Jubel in Dortmund und bei Schalke

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Das hat es schon lange nicht mehr gegeben: Zum zweiten Mal in Folge konnten die Sympathisanten der westfälischen Vereine aus Dortmund und Gelsenkirchen jeweilig Dreier ihrer Clubs bejubeln. Während die Heiterkeit beim BVB angesichts seiner ansehnlichen Serie von zehn Siegen in 2023 nicht sonderlich überraschte, war sie bei den Knappen nach ihrer total vermasselten Hinrunde indessen außergewöhnlich. Neben der Spannung an der Spitze mit München und Dortmund, die punktegleich mit 49 Zählern die vorderen Plätze einnehmen, ist auch das Bild im Keller bemerkenswert. Mit je 19 Punkten liegen Stuttgart, Hoffenheim, Schalke und Bochum eng beieinander.

Blickt auf die Spitze und in den Keller:
Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba, analysiert in seiner wöchentlichen Bundesligakolumne das Rennen um die Schale und den Kampf um den Klassenerhalt.

München

Obwohl Louis van Gaal als Übungsleiter schon seit zwölf Jahren an der Säbener Straße Geschichte ist, scheint sein Satz „Müller spielt immer“ von seiner Gültigkeit nichts verloren zu haben. So war es auch in Stuttgart, als Thomas Müller mit seinem 431. Bundesligaspiel im vereinsinternen Ranking Oliver Kahn (430) überholt und nur noch Sepp Maier (473) vor sich hat. Offensichtlich hat der 33-jährige Stürmer ebenfalls beim heutigen Impresario an der Seitenlinie der Bayern, Julian Nagelsmann, einen hohen Stellenwert. Dank der Vorbereitung des bedeutenden 2:0 durch den Mann mit der Rückennummer 25 sackte der Ligaprimus mit dem 2:1 beim VfB einen Dreier ein. Aufgrund ihres überragenden Torverhältnisses mit 66:22 befinden sich die Münchener gegenüber 47:29 der Dortmunder weiter auf dem ersten Rang.

Dortmund

Dessen ungeachtet zeigten die Schwarz-Gelben beim 2:1 über die „Brausemänner“ aus Leipzig eine Qualität, die sie in den letzten Jahren häufiger vermissen ließen. Zur Freude ihrer großen Fangemeinde – auch bei den Lippstädter „Optimisten“ – erinnern die aktuellen Auftritte von Dortmund an die brillanten Zeiten unter Jürgen Klopp. Es deutet viel darauf hin, dass der BVB mit Edin Terzic nach längerer Suche den passenden Coach gefunden hat. Unabhängig von diesen Befunden bleibt nach der Partie mit den Sachsen zu registrieren, dass bei der Borussia vorne etliches klappte, die Dortmunder hinten mal wieder vom Glück begleitet wurden. Wer die Münchener abfangen will, sollte in allen Teilen gut aufgestellt sein.

Berlin

Unterdessen hat das Überraschungsteam aus Köpenick nach der Schlappe bei den Bayern (0:3) und dem torlosen Remis im Vergleich mit dem Effzeh aus Köln den Anschluss an die führenden Mannschaften aus München und Dortmund verloren. Bei der Vergabe der Meisterschale dürften weder Union Berlin noch die Leipziger ernsthaft in Betracht kommen.

Schalke

Nicht von ungefähr wurde in den Medien das Match von Schalke in Bochum als „das brisanteste Derby des Jahres“ bezeichnet. In Anbetracht der glanzlosen Tabellenlage der beiden westfälischen Bundesligisten aus dem Revier und dem vor einigen Wochen erfolgten Wechsel des Betreuers Thomas Reis vom VfL Bochum zum FC Schalke 04 eine treffende Charakteristik. Auf die geschmacklosen Anfeindungen, die dem jetzt in Gelsenkirchen angestellten Fußball-Lehrer bei seiner Rückkehr im Ruhrstadion entgegenschlugen, reagierte der 49-jährige gelassen. Mit ihrem 2:0 beim Nachbarn an der Castroper Straße überwanden die Schalker zudem frühere Erinnerungen aus 2001 und 2007, als sie jedes Mal wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft aus Bochum nicht mitnehmen konnten. Ebenso reichten sie nun die rote Laterne an den VfL weiter. Neben den BVB-Freunden schauen zugleich die königsblauen Verehrer aus Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse“) am Samstag um 18:30 Uhr erwartungsvoll auf das Traditionsduell auf dem Berger Feld von Erle zwischen den Rivalen vom Schalker Markt und vom Dortmunder Borsigplatz.