Jahrzehnt des FC Bayern München

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Hans Zaremba über 60 Jahre Bundesliga – Teil VII

Als die Bundesliga am 24. August 1963 ihren Spielbetrieb startete, gehörte der FC Bayern München nicht zum zuvor nach einem komplizierten Verfahren vom DFB (Deutscher Fußball-Bund) ausgewählten Teilnehmerfeld. Der Lokalrivale TSV 1860 war als Süddeutscher Meister in 1963 dem heutigen Branchenführer vorgezogen worden. Folglich löste das erste Match der Bayern in der Beletage am 14. August 1965 gegen die Löwen im Stadion an der Grünwalder Straße (0:1) eine besondere Anziehung aus. Der für „Lippstadt am Sonntag“ erstellte Beitrag ist nun vorab im weltweiten Netz zu finden.

Lippstadt im August 2017:
Damals weilte in Lippstadt ein Fernsehteam von Euro-Sport, um ein bis heute einzigartiges Projekt mit „Fußball vom Sofa“ vorzubereiten. Diese Aufnahme entstand in der Marienkirche und es sind von links Dietmar Gröning-Niehaus, Daniel Becht, Karl-Heinz Tiemann, Hans Zaremba, Marc Rademacher und Benjamin Piehler abgebildet.
Archiv-Foto: Carsten Hess

Dominanz

Wenn der FC Bayern München mit seiner damaligen Achse mit Sepp Maier im Tor, Franz Beckenbauer als Libero und Gerd Müller im Sturm in der Szene sowieso schon als der kommende große Verein der Bundesliga gesehen wurde, konnten sich vor 58 Jahren jedoch nur wenige Fachleute den imposanten Erfolgsweg mit 32 Bundesligatiteln von 1969 bis 2023 vorstellen. Übrigens: Die erste Meisterschaft holten die Bayern in 1932, die anderen Siege resultieren ausnahmslos aus ihrer Zugehörigkeit in der Bundesliga. Alles, was sie bereits bis 2013 im Oberhaus gewannen, stellten sie von 2014 bis 2023 mit ihrer überragenden Dominanz und den zehnmaligen Triumphen in den Schatten. Es gab keinen Konkurrenten, der sie in der sechsten Bundesliga-Dekade aufhalten konnte, was zuletzt der BVB im Mai 2023 erdulden musste. Obwohl auch in dieser bislang erfolgreichsten Phase der Bayern mit Pep Guardiola (2013-2016), Carlo Ancelotti (2016-2017), Jupp Heynckes (2017-2018), Niko Kovac (2018-2019), Hansi Flick (2019-2021), Julian Nagelsmann (2021-2023) und Thomas Tuchel (2023) immerhin sieben Übungsleiter auf dem Gelände an der Säbener Straße das Zepter schwangen, konnten die von den Bayern-Bossen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge verpflichteten Kicker sämtliche Meisterschaften in der Bundesliga einheimsen. Auffallend ist, dass nach dem Triple in 2013 (Gewinn der Champions League, deutscher Titel und DFB-Pokal) mit Jupp Heynckes an der Seitenlinie nur Hansi Flick in 2020 diese Leistung wiederholen konnte. Warum der Niederrheiner dennoch im Juli 2013 für Pep Guardiola weichen musste, soll den Medien zufolge eine Idee von Uli Hoeneß gewesen sein, der unbedingt den angeblich besten Trainer der Welt haben wollte. Der Katalane hat den Verein zwar taktisch revolutioniert und eine Ära geprägt, am Ende verließ er München trotz drei nationaler Meisterschaften (2014, 2015 und 2016) und zwei DFB-Pokalsiegen (2014 und 2016) als Unvollendeter. Die Champions League konnte der Spanier mit dem FC Bayern nie gewinnen und scheiterte mit ihm dreimal in Folge im Halbfinale der Königsklasse unrühmlich.

