Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Für den überwiegenden Teil der Freunde des Fußballs in Westfalen stand am 30. Spieltag das Derby der Erzrivalen zwischen dem BVB 09 und dem FC Schalke 04 im Mittelpunkt des Interesses. Durch das 2:0 vor der Kulisse von 61.786 Zuschauern dürften die Männer aus dem Vorort vermutlich die inoffizielle Westfalenmeisterschaft 2018 schon vier Spieltage vor dem Ende der 55. Bundesliga-Runde eingesackt haben.
Dortmund
Nach der Niederlage im prestigeträchtigen Derby sehnt man sich beim BVB 09 nach dem Saisonende. Was seine treuen Anhänger – und mit ihnen auch die „Optimisten“ in Lippstadt – beim Match auf dem Berger Feld von Erle erlebten, war eine restlos überforderte Borussia-Crew. Das gilt auch für Mario Götze und André Schürrle, die in Gelsenkirchen zunächst auf der Bank blieben und erst im Laufe des sonntäglichen Treffens eingewechselt wurden. Stimulierende Elemente sind die Helden der Weltmeisterschaft aus 2014 derzeit nicht. Das weiß auch Jogi Löw und wird sie wahrscheinlich nicht für das Turnier in Russland berufen. Ebenso könnte für Marco Reus, dem bei den Knappen seine lange Verletzungspause anzumerken war, die Weltmeisterschaft noch zu früh kommen. Die Formschwäche ihrer drei Nationalspieler wird womöglich Borussia Dortmund die vom Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Watzke erwartete Qualifikation für die Champions League in 2018/19 vermasseln.
Gelsenkirchen
Der FC Schalke 04 hat nach diesem Sieg zur Begeisterung seiner Fans in Westfalen – und in der heimischen Region mit seinen Gemeinschaften „Graf Bernhard“ (Lippstadt) sowie „Füchse“ (Wadersloh) – durchaus berechtigte Aussichten, sich auf seine erste Vizemeisterschaft seit 2010 zu freuen. Immerhin konnten die Königsblauen am vergangenen Sonntag ihren Vorsprung gegenüber den Schwarzgelben auf vier Zähler ausbauen. Sie können im Unterschied zum langjährigen Rivalen aus dem Revier bereits jetzt ihre Planungen auf die europäische Königsklasse in der Saison 2018/19 ausrichten. Eine wahrlich komfortable Situation, die man am Schalker Markt schon lange nicht mehr kannte.
München
Bei der gegenwärtigen Stärke des FC Bayern München hat das 5:1 im Treffen mit dem VfL Borussia Mönchengladbach lediglich statistischen Wert. Überlagert wurde die Begegnung in Fröttmaning durch die Verpflichtung des bisherigen Frankfurter Trainers Niko Kovac als Nachfolger für den jetzt endgültig in den Ruhestand gehenden Jupp Heynckes. Für den einstigen Profi des Rekordmeisters (2001 bis 2003) ist der Wechsel aus Hessen an die Isar gewiss eine große Chance. Es ist ein persönlicher Aufstieg, der ihm Titelgewinne und ein verbessertes Einkommen verschaffen kann. Allerdings dürfte die Erwartungshaltung an der Säbener Straße in München immens sein. Wer die Szene in den vergangenen Wochen beobachtet hat, wird nach der Absage von Thomas Tuchel über die aktuelle Entscheidung des Branchenführers nicht überrascht sein. Viel mehr Auswahl an Übungsleitern im deutschsprachigen Raum war bei den Ansprüchen der Bayern-Oberen – Präsident Ulrich Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge – nicht gegeben. Alles lief wiederholt nach bekanntem Muster ab. Die Konkurrenz – diesmal Frankfurt – hatte das Nachsehen.
Frankfurt
Ob das Gerangel um den bisherigen Coach von Eintracht Frankfurt seine Auswirkungen auf das 1:4 der Riederwälder in Leverkusen hatte, bleibt dahingestellt. Aber auszuschließen ist dies nicht, wenn man die Worte des Torhüters Lukas Hradecky („Es ist eine komische Woche“) betrachtet. Doch unabhängig davon hat die von Heiko Herrlich betreute Werksauswahl momentan einen guten Lauf. Eine knappe Woche vorher holten die Kicker des Chemiegiganten – gleichfalls mit einem 4:1 – auch einen Dreier in Leipzig und unterstrichen ihre Ambitionen auf einen Start im Champions-League-Wettbewerb 2018/19.