Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Am vergangenen Sonntag hatte das unwürdige Schauspiel, das Hannover 96 in den letzten Wochen mit seinem Coach trieb, ein Ende gefunden. Auf den entlassenen André Breitenreiter folgt nun Thomas Doll. Nach der heftigen Klatsche (1:5) der Niedersachsen bei Borussia Dortmund war die Veränderung unumgänglich geworden.
Hannover
Dem Rauswurf an der Leine ging in der Woche vor dem Match der Hannoveraner im einstigen Westfalenstadion der öffentliche Auftrag des 96-Präsidenten Martin Kind an seinen Manager Horst Heldt („Ich erwarte von Herrn Heldt, dass die verfügbaren Trainer bekannt sind“) und eine bemerkenswerte Pressekonferenz des jetzt geschassten Übungsleiters André Breitenreiter („Ich bin enttäuscht“) voraus. Gewiss ist die Bilanz des bisherigen Betreuers und seines ebenfalls freigestellten Co-Trainers Volkan Bulut fatal: 19 Spiele, nur zwei Siege, Platz 17. Ob die Rochade noch ihre Wirkung erzielen wird, erscheint angesichts des derzeitigen Spielerkaders von Hannover zweifelhaft. Das Beispiel des VfB Stuttgart – wo im Oktober Tayfun Korkut für Markus Weinzierl weichen musste, aber die Equipe mit dem Brustring dennoch im Tabellenkeller blieb – dürfte auch anderswo beobachtet worden sein
Dortmund
Seit langem geht es im Ringen zwischen dem Tabellenführer Borussia Dortmund und seinem direkten Verfolger Bayern München auch um Winke der Stärke oder Zeichen der Schwäche. Dass die Schwarz-Gelben seit Oktober keinen deutlichen Sieg nicht mehr landen konnten, war auch den Süddeutschen nicht verborgen geblieben. Damit wurden zuletzt an der Säbener Straße in München wieder Titelhoffnungen wachgerufen. Doch mit dem 5:1 der von Lucien Favre formierten Crew des BVB setzte der Spitzenreiter unter dem Beifall seiner Zuschauer im Dortmunder Stadion an der Strobelallee – unter denen wiederum viele Mitglieder der Lippstädter Fangemeinde von den „Optimisten“ waren – augenfällige Akzente.
München
Einen Tag später legten die Bayern mit ihrem 4:1 gegen den VfB Stuttgart nach. Aber das Spiel in der Fröttmaniger Arena wurde von Protest-Bannern einiger Anhänger des Rekordmeisters überlagert. Die Auflehnung zielte auf die Häuptlinge in der Chefetage, Präsident Ulrich Hoeneß und Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. Die Ex-Nationalspieler trugen auf den Abbildungen Scheuklappen, die mit Euro-Zeichen und dem Spruch „Hervorragende Trainingsbedingungen“ versehen waren. Die politische Aktion bezog sich offenbar auf das Bayern-Camp in Katar vor wenigen Wochen. Bereits häufiger reiste München in den Wüstenstaat, dafür soll dessen Fluglinie die Bayern als Sponsor fördern. Bei den Trips ins Emirat gehe es, so die Demonstranten, vor allem ums Geld. Katar sieht sich wegen der Arbeitsbedingungen für Gastarbeiter auf den WM-Baustellen breiter Kritik ausgesetzt. Damit wolle sich – wie es die Bayern-Ultras beanstanden – die Spitze ihres Club jedoch nicht befassen. Kurzum: Es gärt handfest beim Branchenführer, nicht zum ersten Mal.
Schalke
Nun zurück zum Fußball in Westfalen: Der FC Schalke 04 kommt weiterhin nicht richtig von der Stelle. Obwohl die Knappen zweimal bei ihrem Auftritt in Berlin vorne lagen, mussten sie sich am Ende zum Verdruss ihrer Sympathisanten in Wadersloh („Füchse“) und Lippstadt („Graf Bernhard“) mit einem 2:2 begnügen. Dennoch blieben damit die Männer aus der Gelsenkirchener Vorstadt erstmals in dieser Bundesliga-Saison drei Spiele in Folge ungeschlagen. Ob diese Serie allerdings den anspruchsvollen Chef des Aufsichtsrates, Clemens Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück, überzeugt hat, lässt sich nur schwer zu beurteilen. Bei einem Verfehlen der internationalen Plätze, was sich für den letzten Vizemeister abzeichnet, dürfte der Langmut des Fleischerei-Bosses wohl aufgezehrt sein.