Vor fünf Jahren – im Mai 2014 – jubelten die Fans des Fußballs in den Domstädten am Rhein und an der Pader gleichermaßen über die Aufstiege ihrer Vereine aus der zweiten Liga in die Beletage des Berufsfußballs. Eine Situation, die sich nun an diesem Sonntag wiederholen könnte. Neben dem 1. FC Köln, der die Rückkehr in die Bundesliga bereits geschafft hat, hat jetzt überraschend auch der SC Paderborn 07 greifbare Möglichkeiten für ein Comeback im Oberhaus des deutschen Kickersports.
Paderborn
Das Wiedererstarken des Clubs aus der ostwestfälischen Universitätsstadt zeichnete sich schon in den letzten Wochen ab, als die Männer aus dem Hochstift von Woche zu Woche durch eindrucksvolle Siege fortwährend die Stufen in der Tabelle der Zweiten Bundesliga höher kletterten. Im entscheidenden Spiel mit dem Hamburger SV bezwangen die Schwarz-Blauen am vergangenen Sonntag den direkten Konkurrenten aus Norddeutschland mit 4:1 und verteidigten ihren zweiten Tabellenplatz mit 57 Punkten vor Union Berlin (56). Für die Paderborner, die in dieser Saison dem HSV in der Liga und im DFB-Pokal schon zweimal unterlagen, ist das Vordringen auf einen Aufstiegsplatz eine tolle Leistung. Viele Zeitgenossen hatten den einst von dem im Januar 2019 verstorbenen Unternehmer und Ex-Clubpräsidenten Wilfried Finke gesponserten Verein nach seinem Bundesligaabstieg in 2015 und der anschließenden Berg- und Talfahrt bis in die dritte Liga diese Leistung nicht zugetraut. Dennoch dürfte ein Wiederaufstieg des SCP 07 in die Bundesliga bei aller Freude seiner Sympathisanten für den Verein ein heikles Wagnis werden. Die Gefahr eines erneuten unmittelbaren Scheiterns im Oberhaus wird von vielen Beobachtern nicht ausgeschlossen. Der wuchtige Fall des SC Paderborn 07 nach dem letzten Bundesliga-Abstieg im Mai 2015 – bis fast in die vierte Liga – ist vielen Anhängern der Paderstädter noch in bitterer Erinnerung. Eine Wiederholung solcher Ereignisse könnte die Existenz des SCP 07 aufs Spiel setzen.
Hamburg
Für den traditionsreichen Hamburger SV ist der verpasste angestrebte Wiederaufstieg nach dem vorjährigen Fall ins Unterhaus ein schwerer Schlag. Drei Punkte Rückstand, 21 Tore Differenz zu Union Berlin, die gegenwärtig den dritten Rang innehaben, beschreiben das Versagen der Hanseaten in Paderborn. Die Hamburger waren ein Schatten ihrer selbst – und auch ein Spiegelbild. In der Hinrunde mit 37 Punkten auf Platz eins, in der Rückrundentabelle mit 16 Punkten Drittletzter. Seit acht Ligaspielen ohne Sieg. Eine Bilanz des Schreckens. Ob vor dem Hintergrund dieser Lage der HSV-Trainer Hannes Wolf einen erneuten Anlauf in der kommenden Spielzeit nehmen darf, scheint unwahrscheinlich. „Wir müssen in Ruhe überlegen, was das Beste für den HSV ist“, gab Sportvorstand Ralf Becker zu Protokoll. Was diese Pleite an Alster und Elbe sonst noch alles auslösen wird, ist derzeit noch nicht einzuordnen. Vorläufiges Resümee: Das letzte Jahrzehnt war voller Querelen, die erheblich zum Verfall des einst sportlich von Uwe Seeler dominierten HSV beitragen hat.
Köln
Auf diesen Moment haben die treuen Jünger des Effzeh in Bad Waldliesborn, Karl-Heinz Rickmann, und Wadersloh, Reinhold Schomacher, eine ganze Saison gewartet: Der sechste Aufstieg des dreifachen deutschen Meisters (1962, 1964 und 1978) in die Bundesliga. Vor Jahresfrist meinten Etliche im Umfeld des 1. FC Köln, dass der Abstieg ein Betriebsunfall gewesen sei. Eine Auffassung, die sie im Mai 2018 auch mit vielen HSV- Begleitern teilten. Ob die jetzige Rückkehr der Kölner von stabiler Natur sein wird, bleibt abzuwarten. Ähnlich wie bei den Rothosen in Hamburg haben auch bei den Geißböcken häufig Eitelkeiten der Verantwortlichen und mehrere Trainerrauswürfe – so zuletzt von Markus Anfang, der den 1. FC Köln auf den Aufstiegsrang geführt hatte – das Bild abseits des Spielfeldes bestimmt.