetragen, dass auch in Deutschland ab der Spielzeit 1963/64 der Spitzenfußball in einer einheitlichen Liga ausgetragen wird.

Hans Zaremba