Unterhaus

Wettbewerb mit viel Tradition

Hans Zaremba über die zweite Bundesliga

Drei Wochen vor dem Start der Beletage des Profifußballs mit dem Klassiker zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayern München hat das Unterhaus bereits seinen ersten Spieltag absolviert. Dabei stand das Duell der einstigen Europapokalsieger Schalke 04 (1997) und Hamburger SV (1977 und 1983) im Zentrum des Interesses. Am Ende mussten die Anhänger der Knappen in Lippstadt („Graf Bernhard“) und in Wadersloh („Füchse“) mit dem 1:3 ihres Teams eine bittere Enttäuschung hinnehmen. Dafür hatten die Fans der Rothosen an der Lippe, Christine Goussis und Karl-Heinz Tiemann, berechtigten Anlass zur Freude über das sichtbare Ausrufezeichen des HSV.

Für ihn hat die zweite Liga an Gewicht gewonnen: Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba, blickt auf das Fußballoberhaus. Archiv-Bild: BVB-Fanclub Lippstadt, entstanden im November 2012 in Amsterdam

Gewicht

Ein Blick auf die zweite Liga vermittelt die große Tradition der hier versammelten Clubs. Zudem scheint das Kicker-Unterhaus mit 13 früheren Erstligisten und drei vormaligen Bundesliga-Meistern (Bremen, Hamburg und Nürnberg) deutlich an Gewicht bei den Freunden des Fußballs gewonnen zu haben. Sicherlich auch, weil in dieser Spielklasse im Kontrast zur ersten Liga mit dem Dauermeister Bayern München die Konkurrenz um die Spitzenränge vermutlich spannender sein dürfte. Dort befinden sich mit Werder Bremen und Schalke 04 zwei Vereine, die nach ihrem im Frühjahr erfolgten Bundesliga-Abstieg nun die unmittelbare Rückkehr ins Oberhaus anstreben. Ein Vorhaben, das zuletzt in 2017 dem VfB Stuttgart und Hannover 96 nach ihren Verlusten der Erstklassigkeit aus dem Mai 2016 gelang. Während die Schwaben in der Folge die Bundesliga halten konnten, mussten die Niedersachsen sie in 2019 erneut verlassen. Die Situation von Hannover 96 und auch die Lage des HSV zeigen die gravierenden finanziellen sowie sportlichen Probleme auf, um rasch wieder an die lukrativen Töpfe der Bundesliga zu gelangen. In der Stadt von Alster und Elbe wartet man darauf bereits seit drei Jahren, an der Leine liegt der letzte Absturz jetzt auch schon zwei Spielzeiten zurück. Ebenso wird es für Bremen hart, sich schnell aus dem Unterhaus zu verabschieden. Zum Auftakt der neuen Zweitliga-Saison war für Werder nur ein knappes 1:1 gegen Hannover drin. Ohnehin hat der Fußball im Norden beträchtliche Schwierigkeiten, wieder seinen alten Stellenwert zu erreichen. Davon weiß auch Eintracht Braunschweig einiges zu berichten. Gegenwärtig muss der Deutsche Meister von 1967 mit der dritten Liga Vorlieb nehmen.

Unterfangen

In ihr sind unterdessen gleichfalls der 1. FC Kaiserslautern (Bundesligameister der Jahre 1991 und 1998) und der TSV München 1860 (Titelgewinner in 1966) gestrandet. Es besteht wenig Aussicht für die Pfälzer und die Löwen, sich bald aus dieser Mittelmäßigkeit zu befreien. Obendrein wurde das Geschehen am Betzenberg in Lautern und rund um das Grünwalder Stadion an der Isar viele Jahre von internen Querelen überlagert, bei denen umstrittene Investoren mit abenteuerlichen Aktionen die Vorgänge begleitet haben. Nicht wenige Beobachter der Szene befürchten eine ähnliche Entwicklung auch am Schalker Markt. Besorgnisse, die von etlichen Gemeinschaften der treuen Anhängerschaft des Ruhrpott-Vereins geteilt werden. Dem Mitte Juli gewählten aktuellen Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Gelsenkirchener, Axel Hefer, wurde die Verantwortung für ein Unternehmen übertragen, das mit 217 Millionen an Verbindlichkeiten belastet ist. Der 44-jährige Chef einer Technologiefirma mit Sitz in Düsseldorf hat das schwere Erbe von Jens Buchta angetreten, der nach üblen Anfeindungen aus dem königsblauen Umfeld die Konsequenzen gezogen hat. Für den neuen Mann auf der Schalker Brücke ist seine Aufgabe kein einfaches Unterfangen, zumal viele Vorgänge aus der Zeit des skandalumwitterten Fleischfabrikanten Clemens Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück – von 2001 bis 2020 allgewaltiger Boss beim Vorortverein – noch nachwirken.