Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Wie gut ist derzeit die Bundesliga wirklich? Eine Frage, die nach den Schlappen der deutschen Vereine in den europäischen Wettbewerben verstärkt diskutiert wird. Die Antwort lieferte am 11. Spieltag das sogenannte Topspiel in Dortmund: Die Bayern sind schwächer als in den vergangenen Jahren und die Borussen noch wirkungsloser.
München
Seit Jupp Heynckes beim Rekordmeister Carlo Ancelotti abgelöst hat, konnte der Primus elf Punkte mehr holen als der Konkurrent aus dem Revier. Aber das ist weniger der überragenden Klasse der Münchener geschuldet, sondern vielmehr der gleichzeitigen Ermattung der Dortmunder. Die Männer von der Isar spielten in Dortmund solide, aber nicht hervorstechend. Auf keinen Fall besser als beim 3:0-Sieg beim königsblauen Erzrivalen des BVB auf dem Berger Feld von Erle. Das war im September – kurz bevor der italienische Übungsleiter an der Säbener Straße in München seine Papiere in Empfang nehmen musste.
Dortmund
Die jüngste Bilanz des aus Amsterdam verpflichteten Coachs Peter Bosz beim BVB ist nach seinen anfänglichen Erfolgen ernüchternd: Nur ein Sieg aus den vergangenen sieben Pflichtspielen, und der resultiert aus dem Pokal beim Drittligisten in Magdeburg. Das ist zu wenig und lässt manchen eingefleischten Anhänger der Borussen an den Künsten des Niederländers zweifeln. Die stattliche Zahl der aus Lippstadt angereisten „Optimisten“ mit ihrem Vorsitzenden Bernhard Scholl sowie dem Urgestein und in seinem Umfeld oft als „Trainer“ bezeichnete Eberhard Beck erlebten im einstigen Westfalenstadion eine überforderte Abwehr der Dortmunder. Ebenso eine mehr oder weniger stumpfe Sturmspitze Pierre-Emerich Aubameyang. Einziger Lichtblick für die BVB-Fans war Christian Pulisic. Kurzum: Dortmund, das vor vier Wochen als Tabellenführer noch fünf Zähler Vorsprung auf den Dauerrivalen hatte, liegt jetzt sechs Punkte zurück. Da zudem das Vorrunden-Aus in der Champions League fast schon besiegelt ist, befindet sich der BVB nun in einer echten Krise.
Schalke
Von der gegenwärtigen Dortmunder Schwäche profitiert nun neben dem Spitzenreiter aus München und den Leipzigern, die nach dem 2:1 über Hannover den zweiten Rang einnehmen, der Nachbar aus dem Pott. Es war nur ein knapper Dreier (1:0) der Knappen in Freiburg. Doch der reichte, um den vierten Platz zu erklimmen. Lediglich das Torverhältnis der Borussia verhinderte ein weiteres Vorpreschen des Vorortvereins. Viele der Fans aus Gelsenkirchen – und sicherlich auch etliche ihrer Gemeinschaften in Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse“) – haben bereits für das am Samstag, 25. November, im Dortmunder Fußballtempel anberaumte Derby einen Sieg auf ihrem Zettel vermerkt. Aber bis dahin gehen noch knapp drei Wochen ins westfälische Land.
Hamburg
Am Tabellenende erlebten der HSV und ihre Sympathisanten in Lippstadt, Christine Goussis und Karl-Heinz Tiemann, ein kaum noch gekanntes Glücksgefühl. Mit dem 3:1 (1:0) gegen die auswärts weiter punktlosen Stuttgarter gelang dem Dino der erste Dreier seit Freitag, 25. August, wo für ihn in Köln auch ein 3:1 registriert wurde. Durch den 500. Heimspielsieg in ihrer Bundesliga-Historie konnten sich die Rothosen vorerst von den Abstiegsplätzen lösen.
Köln
Das ist weder Köln (zwei Punkte) als Schlusslicht noch Bremen (fünf Zähler) als Vorletzten gelungen. Die Geißböcke sind nach ihrem kurzen Aufschwung im Europapokal (5:2 gegen Borissow aus Weißrussland) mit dem 0:3 gegen Hoffenheim knallend auf dem harten Boden der Wirklichkeit im nationalen Fußball gelandet. Es dürfte für den Effzeh immer schwerer werden, den sich abzeichnenden sechsten Abstieg aus der Bundesliga noch abzuwenden.