Comeback von Borussia Dortmund

Veröffentlicht am 

 von 

 in 

Hans Zaremba über 60 Jahre Bundesliga – Teil V

Vom Beginn der Bundesliga im August 1963 hatten die Fans von Borussia Dortmund auf ein Comeback des von ihnen geschätzten Clubs an die Spitze des deutschen Fußballs gesetzt. Die Renaissance sollte dem BVB, des letzten des noch dem alten Modus mit den Endrundenspielen ermittelten Meisters, erst in der vierten Dekade des eingleisigen Fußball-Oberhauses gelingen. Aber mit enormen finanziellen Nachwehen.

                  

Lippstadt am Freitag, 5. Mai 2000:
An diesem Tag erfolgte die Gründung des Lippstädter BVB-Fanclubs. Es war ein Zeitpunkt, wo Borussia Dortmund um den Klassenverbleib in der Bundesliga kämpfte. Einige Wochen später war es ihr Gründungsschatzmeister Udo Strathaus, von dem die Idee des Namens OPTIMISTEN stammte. Mit dabei auf diesem Bild sind von links die Initiatoren der Vereinsgründung, Markus Rüth und Bernhard Scholl, sowie die Grünungs-Paten, Lothar Emmerich (1941-2003), Ferdinand Fabra (1907-2008) und Alfred Schmidt (1935-2016), und der optimistische Chronist Hans Zaremba.
Archiv-Foto: Sammlung Hans Zaremba

Komplott

In der Saison 1993/94 konnten die Schwarz-Gelben von neuem die Schwäche von München nicht nutzen, als die Bayern in der Hinrunde kaum von der Stelle kamen. Im Januar 1994 hatte der Branchenführer mit Jupp Heynckes, Soeren Lerby und Erich Ribbeck in gut zwei Jahren drei Übungsleiter verschlissen, als Franz Beckenbauer, der Mann ohne Trainerlizenz, die Verantwortung für den Kader übernahm. Offensichtlich eine richtige Entscheidung, was im Mai 1994 die 13. Meisterschaft der Bayern bestätigte. Dem Rauswurf von Erich Ribbeck soll nach einem „Spiegel“-Artikel vom 2. Januar 1994 ein Komplett der damaligen Bayern-Spitze mit dem Präsidenten Fritz Scherer, den Vize-Chefs Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge und dem Manager Uli Hoeneß vorausgegangen sein. Ein Vorgang, der sich an der Säbener Straße in München zuletzt im Frühjahr 2023 bei der überstürzten Trennung vom Coach Julian Nagelsmann und die Berufung von Thomas Tuchel wiederholte.

Börsengang

Mit dem in 1991 verpflichteten Trainer Ottmar Hitzfeld gewann der BVB in 1995 die lang ersehnte erste Bundesliga-Meisterschaft. Auch mit der aus England übernommenen Drei-Punkte-Wertung konnte Dortmund in 1996 die Schale verteidigen. Ihre damalige Stärke krönten die Schwarz-Gelben in 1997 mit dem Champion-League-Sieg in München gegen Juventus Turin (3:1). Durch das Ausbleiben weiterer sportlicher Erfolge um 2000 und unternehmerischer Fehler beim Ausbau des Stadions waren bei der Borussia Schulden in Millionenhöhe aufgelaufen und aus dieser Not ging sie mit der hierfür eigens gegründeten KGaA an die Börse. Doch dieser Schritt half dem BVB nicht. Angesichts der Drohung einer Insolvenz des Traditionsclubs folgte im November 2004 der unrühmliche Rücktritt von Gerd Niebaum vom Präsidentenamt des Vereins und im Februar 2005 seine ebenso überfällige Demission als Geschäftsführer der KGaA. Mehr dazu im sechsten Teil der Liga-Geschichte.

Überraschung

In 1995 war Giovanni Trapattoni noch wegen unzureichender Sprachkenntnisse als Bayern-Trainer gescheitert. Mit seinem zweiten Anlauf in München schaffte der Italiener in 1997 den Gewinn der Schale. Die bislang größte Überraschung in der Bundesliga ist mit dem 1. FC Kaiserslautern verbunden, dem nach seinem Abstieg in 1996 und der direkten Rückkehr in die erste Liga in 1997 der Durchmarsch mit der Meisterschaft in 1998 gelang. Unvergessen ist aus dem März 1998 die legendäre Pressekonferenz mit Giovanni Trapattoni, als der Coach in einer Wutrede zur großen Schelte über seine Mannschaft („Was erlauben Strunz“) anhob und den Dialog mit den Medien mit den Worten „Ich habe fertig“ abrupt beendete. Aber in 1999, 2000 und 2001 waren die Bayern mit dem aus Dortmund geholten Sportlehrer Ottmar Hitzfeld wieder ganz oben, ehe sie in 2002 kurzzeitig vom BVB als Meister abgelöst wurden. Ein beachtlicher Erfolg der Schwarz-Gelben, die noch zwei Jahre zuvor erst auf den letzten Metern dem Abstieg entgangen waren und dafür in 1999/2000 mit Michael Skibbe, Bernd Krauss sowie dem Duo Udo Lattek und Matthias Sammer gleich vier Männer auf der Trainer-Bank benötigten. In dieser Phase bildete sich in Lippstadt der BVB-Fanclub mit dem Namen „Optimisten“ und 40 Gründungsmitgliedern. Gut zwei Jahrzehnte später hat der im Vereinsregister eingetragene Zusammenschluss rund 160 Personen in seinen Reihen. Ein Novum war in 2000, dass diese Vereinigung die Gemeinwesenarbeit als ein wesentliches Ziel erhob. Ein Modell, das inzwischen von etlichen Anhängerschaften der Bundesligisten übernommen wurde. Mit dem 18. Meistertitel in 2003 für Bayern München kehrte zum Abschluss der vierten Liga-Dekade die vorherige Rangordnung im Oberhaus wieder zurück.

Politik

Unterdessen wurde in Lippstadt im November 1994 mit Klaus Helfmeier (1941-2012) der letzte Bürgermeister im Ehrenamt gewählt. Der Sozialdemokrat konnte sich dabei auf eine Kooperation seiner Partei mit dem Bündnis/Die Grünen und die Bürgergemeinschaft (BG) stützen. Aber die BG trennte sich rasch wieder von der damaligen „gestalterischen Mehrheit“ und unterstützte in 1997 die Wahl von Wolfgang Schwade (CDU) zum hauptamtlichen Stadtoberhaupt. Damit war in Lippstadt die nach dem Zweiten Weltkrieg und britischem Vorbild eingeführte und bewährte Doppelspitze mit einem ehrenamtlichen Ratsvorsitzenden (Bürgermeister) und einem beruflichen Verwaltungschef (Stadtdirektor) beendet. Die Bundespolitik erlebte im September 1998 ihren ersten klassischen Regierungswechsel, als nach der Bundestagswahl auf die Koalition der CDU/CSU mit der FDP ein Kabinett aus der SPD und dem Bündnis 90/Die Grünen folgte. Ein Jahr später wurde der vom Bundestag bereits in 1991 verfügte Umzug der Administration von Bonn nach Berlin verwirklicht.