Fernsehprojekt

Mit dem bislang einmaligen Format „Sofa United“ startete der TV-Sender Eurosport in die Saison 2017/18. Jeweils am Freitagabend zwischen 19.00 und 19.30 Uhr konnte im freizugänglichen Fernsehen ein Blick auf die Fans des Sportes mit dem Lederball und das Ausleben ihrer Begeisterung für den Fußball mit Bildern vom vorherigen Spieltag geworfen werden. Auch in Lippstadt waren die Fernsehmacher aus Berlin fündig geworden und konnten für ihr Projekt zwei bekennende BVB-Fans, den evangelischen Pfarrer Dietmar Gröning-Niehaus und den Verfasser dieser LaS-Serie über die 60jährige Liga-Geschichte, Hans Zaremba, sowie den HSV-Anhänger und pensionierten Diplom-Ingenieur Karl-Heinz Tiemann gewinnen. Sie wurden an zehn Spieltagen in der der 55. Auflage der Bundesliga im Wohnzimmer des Sympathisanten der Hamburger Rothosen in der Ulenbergstraße in Lippstadt vom Fernsehen beobachtet. Für die Fertigung eines Trailers von Euro-Sport für ihre Beiträge weilten vor dem Bundesliga-Start 2017/18 der Produktionsleiter Daniel Becht, der Chefredakteur Marc Rademacher sowie der Kamermann und Editor Benjamin Piehler einen ganzen Tag in Lippstadt. Besonders aufwendig war die Erstellung der Sequenzen in der Marienkirche. Dort stand ihnen der Pastor Dietmar Gröning-Niehaus für die unterschiedlichsten Bilder – beim Einkleiden in der Sakristei, über die Zelebration am Altar bis zur Predigt von der Kanzel – zur Verfügung. Die Aufenthalte von Euro-Sport in Lippstadt wurden überdies durch mehrere Artikel von dieser Zeitung kontinuierlich begleitet.

Resümee

Seit Gründung der Bundesliga im Jahr 1963 gehörten ihr alles in allem 57 Clubs an. Der jüngste Neuzugang ist der im Mai 2023 aufgestiegene 1. FC Heidenheim. Von den Vereinen, die beim Start des eingleisigen Oberhauses vor sechs Jahrzehnten dabei waren, ist momentan keiner mehr in der Beletage vertreten. Bis zum Mai 2018 war es der Hamburger SV, der ihr am längsten angehörte und in 1979, 1982 und 1983 dreimal die Schale holte. Nun unternehmen die Hanseaten schon den sechsten Anlauf für eine Rückkehr ins Oberhaus. Noch länger befinden sich in den Niederungen des Fußballs die Meister aus 1966 (TSV 1860 München), 1967 (Eintracht Braunschweig), 1968 (1. FC Nürnberg) sowie 1991 und 1998 (1. FC Kaiserslautern). Mit dem Ausklang der 60. Bundesliga-Saison ist der FC Schalke 04 nach 1981, 1983, 1988 und 2021 zum fünften Mal in die Zweite Liga gelandet. Für die Attraktivität der Eliteliga ist das Fehlen des Vorortvereins aus dem Revier ein großer Mangel. Das gilt ebenso für die Berliner Hertha, die im Mai 2023 bereits zum siebten Mal den bitteren Gang ins Unterhaus antreten musste. Obendrein hatten die Charlottenburger nach dem Bundesliga-Aufstieg des Ortsrivalen aus Köpenick in 2019 bereits ihre Vorherrschaft in der Hauptstadt an den FC Union Berlin verloren. Durch die zunehmende Kommerzialisierung mit den ausufernden Bezügen der Jungmillionäre auf dem Rasen und den abstrusen Ablösesummen hat der Profifußball indessen viel Kritik auf sich gezogen. So auch aus den eigenen Reihen: „Wir sollten einfach mal fragen, wem der Fußball eigentlich gehört. Was haben wir für eine Verantwortung für das Spiel? Im Fußball ist ein monopolistisches System ohne Wettbewerb entstanden“, monierte im Juli in mehreren Medien-Interviews völlig zu Recht der im Vorjahr vom Hertha-Ultra zum Vormann der „Alten Dame“ aus dem Berliner Westend gewählte Kay Bernstein. Themen, die auch viele der örtlichen Fanclubs bewegen.

Politik

Politische Veränderungen waren in der sechsten Bundesliga-Dekade von der Kommune über das Land bis zum Bund zu verzeichnen. Durch den Weggang zum Städte- und Gemeindebund des seit 2005 in Lippstadt tätigen Christof Sommer bekam die größte Stadt des Landkreises im Herbst 2020 durch die Wahl von Arne Moritz aus Solingen einen neuen Bürgermeister. Mit dem SPD-Politiker Olaf Scholz als Kanzler wurde Ende 2019 in Berlin erstmals einer Dreierkoalition die Regierung übertragen. Ein Novum in der seit 1949 währenden Geschichte der Bundesrepublik. Ebenso das von Hendrik Wüst im Sommer 2022 für das Land zwischen Rhein und Weser ernannte grün-schwarze Kabinett.