Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
0:0 beim Tabellenletzten in Nürnberg, nun bereits fünf Spiele ohne Sieg: Der Spitzenreiter der Bundesliga, Borussia Dortmund, steckt in seiner ersten Krise unter Trainer Lucien Favre. Die Mannschaft hat offensichtlich ein ernstes Problem: Ohne ihrem Kapitän Marco Reus, der momentan verletzt zusehen muss, läuft es nicht rund.
Dortmund
So wird von vielen Fans der Schwarz-Gelben, auch bei den „Optimisten“ in Lippstadt, die Frage gestellt, wann der Spielführer der Dortmunder wieder dabei sein kann. Doch auf sie hat auch der BVB-Coach keine Antwort: ‚Es bringt nichts, über verletzte Spieler zu sprechen. Wir wissen nicht, wann sie zurückkommen. Wir müssen über die Spieler sprechen, die da sind.‘ Die Begegnung in Nürnberg hat gezeigt, dass die Borussia zwar ein recht gutes Team ist, aber ohne Marco Reus die Liga nicht wie in der Hinrunde dominieren kann. Will sie den Titel im Blick behalten, muss sie am Sonntagabend gegen Leverkusen einen Dreier holen.
Nürnberg
Bereits vor dem Spiel des 1. FC Nürnberg gegen Borussia Dortmund sorgten die Franken mit einem Doppelrauswurf für Aufsehen im Ligaoberhaus. Während in der knapp 56jährigen Vergangenheit der Bundesliga in vergleichbaren Situationen hauptsächlich die Trainer für das Scheitern ihrer Mannschaften als Prügelknaben herhalten mussten, bekamen nun beim am 4. Mai 1900 an der Pegnitz gegründeten Traditionsverein und potentiellen Absteiger zugleich Sportdirektor Andreas Bornemann und Coach Michael Köllner die Arbeitspapiere. Ob diese Personalveränderung noch etwas in Nürnberg bewirken wird, erscheint zweifelhaft.
Stuttgart
Ähnlich chaotisch ist auch die Situation am Neckar. Dort stand schon länger der Sportvorstand Michael Reschke in der Kritik. Der zuvor in Leverkusen als Manager und beim FC Bayern als technischer Direktor tätige Mann war beim VfB spürbar überfordert. Nach den vom jetzt entlassenen Funktionär verfügten übereilten Trennungen von Hannes Wolf (Januar 2018) und Taifun Korkut (Oktober 2018) soll es auch mit Markus Weinzierl, dem dritten Übungsleiter in nur einem Jahr, gehakt haben. Ohnehin scheint die Lage beim fünfmaligen Fußballmeister (1950, 1952, 1984, 1992 und 2004) gänzlich aus dem Lot geraten zu sein. Zutreffend charakterisierte der Fernsehmoderator Reinhold Beckmann im sonntäglichen „Doppelpass“ bei Sport 1 den erfolglosen Michael Reschke als eine „völlige Fehlbesetzung“.
Gelsenkirchen
Der FC Schalke 04 tritt in seiner verkorksten Spielzeit in der Bundesliga zur Enttäuschung seiner großen Anhängerschaft mit seinen Ablegern in Wadersloh („Füchse“) und Lippstadt („Graf Bernhard“) weiterhin auf der Stelle. Gegen den Tabellen-Nachbarn SC Freiburg reichte es nach einer erneut dürftigen Vorstellung nur zu einem 0:0. Der vorjährige Vizemeister profitiert von der noch größeren Schwäche der Teams aus Augsburg, Stuttgart, Hannover und Nürnberg, weshalb er bislang nicht in die unmittelbare Abstiegszone abgerutscht ist. Für die hohen Ansprüche der Knappen eine absolut dürftige Zwischenbilanz.
München
Dass sich der FC Bayern München nach sechs gewonnenen Meistertiteln in Folge in der aktuellen Saison im nationalen Ligawettbewerb oftmals in seinen Begegnungen nur mühsam einen Dreier erreicht, war zuletzt häufiger zu registrieren. Auch beim bissig auftretenden bayerischen Konkurrenten in Augsburg gelang dem Rekordmeister nur ein glanzloser Sieg, der abermals erhebliche Schwächen in der Abwehr entlarvte. Obendrein steuerte der im Juli aus Gelsenkirchen an die Isar gewechselte Leon Goretzka mit dem frühesten Eigentor in der seit 1963 währenden Geschichte der Bundesliga noch eine ungewollte Anekdote hinzu.