Hans Zaremba über 60 Jahre Bundesliga – Teil III
Es war nicht zuletzt die zu geringe internationale Konkurrenzfähigkeit des deutschen Fußballs, die vor 60 Jahren die Gründung der Bundesliga forciert hat. Bereits im ersten Jahrzehnt der neuen Spielkasse konnten etliche der zuvor beklagten Defizite bewältigt werden. Daraus erwuchs auch jene Nationalelf, die sich bei der Euro 1972 den Pokal holte und bis in die Gegenwart als spielstärkste DFB-Auswahl gilt. Der Stamm der damals rekrutierten Profis bildete auch das Gerippe der Mannschaft, die im Juli 1974 in München den zweiten Weltmeistertitel für Deutschland einheimste. Von einem solchen Format sind die aktuell von Hansi Flick betreuten Kicker riesig entfernt. Der für „Lippstadt am Sonntag“ erstellte Beitrag ist nun vorab im weltweiten Netz zu finden.
Gladbach und München
Über die in den 1970er Jahren von den Bayern gestellten Europa- und Weltmeister Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Uli Hoeneß, Sepp Maier, Gerd Müller und Georg Schwarzenbeck hinaus sollte in der zweiten Bundesliga-Dekade ein Mann die Szene prägen, der im Juli 1974 von der Lippe an die Isar gekommen war: Karl-Heinz Rummenigge. In seinen zehn Jahren als Profi beim heutigen Ligaprimus gewann er 1975 und 1976 den Europacup der nationalen Champions und 1980 und 1981 die Deutsche Meisterschale. Zudem absolvierte der in Lippstadt geborene Fußballer beachtliche 95 Länderspiele. Eine beeindruckende Karriere des vormaligen Banklehrlings. Dennoch nahmen die Bayern von 1974 bis 1983 noch nicht jene Position ein, die ihnen später in der Manager-Ära von Uli Hoeneß zufallen sollte. Der stärkste Konkurrent des FCB jener Jahre war Borussia Mönchengladbach, obwohl ihr lange bestimmender Akteur, Günter Netzer, die beschauliche Stadt am Niederrhein schon im Sommer 1973 in Richtung Real Madrid verlassen hatte. Ein Blick auf die Meister von 1974 bis 1983 mit Bayern (1974), Mönchengladbach (1975, 1976 und 1977), Köln (1978), HSV (1979), Bayern (1980 und 1981) und dem HSV (1982 und 1983) erklärt das Emporkommen der Fohlen, die 1965 gemeinsam mit den Bayern ins Oberhaus gelangt waren. Von den die Bundesliga von 1974 bis 1983 dominierenden Clubs konnten lediglich die Bayern ihren Stellenwert bis heute halten, während die anderen Meisterteams des zweiten Liga-Jahrzehnts alle später den schweren Weg ins Unterhaus zu gehen hatten. Besonders bitter für die Hamburger, die 55 Jahre als die Unabsteigbaren galten und gegenwärtig schon die sechste Spielzeit in der Zweiten Liga durchhalten müssen.
Spieler und Trainer
In die Jahre der zweiten Bundesliga-Dekade fallen auch das Intermezzo von Franz Beckenbauer bei Cosmos New York (1977-1980) und sein Ende als Bundesligaspieler beim HSV (1980-1982). Der 1945 in München geborene und von der Presse als „Kaiser“ charakterisierte Spieler ist zweifellos einer der überragenden Männer des deutschen Fußballs. Nach seiner aktiven Zeit auf dem Rasen gelang es ihm, in 1990 als Teamchef ohne Trainerschein Deutschland zur dritten Weltmeisterschaft zu begleiten und sich in der Folge als Funktionär für die Bayern und den DFB ebenso große Verdienste zu erwerben. Lange galt er als „Lichtgestalt“ bis durch Medienberichte über dubiose Zahlungen rund um das Sommermärchen von 2006 ein immenser Schatten sein Wirken erfasste. Außerdem verabschiedete sich in 1977 mit Wolfgang Overath ebenfalls ein Großer vom aktiven Sport, der beim Effzeh in Köln seit Gründung der Bundesliga unentwegt den Takt vorgab. Wie sein Münchener Begleiter in der Nationalelf fungierte auch er später bei seinem einstigen Arbeitgeber als Präsident. Überdies bestimmten von 1974 bis 1983 zwei Übungsleiter das Oberhaus: Hennes Weisweiler (1919-1983) mit Gladbach (1975) und Köln (1978) sowie Udo Lattek (1935-2015) mit Bayern (1974) und Gladbach (1976 und 1977) als Meister-Trainer.
Bonn und Lippstadt
Lange wurde in den 1970er Jahren über die Gebietsreform debattiert, die zum 1. Januar 1975 für die heimische Region in Kraft trat. Obwohl sich die Einwohnerzahl von Lippstadt durch die Eingemeindung angrenzender Dörfer von rund 40.000 auf 65.000 vergrößerte, war durch die Fusion der Kreise Lippstadt und Soest für die Stadt an der Lippe der Verlust des Kreissitzes ein gravierender Einschnitt. Ein Jahr vor der Neuordnung verlor Lippstadt durch den Tod seines populären Bürgermeisters Jakob Koenen (1907-1974) eine starke Persönlichkeit. Nach dem Interims-Oberhaupt Dr. Gerhard Wolf (1935-2020) wurde in Mai 1975 Dr. Barbara Christ (1920-2017) zur Bürgermeisterin der neu geformten Stadt Lippstadt gewählt. In Bonn war im Mai 1974 als Reflex auf die Guillaume-Affäre mit dem Rücktritt von Willy Brandt (1913-2012) und der Berufung von Helmut Schmidt (1918-2015) ein Wechsel im Palais Schaumburg zu notieren. Durch den Wechsel der FDP von der SPD zur CDU/CSU konnte im Oktober 1982 Helmut Kohl (1930-2017) sein erstes Bundes-Kabinett bilden.