Dortmund und Gelsenkirchen

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Blick auf die EM 2024 von Hans Zaremba

Die Europameisterschaft (EM) 2024 ist noch weit entfernt. Auch über die Vergabe, wer sie ausrichten darf, hat die Uefa (Union of European Football Associations) bislang noch nicht entschieden. Angesichts der aktuellen politischen Vorgänge in der Türkei, einziger Mitbewerber des DFB (Deutscher Fußball-Bund), wird vermutlich Deutschland den Zuschlag für das Großturnier der 24 besten europäischen Nationalteams erhalten.

Stimmungsvolles Bild aus dem einstigen Westfalenstadion: Viele der über 80.000 Zuschauer freuen sich über den Meistertitel 2012 ihres BVB. Der Fußballtempel an der Dortmunder Strobelallee soll bei einer Vergabe der EM 2024 an den DFB einer der zehn Spielorte in Deutschland sein. Archiv-Foto: Hans Zaremba

Hausaufgaben

Dafür hat nun der DFB mit der Auswahl der zehn Stadien, in denen die Begegnungen der Nationalmannschaften stattfinden sollen, bereits einen Teil seiner Hausaufgaben erledigt. Darunter fallen mit den Arenen in Gelsenkirchen (54.740 Zuschauer) und Dortmund (65.800 Sitzplätze) auch zwei westfälische Wettkampfplätze, die für die Fans in der Region um Lippstadt relativ leicht zu erreichen sind. Die anderen Gewinner, die sich beim „Stadion-und -Städte-Casting“ durchsetzen konnten, waren Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart, Hamburg, Köln, Leipzig und – gerade noch – Frankfurt. Bis auf Düsseldorf waren alle Städte auch schon Schauplätze der Weltmeisterschaft (WM) 2006. Ebenso ist bis auf die Hauptstadt des Landes zwischen Rhein und Weser gegenwärtig in jeder der vom DFB ausgewählten Kommunen ein Erstligist beheimatet. Keine Chancen hatten beim Ranking der für eine EM benötigen Bühnen die Bewerbungen aus Bremen, Hannover, Mönchengladbach und Nürnberg.

Enttäuschungen

Während in den siegreichen Städten nach der frohen Botschaft aus der Frankfurter DFB-Zentrale einige Flaschen geöffnet worden sein dürften, war natürlich die Enttäuschung bei den Verlierern groß. Insbesondere in Mönchengladbach, das bereits 2006 bei der WM das Nachsehen hatte. Rainer Bonhof, Mitglied der siegreichen deutschen WM-Mannschaft in 1974 und heute Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach, konnte seinen Ärger („Ich bin kurz davor, dass mein Hals platzt. Ich bin nicht sauer, sondern stinksauer“) nicht verbergen und fügte verbittert hinzu: „Wir sind irgendwo gelandet. Unverständlich.“ Um zugelassen zu werden, hätten die Niederrheiner vor Gelsenkirchen, das den neunten Rang bei dem Verfahren erreichte, einen Platz ergattern müssen. weil aus Nordrhein-Westfalen bei der Zuordnung der Spielorte maximal nur vier Standorte bestimmt werden konnten.

Auswahlprozess

Da nützte den Mönchengladbachern auch der Trost des DFB-Generalsekretärs Friedrich Curtius („Es war eine vorbildliche Bewerbung, die von viel Engagement und Enthusiasmus getragen war“) wenig. Den persönlich überbrachten Unterlagen lagen 30.000 Unterschriften aus der Bevölkerung bei. Doch emotionale Faktoren zählten offensichtlich nicht. Der etwas technokratische anmutende Auswahlprozess speiste sich aus 103 Kriterien, die in eine komplizierte Matrix flossen, um das Ranking zu ermitteln. 40 Prozent wurden für das Stadion angerechnet und dabei zählten vor allem die Kapazität und die Verkehrsanbindung. Nach den Worten des DFB-Chefs Reinhard Grindel aus Rotenburg an der Wümme, der sich für die in seiner Nähe angesiedelten Städte Bremen und Hannover nicht besonders stark gemacht haben soll, konnte Transparency International Deutschland jederzeit Einblick in den Evaluierungsprozess nehmen. „Wir waren von Anfang an eingebunden. Es war alles logisch und plausibel aufgebaut“, bestätigte die in der Wahlheimat des DFB-Präsidenten geborene Transparency-Beauftragte und einstige Frankfurter Sportdezernentin Sylvia Schenk die Bemerkungen des ehemaligen Bundestagsmitgliedes. Übrigens: Die Uefa wird voraussichtlich im September 2018 endgültig darüber befinden, welche Nation des Kontinents der Gastgeber der EM 2024 sein darf.